Ruhiger, solitärer Baukörper

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Juli 18, 2012

gmp · Architekten gewinnen den Wettbewerb um das Trianel Headquarter in Aachen. Tobias Unterberg stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Blick auf Haupteingang und Vorfahrt 

Wie verorten Sie die in zwei Bauabschnitten gedachte Hauptverwaltung für den Energieversorger Trianel?

Der Neubau des Trianel Verwaltungsgebäudes entsteht in direkter Nachbarschaft zum Aachener Fußballstadion „Neuer Tivoli“ an einer der Hauptausfallstraßen Aachens in Richtung Nordosten. Das Gebäude reagiert auf das sowohl baukörperlich, als auch farblich heterogene Stadion durch die Ausprägung eines ruhigen, solitären Baukörpers in Trapezform. Die Mittelachse orientiert sich an der Mittelachse des Stadions. Durch die Ausrichtung der langen Trapezseite nach Süden entsteht eine deutliche Geste der Öffnung zur allgemeinen Grünfläche. Der Neubaukörper reagiert auf den Rücksprung des Stadions im Südwesten mit einer Gegenbewegung und erreicht dadurch ausreichend Aufmerksamkeit für die Adressbildung an der Krefelder Straße.

Lageplan 

Welchen Stellenwert hatte der Nachhaltigkeitsfaktor beim Entwerfen?

Bereits in der Wettbewerbsauslobung wurde seitens des Bauherren ein großer Wert auf eine nachhaltige, zukunftsorientierte und innovative Bauweise gelegt. Eine Befähigung, das Gebäude mit dem DGNB-Zertifikat in Silber auszuzeichnen, wurde erwünscht.

In unserem Planungsteam befindet sich ein akkredierter DGNB Auditor, der die Umsetzung eines nachhaltigen Gebäudes mit dem Potential, eine DGNB Zertifizierung in „Silber“ zu erhalten, aktiv und zielorientiert mitgestaltet. Darüber hinaus wird schon in einer sehr frühen Planungsphase ein Fachplaner für eine thermische Simulation des Gebäudes eingebunden, um Optimierungspotentiale zu untersuchen, mit dem Ziel den Gesamtenergiebedarf des Neubaus zu reduzieren.

Die Projektziele aus nachhaltiger Sicht sind eine hohe Aufenthaltsqualität für den Nutzer (hier im Besonderen thermische Behaglichkeit, hohe Tageslichtverfügbarkeit, visuelle, akustische Qualität und Lüftungsqualität), Einflussmöglichkeiten der Nutzer im Raum (Licht, Heizen, Kühlen, Lüften), Einsatz erneuerbarer Energien und optimierte Lebenszykluskosten.
Piktogramm 

Wie wichten Sie die unterschiedlichen Arbeitsplätze? Welche Standards sind vorgesehen?

Das Herzstück des Neubaus ist der Trading-Floor im 1. OG. Hier wird zukünftig das Hauptgeschäftsfeld von Trianel stattfinden: 80 Händler werden von hieraus ähnlich wie an einer Wertpapierbörse mit Strom und Gas handeln. Uns ist es wichtig, für diesen Bereich, der von den Mitarbeitern höchste Konzentration abverlangt, ein sowohl atmosphärisch als auch raumklimatisch optimales Arbeitsumfeld zu schaffen.


Für alle Arbeitsbereiche ist ein hoher Bürostandard vorgesehen, da sich der Bauherr ein attraktives Arbeitsumfeld wünscht, um für ein hohes Maß an Motivation und Zufriedenheit am Arbeitsplatz für seine Mitarbeiter zu sorgen.
Grundrisse 

Welches innenräumliche Thema war Ihnen besonders wichtig?

Durch die Form notwendiger Zusammenarbeit im Unternehmen wird die Trianel GmbH als ein im Wesentlichen auf Netzwerktätigkeit angewiesenes Unternehmen definiert. Kommunikation ist wesentlicher Motor für Innovation und unternehmerischen Erfolg.

Dieses Prinzip der Zusammenarbeit im Unternehmen findet seinen Ausdruck in der Anordnung der weitgehend flexibel nutzbaren Büroflächen um einen zentralen Innenhof. Sichtkontakte über mehrere Ebenen schaffen optimale Bedingungen für die Kommunikation, und den Wissensaustausch. Durch die räumliche Zentrierung um den Innenhof entsteht eine Atmosphäre der Verbindung der Mitarbeiter untereinander. Dem Bild des Netzwerkes folgend spinnen sich Treppenanlagen durch den gemeinsamen Luftraum, die jeweils in Kommunikationszonen enden und die die Benutzer dazu animieren, miteinander in Austausch und Kommunikation zu treten. Die Grundflächen der Büroebenen sind weitestgehend flexibel nutzbar. Eine lichte Raumhöhe von mindestens 3 Metern ermöglicht es, auch vor dem Hintergrund der Arbeitsstättenrichtlinien Büroeinheiten zu bilden, die größer als 200 qm sind.

Lichte Halle 

Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?

Der Neubau wirkt homogen und harmonisierend auf das durch große Baukörper geprägte, heterogene, städtebauliche Umfeld an der Krefelder Straße. Horizontal verlaufenden Sonnenschutzlamellen und Fassadenbänder aus weiß lackierten Aluminiumprofilen unterstützen die Grundform des Hauses und sorgen für einen ruhigen Baukörper und gleichzeitig für einen hohen Wiedererkennungswert. Hinter dem Sonnenschutz befinden sich großformatige Glasfassadenflächen, die den Mitarbeitern den Blick nach außen gewähren und gleichzeitig für eine hohe Tageslichtausbeute sorgen.

Die weißen Fassadenbänder setzen sich im Innenraum an der Galeriefassade fort; alle Stahlbauteile im Innenraum sind ebenfalls weiß lackiert und sorgen so für eine hohe Stringenz in der Materialität.

Um dem Wunsch des Bauherren nach einer optimalen Zusammenarbeit und Netzwerktätigkeit gerecht zu werden, wollen wir den Innenraum durch den Einsatz von Glaswänden optisch möglichst transparent gestalten und dennoch für eine akustische Trennung sorgen.  Im Kontrast zu den weißen Fassadenbändern und Stahlbauteilen setzen wir im Innenraum auf dunkle Teppichböden in den Bürobereichen und dunklen Naturstein in den öffentlichen Zonen. Farbliche Akzente setzen wir durch Holztüren und zum Teil farbige Möbeloberflächen.

Detail 

Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Als Baubeginn ist der 1. Oktober 2012 vorgesehen. Zu diesem Termin soll mit dem Aushub der Baugrube begonnen werden. Nach fünfzehnmonatiger Bauzeit soll die neue Unternehmenszentrale Ende 2013 fertiggestellt werden.

Modell (Fots: comp I ar, Dortmund) 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 07/2012
Trianel Headquarter, Aachen
Begrenzt offener Wettbewerb

Jury
Prof. Gesine Weinmiller, Vors.
Marcel Philipp
Sven Becker
Dr. Jörg Vogt
Maike Schlick
Hans-Dieter Collinet
Hans-Ulrich Ruf
Daniel George
Britta Buchhorn
Thomas Riffelmann

1. Preis
gmp · Architekten
Aachen

2. Preis
kadawittfeldarchitektur
Aachen

3. Preis
JSWD Architekten
Köln

4. Preis
Rhode Kellermann Wawrowsky
Düsseldorf