Neuer Stadtteil

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Sept. 5, 2012

BLK2 Böge Lindner K2 gewinnt den Wettbewerb um das Areal Mittelmole in Rostock-Warnemünde. Lutz-Matthias Keßling stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Blick auf die Mittelmole Rostock-Warnemünde 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für Rostock-Warnemünde?
Ziel des Wettbewerbs war es, einen neuen Stadtteil im direkten Umfeld zum wichtigsten Kreuzfahrthafen der Ostsee zu schaffen und den Großsegelereignissen Warnemünder Woche und HanseSail neuen Raum zu geben. Es wird ein neuer Wohnstandort für Rostock – Warnemünde entstehen, der keine Ferienwohnungen erhalten soll, um so die in Warnemünde bestehende Bewohnerstruktur zu stärken.

Durch die Anordnung der wasserbezogenen und lärmunempfindlichen Nutzungen im Bereich der stark lärmbelasteten Kreuzfahrtterminals der Mittelmole, die im Jahr 2012 rund 180 Schiffsankünfte haben wird, kann vis-à-vis der Altstadt Warnemündes ein qualitätvoller und von den Belastungen des Seekanals unbeeinträchtigter neuer Stadtteil entstehen.
Schwarzplan und Modell 
Zugleich sollten die hafenbezogenen Nutzungen des in der Ostsee führenden Kreuzfahrtstandorts Warnemünde weiter qualifiziert werden, damit Warnemünde von den auswärtigen Besuchern und Kreuzfahrern als „Eingangstor“ zur Ostsee in guter Erinnerung bleibt und so den Tourismus für die Region auf Dauer stärkt.
Hafenblick 
In welchen Etappen ist die Realisierung gedacht?
Unser Entwurf erlaubt eine schrittweise Entwicklung dieses städtebaulichen Filetstückes der Hansestadt Rostock: Zuerst muss ein Liegenschaftstausch zwischen der WIRO und dem Landessportbund im Norden der Mittelmole erfolgen, damit die bisherigen Liegenschaften des Segelsports mit Landessportbund als Entwicklungsflächen für den Wohnungsbau im nordwestlichen Kopf der Mittelmole zu Verfügung stehen und die Planungen für das Segelsportinternat und die maritime Infrastruktur unabhängig in Angriff genommen werden können. Zeitgleich werden die ersten Abschnitte für den zentralen Bereich des Wohnungsbaus entwickelt.
Etappierung 
Welche Nutzungen sind vorgesehen?
An der bestehenden Kaikante der Mittelmole haben wir in Zusammenarbeit mit Schoppe + Partner eine maritime Erlebniswelt geplant: vom Kreuzfahrtkai, über ein neues Überseehotel als Landmarke bis hinauf zum neuen Hafen der Segelsportler, samt Seglerinternat, Segelzentrum und großer Slip-Anlage, die dort entstehen wird, wo sich noch derzeit der alte Fähranleger des Warnemünde-Gedser-Trajektes befindet. Die Nordspitze der Mittelmole wird von Häusern gebildet, die bis zu acht Geschosse hoch sein können und gehobene Mietwohnungen enthalten werden.

Im Anschluss dieser „Speicherstadt“ wird sich ein Wohngebiet anschließen, das vier bis fünf Geschosse hoch ist. Zusätzlich werden Townhouses entlang des städtischen Parks am südlichen Teil des „Alten Stroms“ gebaut. Insgesamt können so auf der Mittelmole bis zu 420 Mietwohnungen entstehen, dazugehörige Tiefgaragen nehmen den ruhenden Verkehr auf.
Im Bereich der Bahnhofsachse werden für die Nahversorgung kleinere Einzelhandelsflächen angeordnet.
Lageplan 
Ansichten, Schnitt 
Welche Materialien für Gebäude und Freiräume schlagen Sie vor?
Die Gäste auf den einlaufenden Schiffen werden nach unserer Planung in Zukunft die rote Stadt zwischen dem weißen Strand von Warnemünde und der hellen, mediterran anmutenden Yachthafenresidenz „Hohe Düne“ wahrnehmen. Das neue Molenquartier soll mit seiner rötlichen Farbigkeit, gebildet aus den Materialien Ziegel, wetterfester Stahl und Holz einen einheitlichen Farbkanon für die Hochbauten erhalten.

