Blaue Kita Monheim
Monochrome Vielfalt
23. 1月 2013
Die Satteldächer der Kita, die sich über den Gruppenbereichen und dem Mehrzweckraum aufspannen, sind unterschiedlich stark geneigt. Dadurch entsteht ein lebendiges Bild.
Ab dem 1. August dieses Jahres haben alle Eltern auch für ihre Sprösslinge unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Er wird zwar in weiten Teilen der Republik – besonders in den Ballungsgebieten – nicht eingehalten werden können. Um wenigstens so viele neue Plätze wie nur möglich zu schaffen, bauen Städte, Kommunen und andere Träger überall fleißig. Die Ergebnisse sind oftmals fragwürdig; beispielsweise dann, wenn aus Geldmangel einfach simple Container umgenutzt werden. In Monheim am Rhein sorgte der aufs Wesentliche reduzierte und dadurch preisgünstige Entwurf von v-architekten dafür, dass anstatt eines ursprünglich auch hier geplanten Kita-Containers ein anständiges und den Kindern angemessenes Gebäude entstanden ist.
Auf die Außenwände der Kita wurde eine hellblaue, 2,5 Millimeter dicke 2-Komponenten-PUR-Beschichtung aufgesprüht.
Das Grundstück liegt wie ein schmales Handtuch zwischen der Wohnbebauung und einer sanierungsbedürftigen Turnhalle mit angrenzenden, ungepflegten Rasenflächen. Dass letzterer eindeutig der unattraktivere Bereich und zugleich die Nordseite ist, spiegelt sich im Entwurf der Architekten wieder. Nur wenige, allerdings große Fenster und der Eingang unterbrechen die Nordfassade. Dank der niedrigen Brüstungshöhe und der breiten Fensterbänke können sich die Kinder dort hinsetzen und ausruhen. Nach Süden hin ist die Fassade komplett verglast. Sonnenschutzgläser in einer Pfosten-Riegel-Konstruktion aus eloxiertem Aluminium und der Dachüberstand schützen den Innenraum vor Überhitzung.
Vom Innern der Kita – hier dem Mehrzweckraum – blicken die Kleinen und Ihre Betreuer hinaus in den Garten und zur angrenzenden, niedrigen Wohnbebauung.
Den Grundriss prägen die breiten Flure, die auch zum Spielen und Toben genutzt werden, sowie die vier Gruppenräume, denen je zwei kleine Nebenräume und ein Badezimmer zugeordnet sind. Um den Kindern die Orientierung zu erleichtern, brachten die Architekten zusätzlich zum blauen Fußboden etwas Farbe ins Spiel. Sie suchten für den Bodenbelag und die Wandflächen der Nassbereiche je eine weitere Farbe aus. Ansonsten bleibt alles in Weiß und Hellgrau, so dass die Kinder nicht bereits durch das Gebäude mit Eindrücken überfrachtet werden.
Die Entscheidung, anstatt der Container ein richtiges Gebäude zu bauen, ist allerdings nicht nur den Kindern gegenüber angemessen. Sie bringt auch für den ganzen Stadtteil Vorteile mit sich und vermittelt ein anderes Image als die ursprünglich geplante Container-Variante. Das Berliner Viertel, in dem die Kita steht, war zu seiner Entstehungszeit in den 1960er und 70er Jahren ein beliebter und angesehener Stadtteil Monheims. Mit dem Wegzug vieler reicher Familien und dem Zuzug von Migranten-Familien, Sozialhilfeempfängern und Arbeitslosen ab den 80er Jahren änderte sich das Bild. Dieser Wandel hin zu einem unbeliebten Wohngebiet konnte erst mit Hilfe des Programms „Soziale Stadt“ (1995-2005) gestoppt und umgekehrt werden. Das Berliner Viertel wird wieder attraktiv. Da kommt die kleine, aber fröhlich anmutende „Blaue Kita“ gerade recht.
Simone Hübener
Grundriss mit Raumbezeichnungen
Blaue Kita Monheim
2012
Oranienburger Straße 18
40789 Monheim am Rhein
Bauherr
Stadt Monheim am Rhein
Gebäude- und Liegenschaftsmanagement
Monheim am Rhein
Architekten
v-architekten gmbh
Köln
Bauleitung
Stefan Nix-Pauleit
Köln
Projektleiter
Markus Kilian
Marc Knechtges
Tragwerk, Bauphysik
Spiessbach-Gerhards-Berg-GmbH
TGA
HPI-Himmen Ingenieurgesellschaft
Köln
Freianlagen
Grünart
Langenfeld
Rohbau
Josef Pick Bauunternehmung GmbH
Holzbau
Fritz Kathe & Sohn GmbH
Fensterbau
Carl Croon GmbH
PUR-Beschichtung
Strabag AG
Bruttogeschossfläche
877 m²
Baukosten
1.000.000 Euro
(KG 300-400 brutto)
Fotografie
Constantin Meyer