Ein Kommen und Gehen

Autor:
sh
Veröffentlicht am
Apr. 13, 2011

Gerade erst hat das Sommersemester begonnen, da rücken für manche Studiengänge schon die Bewerbungsfristen für das Wintersemester 2011/2012 in unmittelbare Nähe. Vorausdenken und planen ist also für all diejenigen angesagt, die im Sommer ihren Bachelor vollenden und direkt mit einem Master weiterzumachen gedenken.
 
Karlsruhe und Straßburg
Nicht umsonst wird seit Beginn des Schuljahres 2003/ 2004 in den Grundschulen der Rheinschiene Französisch als erste Fremdsprache unterrichtet. Denn die Menschen, die in diesem Gebiet wohnen, haben eine viel stärkere Verbindung zu Frankreich als weite Teile der Republik. Es verwundert deshalb nicht, dass auch die Hochschulen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausbauen, neue Studiengänge mit doppeltem Abschluss ins Leben rufen. Mit dem Wintersemester 2011/ 2012 startet der deutsch-französische Doppelmaster "Bau- und Planungskulturen in Euroregionen". Angeboten wird der viersemestrige Master von der Architekturfakultät des Karlsruher Instituts für Technologie, kurz KIT, und der Ecole nationale supérieure d'architecture de Strasbourg. Im ersten Semester studieren alle gemeinsam in Straßburg, im darauffolgenden Sommersemester trifft man sich in Karlsruhe wieder. Das letzte Studienjahr lernen die jungen Leute hauptsächlich an ihrer Heimatuniversität, wobei einige Seminare wieder jenseits des Rheins stattfinden. Ein wichtiger Bestandteil des Studienplans ist mit Sicherheit das Tutorium, welches sich kontinuierlich über den gesamten Master hindurchzieht und wie eine Klammer alles zusammenhält. Die Ziele, die sich die Organisatoren gesteckt haben, lesen sich folgendermaßen: "Die diplomierten Architekten und Stadtplaner können sich im wirtschaftlichen und regionalen Kontext als Fachleute in grenzüberschreitenden Fragen etablieren." Und weiter: "Neben der thematischen Vertiefung in grenzüberschreitenden Projekten hat der Doppelmaster den Erwerb besserer Kenntnisse der architektonischen Kultur und Praxis des Partnerlandes zum Ziel." Wer sich davon angesprochen fühlt, der sollte seine Bewerbungsunterlagen bis zum 30. Juni eingereicht haben. Alle Details findet man in einer Infobroschüre.
 
Stuttgart und Kairo
Die Architektur Frankreichs mag uns ja noch einigermaßen vertraut sein, ganz im Gegensatz zu der Ägyptens. Viele Gebäude entstehen völlig planlos oder wirken zumindest auf uns so, die Städte wachsen rasant. Um die damit verbundenen Probleme lösen zu können, bedarf es Menschen, die sich speziell mit diesen Themen befassen. Deshalb haben Mitarbeiter der Universität Stuttgart, der Universität Ain Shams in Kairo und des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes, der die Studenten finanziell unterstützt, gemeinsam einen ebenfalls viersemestrigen Master entwickelt. Unter dem Namen "Integrated Urbanism & Sustainable Design (IUSD)" sollen beginnend mit dem nächsten Wintersemester erstmals Studierende aus Deutschland, Ägypten und einigen Ländern der MENA-Region (Middle East & North Africa) zu Experten ausgebildet werden, "die sich den riesigen ökologischen, kulturellen und sozialen Herausforderungen stellen, die die schnelle Urbanisierung und der anhaltende soziale Wandel im Mittleren Osten und in Nordafrika mit sich bringen." Mit Blick auf die aktuelle politische Situation in Ägypten (wir berichteten) kann man von Glück sprechen, dass die ersten beiden Semester in Stuttgart stattfinden werden. Denn die Unsicherheit, wie es dort weitergeht, hätte den einen oder anderen Studenten vielleicht davon abgehalten, sich zu bewerben – oder besorgte Eltern hätten ihr Veto eingelegt. Bis im dritten und vierten Semester in Kairo der Vorlesungen zu lauschen sein wird, hat sich die Lage hoffentlich wieder beruhigt – selbstverständlich nicht nur der Studenten wegen. Mit im Boot sind auch externe Partner, wie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und das Center for Environment and Development for the Arab Region and Europe (CEDARE). Für die Studenten kann dies nur von Vorteil sein, können sie ihr theoretisches Wissen während einer Fallstudie im dritten Semester gleich anwenden. Ein weiteres Praktikum ist nicht vorgesehen – schade. Aber dieses Problem ist bei Turbobachelor und Turbomaster ja leider hinreichend bekannt. Bewerben können sich alle Interessierten bis zum 2. Mai. Nach einer Vorauswahl und einem Vorstellungsgespräch werden dann bis Juni die dreißig Studenten ausgewählt, die als erste in diesen neuen Studiengang starten dürfen.
 
