Großzügigkeit und Wasserbezug

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Sept. 19, 2012

Gewers & Pudewill gewinnen den Wettbewerb um die Unternehmenszentrale der Marquard & Bahls AG in Hamburg. Georg Gewers und Henry Pudewill stellen sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Blick von der Ericus-Brücke 
Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?
Die Aufgabe war in dem Sinne besonders, dass es sich hier um den konkreten Eigennutzer Marquard & Bahls handelt, also keine anonyme spätere Nutzung, wie es oft vorkommt, sondern ein selbstbewußter und anspruchsvoller Bauherr, der sich sein Unternehmenszentrale bauen will. Also ging es für uns darum, neben den wichtigen Themen des Städtebaus und der Antwort auf die Umgebung, vor allem den Nutzer mit seinen Anliegen so gut wie möglich zu verstehen, beziehungsweise das, was wir bis dato über den Bauherrn wissen konnten, zu berücksichtigen. Kurz - wir haben einen Maßanzug gezeichnet, ohne dass eine Anprobe stattfinden konnte.
Lageplan 
Fluchten und Kubatur, Ausblicke, Zurücknahme und Akzentuierung 
Wie organsieren Sie Erdgeschoss und Innenhof?
Übersichtlichkeit  ist  für uns höchstes Gebot. Ein großes Bürohaus wie dieses muss sich in seinen Abläufen von der Eingangstür bis zum einzelnen Büro selbst erklären. Die Lobby und die Anordnung der Lifts spielen eine zentrale Rolle in diesem Gefüge. Wir setzen auf Großzügigkeit, Transparenz und Offenheit im Eingangsgeschoss. So wird man beim Eintreten den Wasserbezug erleben und auch den großzügigen freien Innenhof als Orientierung und wichtigsten Bezugsort wahrnehmen. Es gilt für uns immer beengte oder kleinliche Situationen zu vermeiden.
Erdgeschoss 
Innenhof 
Wie strukturieren Sie die Bürozonen? Welche Standards sind vorgesehen?
Die Büros werden größtenteils in einzelnen Räumen angeordnet, was intern bedingt ist, da sich offene Bürostrukturen für diese konkrete Nutzung hier nicht eignen. Daher galt es besonders vielen Büros eine gute Außenbeziehungen und attraktive Zuschnitte  zu bieten. Dies war ein Grund den großen  zum Wasser  hin orientierten Hof vorzuschlagen. Die Büros sind sehr flexibel anordbar, das in effizienten zwei- und dreihüftigen Flügeln.  Der Bürostandard wird wertig und qualitätvoll ausgeführt werden, quasi hanseatisch und nicht aufdringlich modisch.
Struktur 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Zentrale Rolle spielt für uns zuerst immer ein guter und unaufgeregter Städtebau. Wir fanden die ausgewogene Antwort auf diese hervorragende Lage und Nachbarschaft mit einer eigenständigen Lösung- man könnte sagen:  „in sich ruhend aber überraschend“. Vor allem die jeweiligen Ecken wirken unkonventionell, metropol und selbstbewusst. Dann aber geht es uns immer auch um gute und besondere Räume an sich und deren Wirkung. Zweifelsohne ist hier der große Innenhof das Hauptthema. Er strahlt Souveränität und Großzügigkeit aus und öffnet sich zu Wasser, Stadt und  Nachbarn. Als  Bezugspunkt aller wichtigen Funktionen wird  der Hof in seiner Gestaltung ein ganz besonderer Raum werden. Damit verbindet sich ein weiteres wichtiges Thema: Der Material- und Atmosphärenkontrast  zwischen Außen und Innen, der sich hier wunderbar anbietet und thematisiert werden soll.
Blick von der Korea-Straße 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Die Materialvorgaben des Quartiers waren klar definiert mit rotem Backstein als Hauptaussage in der Fassade. Dies war ein guter Ausgangspunkt, den wir aufnehmen und als starke Basis für andere Materialien verstehen. Hinzukommen werden Holz und Glas, je nach Situation. Grundsätzlich soll ein interessanter Kontrast zwischen der Außen- und Hoffassade ausgespielt werden. Wir verwenden  natürliche  und unverfremdete Oberflächen mit ihrer eigenen Wertigkeit. Modische Materialien haben bei uns keinen Platz-  es geht auch um Nachhaltigkeit von Material und Haptik.
Detail 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Es werden gerade detaillierte Terminpläne erarbeitet und zeitliche Szenarien erörtert. Zur Zeit befinden sich die Bauherren und Planer noch in der Abstimmung, sodass noch keine konkrete Aussage getroffen werden kann.
Modell (Foto: büro luchterhandt, Hamburg) 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 09/2012
Unternehmenszentrale der Marquard & Bahls AG
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Bernhard Winking, Vors.
Prof. Jörn Walter
J. Bruns-Berentelg
Bodo Hafke
Prof. Mirjana Markovic
Martin Haas
Dr. Daniel Weisser
Dr. Jörg Walter
Angela Westfehling
Hans-Detlef Roock

1. Preis
Gewers & Pudewill
Berlin

2. Preis
Max Dudler
Berlin

3. Preis
AllesWirdGut
Wien