Designer's Saturday

Autor:
ub
Veröffentlicht am
Nov. 14, 2012

 
 
 
 

Anfangs, 1987, war der Designer's Saturday im schweizerischen Langenthal eine Art Geheimtipp. Vom dort ansässigen Unternehmer Peter Ruckstuhl organisiert, stellen Hersteller hochwertiger Inneneinrichtungskomponenten hier alle zwei Jahre ihr Angebot dar. Das Besondere: Man besucht dabei die Produktionsstätten und sieht, wie die durchweg hochwertigen Teile gemacht werden. Inzwischen kommen an einem verlängerten Wochenende im November fast 20.000 Besucher, und man sieht dabei immer mehr Interessenten aus vielen Ländern und Kontinenten.

Schätzen muss man vor allem, dass hier nichts vom schaurigen Schund zu sehen ist, den man bei der Kölner und gelegentlich auch bei der Mailänder Möbelmesse ertragen muss. In Langenthal wird ein ganz anderes Konzept mit der Absicht verfolgt, Qualität – die ihren Preis hat – an die Architekten, Inneneinrichter und Designer zu bringen. Eine Publikumsveranstaltung ist der Designer's Saturday nicht, auch wenn nobles Design, wie man am Wochenende (10./11.11.2012) in der Süddeutschen Zeitung las, in die Massengesellschaft sickert.

In Langenthal sieht man vielmehr wunderbare Stoffe (Création Baumann), exquisite Bodenbeläge und neuerdings auch eine Sonderserie kunstvoller Teppiche (Ruckstuhl); Möbel, von denen man sich ein Leben lang nicht trennen möchte (von Herstellern wie Girsberger, Vitra, e15 und einer Vielzahl hervorragend arbeitender, versierter, kleinerer, ambitionierter Hersteller von Möbeln); Glaskonstruktionen (Troesch), Leuchten vom Feinsten (Zumtobel, Schätti u.a.). Die Übergänge von Architektur zur Innenarchitektur sind dabei fließend. Ruckstuhl bietet beispielsweise schallschluckende Paravants an, mit denen das Großraumbüro erträglich wird oder in einem Kinderzimmer bisweilen etwas Ruhe einkehren kann. Die Hersteller inszenieren ihr Thema deswegen auch nicht in üblicher Messestandmanier, sondern in Installationen, die auf örtliche Begebenheiten reagieren.

Es ist ja nicht allein das "Cocooning", dessentwegen sich Menschen in den letzten Jahren wieder mehr mit ihrem Zuhause befassen. Der gesamte Bestand kommt mehr oder weniger oft in einen Zustand, der einer Erneuerung bedarf – und dabei lohnt es sich, nicht nur im Ikea-Katalog zu blättern, wo vieles formal ansprechend und funktional gut gedacht sein mag, die Ausführungsqualität aber zu wünschen übrig lässt und nicht langlebig ist. In Langenthal sieht man dagegen beste Ideen und Gegenstände für die Erfindung und Entwicklung neuer Innenwelten.

Passend zum allgemeinen Revival der 1960er-Jahre-Architektur ist eine Neuauflage von Möbeln des Architekten Ferdinand Kramer (1898-1985) zu vermelden: e15 stellt die links teilweise abgebildeten, eleganten, aber nicht allzu puristischen Tische, Liegen, Stühle des Frankfurter Universitätsbaumeisters wieder her. Ferdinand Kramer hatte Ernst May in den 1920er Jahren beim "Neuen Frankfurt" unterstützt und war 1937 emigriert, weil er sich von seiner jüdischen Frau nicht scheiden lassen wollte. 1952 kehrte Kramer zurück nach Deutschland und arbeitete dann vorwiegend für die Uni Frankfurt. In den meisten Werkverzeichnissen fehlt ein Schulgebäude, das Kramer in Baden-Baden gebaut hat und dem keine Achtung geschenkt wurde.