Stuttgart, die Zweite
Während auf der einen Seite das Angebot erweitert wird, scheint der Studiengang "Integral Studies" bald von der Bildfläche zu verschwinden. Denn der Antrag auf Dienstzeitverlängerung des einzigen festangestellten Professors George Teodorescu wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg mit der Begründung nicht bearbeitet, man wisse nicht, wie es mit dem Studiengang weitergehen werde. Die Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, an der der Studiengang beheimatet ist, lehnte es dagegen ab, den Studiengang weiterzuführen. Die Begründung hier: Der Antrag sei von Seiten des Ministeriums nicht bearbeitet und auch nicht genehmigt worden. Der eine schiebt also dem anderen den Schwarzen Peter zu, Leidtragende sind am Ende die Studenten. Denn sie werden Anfang 2013 zwar ihren Abschluss erhalten, doch wie es sich bei dieser sowieso bereits kleinen Studentenzahl bis dahin lernen und tüfteln lässt, bleibt fraglich. Sind doch alle aufeinander angewiesen.
Nun haben die Studenten, die immerhin 1.000 Euro Studiengebühren pro Semester bezahlen, die Sache selbst in die Hand genommen und Unterschriften gesammelt. 900 kamen online und auf konventionellem Weg binnen kürzester Zeit zusammen. Diese wurden am vergangenen Montag Ministerialrat Joachim Uhlmann übergeben. Man prüfe derzeit bereits, ob der Studiengang an einem anderen Standort angesiedelt werden könne, die Professur solle allerdings in eine neue Professur für Designtheorie umgewidmet werden, lautete die Antwort. Für die Studenten wird dies nicht zufriedenstellend sein.
Sinn und Ziel dieses Masters ist es, den Erfindergeist in jungen Menschen wieder zu wecken. In Waiblingen, einer Außenstelle der Akademie, lernen Studenten, die aus der ganzen Welt dorthin kommen und ein Erststudium in ganz unterschiedlichen Fachrichtungen absolviert haben, wie man neue Produkte entwickelt, mit diesen wirklich Probleme löst und nicht solche, die bereits auf dem Markt sind, verschlimmbessert.
 
Weimar und die ganze Welt
Dass immer mehr Studenten einen internationalen Studiengang wählen oder sich freiwillig um ein Praktikum oder ein Semester im Ausland kümmern ist nichts Neues. Und das Angebot wird – wie hier zu lesen ist – immer größer. Doch nach wie vor ist es für die Neuankömmlinge oftmals mühsam, bis sie sich die nötigen Informationen zu ihrer neuen Uni, ihrer Heimatstadt auf Zeit oder Land und Leuten zusammengesucht haben. Deshalb hat das International Office der Bauhaus-Universität Weimar mit WIN eine neue, übersichtliche, informative Webseite gestartet. WIN steht für "Weimar International Network" und ist zu finden unter www.uni-weimar.de/win – natürlich in Deutsch und Englisch. So kann man sich unter anderem über das bekannte Tandemprogramm informieren, sich dafür auch gleich anmelden oder gar eine Weimarer Patenfamilie für gemeinsame Ausflüge, Kochabende und vieles mehr finden. Für die ausländischen Studierenden besonders wichtig sind die Links rund ums Thema Wohnungssuche sowie Telefonnummern und E-Mail-Adressen von zahlreichen Ansprechpartnern der Uni, des Studentenwerks Thüringen aber auch der Stadt Weimar, beispielsweise der Ausländerbeauftragten und der Meldebehörde. Das erspart eine zeit- und nervenraubende Sucherei im Internet. Der offizielle Start dieser aufwändigen Webseite wird am morgigen Donnerstag im Haus der Studierenden in der Marienstraße 18 in Weimar gefeiert. Nach dem Vortrag aus der Veranstaltungsreihe "Culture Talk", der um 20 Uhr beginnt, wird WIN präsentiert und mit Buffet, Verlosung, Karaoke und Livemusik gefeiert. Simone Hübener
Übersicht über die vorgestellten Programme:
deutsch-französischer Doppelmaster "Bau- und Planungskulturen in Euroregionen"

Masterstudiengang "Integrated Urbanism & Sustainable Design (IUSD)"

Masterstudiengang "Integral Studies"

Webseite WIN der Bauhaus-Universität Weimar