Restaurierungszentrum Berlin
Wie der Schreiner kann's keiner
21. 5月 2010
Die kakaobraune Farbe von Fassade und Dach der neuen Werkhalle harmonieren mit dem hellen Putz des alten Gutshauses.
Handwerker schätzen das Restaurierungszentrum Berlin e.V. für sein Aus- und Weiterbildungsangebot in den Bereichen Restaurierung und Denkmalpflege. Seit Dezember 2009 haben die Kursteilnehmer das Glück, in gleich zwei Schmuckkästchen ihre Fortbildung absolvieren zu dürfen. Büros, Schulungsräume, Pausenbereiche und Sanitäranlagen sind in einem ehemaligen Gutshaus untergebracht, das aufwändig saniert und für die neue Nutzung umgestaltet wurde. Unmittelbar daneben steht nun der Neubau einer Werkhalle mit einem Bereich für die größeren Maschinen im Erd- und einem Werkraum im Obergeschoss.
Das Gutshaus Falkenberg wurde Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Grundmauern eines Fachwerkhauses errichtet und anschließend zweimal erweitert. Während der Zeit der DDR verfiel die Anlage zusehends, die Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen und durch Garagen ersetzt. Heute erstrahlt insbesondere der Innenraum des erhalten geblieben Gutshauses in neuem Glanz, denn hölzerne Einbauten konnten restauriert, viele wunderschöne, teilweise leider nur partiell erhaltene Decken- und Wandgemälde freigelegt und aufgearbeitet werden. Um diese Kunstschätze nicht zu schädigen verzichteten UTArchitects auf Deckenleuchten. Wand- und Stehleuchten sorgen für ein ausreichend helles, angenehmes Licht.
Das Dach bestimmt das Bild der neuen Halle. Es wird als schützende Hülle auch an der der Straße zugewandten Seite bis zum Boden heruntergezogen.
Neben dem Gutshaus planten die Architekten für die neue Werkhalle einen langen, schmalen Baukörper, der zur Straße hin fast vollständig geschlossen ist. Dadurch ist der nötige Schallschutz für die Bewohner der angrenzenden Siedlung gewährleistet und der Bau bekommt eine eindeutige Ausrichtung – hin zum Gutshaus und zum Innenhof. Das kakaobraune Wellblech, mit dem Wände und Decken bekleidet sind, ist nur von schmalen, vertikalen Fensterbändern durchbrochen, die sich bis ins Dach ziehen. Die davor montierten Holzlamellen schützen die Arbeiter vor direktem Sonnenlicht.
In Richtung des Innenhofs ist die Werkhalle dagegen sehr transparent gestaltet, gibt von innen den Blick frei auf die baumbestandene Fläche. Errichtet wurde der Neubau als konventioneller Holzständerbau, die Fassadenelemente sind von außen aufgesteckt. So bleibt innen das Skelett sichtbar, die Konstruktion erlebbar. Dieses Thema führten die Architekten so konsequent fort, dass sogar die aussteifenden Elemente neben dem Aufgang ins Obergeschoss nicht verdeckt wurden: das ideale Ziel für eine Statikexkursion im ersten Semester.
Den Architekten war es wichtig, dass die Restauratoren und Tischler von ihren Arbeitsplätzen aus nach draußen blicken können.
Die bis zu vier Meter große Auskragung des Daches bildet auf der Hofseite den konstruktiven Sonnen- und Wetterschutz. Darunter treffen sich die Restauratoren und Tischler in der Pause, sie nutzen diesen Ort als Arbeitsplatz an der frischen Luft oder als Lagerfläche, sollte es in der Halle einmal zu eng werden.
Auch der Innenraum von den Auszubildenden und Lehrenden bereits fleißig in Beschlag genommen, zusätzliche Regale mit eigenwilligen Auflagern wurden an die Wänden montiert. Doch der Werkhalle schadet dies nicht, denn die Architektur ist so einfach und dennoch eindeutig formuliert, dass sich ein einmaliges Ganzes ergibt.
Simone Hübener
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Restaurierungszentrum Berlin
2009
Richterstraße 6
12524 Berlin
Auftraggeber
Restaurierungszentrum Berlin e. V.
Architektur
UTArchitects
Berlin
Projektleitung
Tim Bauerfeind
Henning von Wedemeyer
Tragwerksplanung
Pichler Ingenieure GmbH
Berlin
Außenanlagen
Bergander Garten- und Landschaftsarchitektur
Berlin
Bruttogeschossfläche
1.000 m²
Fotografie
Ulrich Schwarz