Stadt zum Fluss

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Okt. 17, 2012

hutterreimann Landschaftsarchitektur gewinnt den Wettbewerb Natur in Pfaffenhofen a. d. Ilm 2017. Barbara Hutter stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Blick auf den Bürgerpark 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für Pfaffenhofen?
Pfaffenhofen formulierte dazu in der Auslobung zum Wettbewerb: „Grundsätzliches Ziel ist es, durch Hinzunahme ergänzender neuer Flächen ein Stadtbild prägendes, funktional und gestalterisch hochwertiges und durchgängiges Grünflächensystem zu schaffen, das Aufenthaltsqualität an der Ilm bietet und die Innenstadt mit der Landschaft verzahnt („Grünes Band“). Die Gartenschau erscheint aus Sicht der Stadtentwicklungspolitik das geeignete Mittel, Impulsgeber für eine ökologische Stadterneuerung zu sein, um innerstädtische Freiräume zu sichern und neue Grünflächen zu entwickeln, den Freizeitwert der Innenstadt zu erhöhen und eine weitere Flächeninanspruchnahme durch Bebauung zu verhindern.“

Unser Entwurf basiert darauf, die Ilm als zentrales durchgehendes Freiraumelement der Stadt Pfaffenhofen erlebbar und die Wege aus der Stadt zum Fluss sichtbar auszubilden. Ein neuer, die Ilm begleitender Uferweg, die Ilmpromenade, wird als Rückgrat Pfaffenhofens von der Stadtmühle im Norden bis zur Ilminsel im Süden inszeniert. Die Promenade begleitet auf neuen und vorhandenen Wegen den Fluss, akzentuiert durch flächige naturnahe Gehölz- und Staudenpflanzungen, die Ilmschwingen. Sie weitet sich abschnittsweise spielerisch auf, und lädt mit geschwungenen Sitzelementen, die sich in Teilen aus der beidseitigen, ansonsten geländebündigen Einfassung erheben, zum Aufenthalt im Ilmraum ein. Damit wird dem Fluß eine besondere Bedeutung im Stadtraum zugeschrieben.

Sogenannte Stadtspangen, verknüpfen als befestigte und sich zur Stadt öffnende Wegeverbindungen in Ost-Westrichtung die umgebenden Quartiere mit dem Ilmraum. Ihre markante, hell-leuchtende Oberfläche verlockt, weckt die Lust ihrem Ruf zu folgen, der Ilm entgegen, um sich auf diesem Wege dem bisher nahezu unsichtbaren Wasser zu nähern um sich im grünen Ufersaum zu verlieren. Neue Fußgängerbrücken ergänzen bestehende Ilmquerungen und ergänzen die Stadtspangen. Die charakteristischen  Freiräume (Ilminsel, Bürgerpark und Sportpark) rhythmisieren den Verlauf des Flusses durch die Stadt. 
Blick auf die Ilminsel 
Welche Themen schlagen Sie für die Bespielung einer Gartenschau vor?
Die Gartenschau in Pfaffenhofen wird als Möglichkeit gesehen den Ilmraum initial zu beleben und geht neben dem festgesetzten Programm auf die unterschiedlichen Situationen des Flusses ein.

Eine Gartenschau ist auch immer Leistungsschau der Gartenbau-Fachverbände, sowie von Ministerien und Verbänden. Und natürlich will für das leibliche Wohl und die Unterhaltung gesorgt sein. Der Schwerpunkt dieser Ausstellung findet auf dem Festplatz im Sportpark statt. Daneben lädt ein Rosengarten und Sommerblumen in den Bürgerpark und verschiedene Ausstellungsbeiträge finden sich entlang der neuen Ilmpromenade. Neben der Hauptbühne auf dem Festplatz bietet der Bürgerpark und die Ilminsel Raum für intimere Veranstaltungen. Die Gartenschau ist die Feier des Ortes, ein drei Monate währendes Eröffnungsfest  für den neuen rekultivierten Stadtraum im Herzen Pfaffenhofens.
Gartenschau und Nachnutzung 
Wie wollen Sie den Bürgerpark gestalten?
Der Bürgerpark wird zum offenen multifunktionalen Wiesenraum, zu den Straßen hin begrenzt durch den transparenten hochkronigen Parksaum. Der Saum ist Spiel- und Aufenthaltsraum. Er bietet schattige Sitzplätze und ermöglicht Blickbezüge über die offene Wiese bis zur entfernten Altstadtsilhouette Pfaffenhofens. Zur Altstadt im Westen öffnet sich der Park als einladende Geste.

