Agentur Publicmotor Brand Communication
Aufnahmeprüfung
25. maart 2009
Herber Empfang: Die Stelen im Eingangsbereich der Agentur Publicmotor bleiben dem Besucher im Gedächtnis.
Wer die Agentur Publicmotor zum ersten Mal besucht, könnte glauben, er habe sich an der Tür geirrt: Statt eines Empfangstresens erwartet ihn eine Armee aus dreieckigen Stelen, deren Spitzen sich bedrohlich auf ihn richten. Doch die Adresse im ersten Obergeschoss einer ehemaligen Schokoladenfabrik im Stuttgarter Westen scheint zu stimmen, so dass der Besucher sich schließlich doch gespannt durch das labyrinthartige Ensemble windet. Nach der Hälfte des Weges wird ein Wartebereich sichtbar, den ein großer goldener Kreis auf dem fugenlosen weißen Polyurethanboden markiert, und bald darauf taucht auch der eben noch vermisste Empfangstresen auf; dahinter erstrecken sich die raumhoch verglasten Räume der Geschäftsführung. Mit halbtransparenten, bronzefarbenen Vorhängen lässt sich deren Einsehbarkeit nur bedingt regulieren – zum Glück, denn sonst würde der Besucher womöglich die kreisrunden, scheinwerferähnlichen Leuchten verpassen, die in diesen Räumen Schreibtische und Sitzecken inszenieren.
Kreisrunde Spots wechseln sich mit linearen Leuchtelementen ab, die Wand und Decke aus Fugen und Gräben heraus beleuchten.
Zur Linken des goldenen Kreises versteckt sich hinter halbhohen, mit grauem Teppich bespannten Raumteilern der Mitarbeiterbereich. Da die Mitarbeiterzahlen der Agentur stark schwanken – bei größeren Aufträgen werden schon einmal bis zu dreißig Arbeitsplätze benötigt, im Normalfall reichen etwa zehn – wünschten sich die Bauherren eine flexible Bürolandschaft, die auch bei geringer Belegung nicht unterbesetzt wirkt. Die Raumteiler haben daher gleich mehrere Vorteile: Sie verstecken die Reserveflächen, bieten Stauraum für die Mitarbeiter und ermöglichen einen unkomplizierten Anschluss an die technische Versorgung. In L-förmiger Verlängerung schließt an den Mitarbeiterbereich ein Gemeinschaftsraum mit Küche an, dem auch die separaten Schneideräume sowie die sanitären Anlagen zugeordnet sind. Den Übergang zu diesem Teil des Büros bilden Regalelemente aus gelb gestrichenen Schaltafeln, die – in Anlehnung an die Stelen im Eingangsbereich – beim Durchqueren den Wechsel in ein neues Umfeld bewusst werden lassen.
Die gelben Regalelemente leiten über in den Gemeinschaftsbereich – das gemeinsame Mittagessen gehört bei Publicmotor zur Unternehmenskultur.
Die größte Überraschung jedoch erlebt der Besucher, wenn er sich wieder dem Eingang zuwendet, denn die imposante Wirkung der Stelen erklärt sich nun auch durch einen optischen Trick: Die dreieckigen Elemente sind so gestaltet, dass sie von der Spitze zur Basis hin höher werden und somit dem Auge vorgaukeln, länger zu sein als in Wirklichkeit. In die Rückseiten der Stelen sind zudem TFT-Monitoren eingelassen, welche die vor allem mit dem Medium Film arbeitende Agentur mit ihren Projekten bespielen und so als eine Art Schaufenster nutzen kann. Falls die Agentur den Platz, den die Elemente einnehmen, doch einmal anders nutzen will, ist das übrigens kein Problem: Die Stelen sind mobil und lassen sich ohne weiteres aus dem Weg räumen.
Claudia Hildner
Grundriss
Agentur Publicmotor
Brand Communication
2008
70178 Stuttgart
Publicmotor GmbH
Stuttgart
Bottega + Ehrhardt Architekten
Stuttgart
Projekt- und Bauleitung
Christoph Seebald
Lichtplanung
Stuttgart
.PSLAB
Beirut
Bruttogeschossfläche
700 m2
Fotografie
David Franck