Die Materialien der Freiräume passen sich den Nutzungen an:
Der neue Yachthafen bildet eine der wesentlichen (auch touristischen) Attraktionen der Mittelmole und trägt im Besonderen zu ihrer atmosphärischen Prägung bei. Alle Zugänge zum Wasser werden einheitlich als Holzstege ausgeführt. Im Molenquartier schlagen wir als Bodenbelag ein farblich gemischtes Natursteinpflaster im Passeverband vor. Das Format 8/11 ist angenehm begehbar und bei entsprechendem Unterbau bis Bauklasse IV belastbar.

Zwischen der Kaizone und Bahngelände wird ein Waldstreifen als landschaftliches Element eingefügt. Dieser setzt sich in westlicher Richtung bis zum Yachthafen fort und folgt so dem schichtartigen Aufbau des Entwurfs. Der Wald besteht im Wesentlichen aus Kiefern mit einzelnen Birken, die an einen lichtdurchfluteten Dünenwald erinnern. Der Untergrund ist im östlichen Teil eine mit Gras bewachsene Sandfläche, die im Falle von Veranstaltungen, wie aber auch bei Kreuzfahrtbelegung als Parkplatz genutzt werden kann.

An der östlichen Wasserkante der Mittelmole liegt der Kreuzfahrthafen mit dem Terminal, dem Hotelgebäude, einem zusätzlichen Parkhaus und den sonstigen Infrastruktureinrichtungen. Der gesamte Bereich wird als Logistikfläche für Großveranstaltungen mit einem einheitlichen Ortbetonbelag hergestellt, um den vielfältigen Ansprüchen gerecht zu werden. Die räumliche Struktur ergibt sich aus der Bebauung und einzelnen Bauminseln die aus dem sonstigen Belag herausgehoben sind. Es handelt sich dabei um niedrige Sitzmauern, die sandige Trockenrasenflächen einfassen und mit hochstämmigen Kiefern bewachsen sind. Die auf der Fläche vorhandenen Stellplätze können durch höhengleiche Stahlschienen markiert werden. So entsteht eine flexibel nutzbare Fläche, die auf Grund der reduzierten Gestaltungselemente eine eigene Atmosphäre erhält, und auch bei Regattaveranstaltungen zum Zelten geeignet ist.
Künstliche Kajenlandschaft, Details 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Da es sich um ein städtebauliches Vorhaben handelt, können Fertigstellungstermine nur mit großen Vorbehalten genannt werden. Zunächst soll nun ein Funktionsplan erarbeitet werden, hierzu werden die Hinweise des Preisgerichts eingearbeitet werden und in enger Abstimmung mit den Beteiligten die öffentlichen Belange Berücksichtigung finden. Dieser wird dann Grundlage für den ab Frühjahr 2013 aufzustellenden Bebauungsplan, der dann voraussichtlich im 3. Quartal 2013 öffentlich ausgelegt werden soll.
Modell (Foto: D&K drost consult GmbH, Hamburg) 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 08/2012
Areal Mittelmole Rostock-Warnemünde
Offener Wettbewerb

Jury
Prof. Christiane Thalgott, Vors.
Lutz Braun
Jörn Janssen
Michael Kaschke

1. Preis
BLK2 Böge Lindner K2 Architekten
Hamburg
L.Arch.: Schoppe + Partner
Hamburg

2. Preis
Bastmann + Zavracky Architekten
Rostock

3. Preis
Uhrmeister Czech Architekten
Berlin