Die Parkschleife aus farbigem, weichem Kunststoff (EPDM), ist Erschließung und Spielplatz. Als Abschluss und Ergänzung des Parksaumes zum großen Wiesenraum ist sie informeller Kinderspielbereich, Seilbahn, Skaterparadies und lädt zum Toben, Spielen und Loungen. So wird das Spiel zum integralen Bestandteil des Parks. Ein Blühstauden- und Gräsersaum unterstreicht den Übergang zum Wiesenraum.

Nahe der Arlmühle wird ein neues Parkcafé mit Biergarten und Ilmblick für Sommer- und Winternutzung vorgeschlagen. Eine Sitzstufenanlage aus Holz eröffnet den Blick an der markanten Aufweitung der Ilm, dem Belvedere. Zugunsten des zusammenhängenden, großzügigen Freiraumes des Bürgerparks und der damit einhergehenden, hohen Lebensqualität der Innenstadt wird die Bebauung an dieser Stelle sehr reduziert und kompakt ausgebildet. Die neue Wohnbebauung im Bürgerpark ist als generations-übergreifendes familien- und altersgerechtes Wohnen im Park konzipiert. Die viergeschossigen Baukörper schließen die von Süden kommenden Siedlungselemente im Sinne von Schlusssteinen ab.
Bürgerpark 
Wie können wir uns die Nachnutzung vorstellen?
Nach Abschluss der Gartenschau wird der neue Ilmraum mit seinen drei Schwerpunkten Ilminsel, Bürgerpark und Sportpark öffentlichen und steht den Bürgern Pfaffenhofens und ihren Besuchern zur Erholung und vielfältigen Freizeitnutzung zur Verfügung. Aufwendige Ausstellungsbereiche werden in pflegeleichte Stadtgärten umgebaut.

Der Sportpark wird umstrukturiert und durch die ökologische Gewässersanierung der Ilm zusätzlich aufgewertet.  Der am südlichen Rand gelegene Festplatz bietet mit seiner großen offenen Mitte wieder Raum für regelmäßiges Marktgeschehen.

Der Bürgerpark lädt mit seinen vielgestaltigen Spiel- und Freizeitangebot insbesondere Familien ein. Im Bürgerpark und auf der Ilminsel können Freiluftkonzerte unterschiedlicher Größe stattfinden.
Ilmpromenade und Ilmwegerl bilden dann wichtige innerstädtische Grünverbindungen und sind an überregionale Rad- und Fusswegeverbindungen angeschlossen.
Nachnutzung 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Die Gartenschau wird im Jahre 2017 vom Mai bis zum August ihre Tore öffnen. Die Baumaßnahmen sollen ab Herbst 2014 beginnen und in 2016 abgeschlossen sein.

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 10/2012
Natur in Pfaffenhofen a. d. Ilm 2017
Offener Realisierungswettbewerb mit Ideenteil

Jury
Rolf Lynen, Vors.
Johannes Dragomir
Ursula Hochrein
Martin Rist
Dieter Sedlmayer
Prof. Uta Stock-Gruber
Dagmar Voß

1. Preis
L.Arch.: hutterreimann
Berlin
Arch.: Keller Mayer Wittig
Cottbus

2. Preis
L.Arch.: ver.de
Freising
Arch.: Florian Nagler
München

3. Preis
L.Arch.: Geskes und Hack
Berlin
Arch.: Kersten und Kopp
Berlin

4. Preis
L.Arch.: Plancontext
Berlin
Arch.: Roedig Schopp
Berlin

5. Preis
L.Arch.: ANNABAU
Berlin