Museum Ritter, Waldenbuch

Schokolade, Kultur, Kunst

26. Juni 2006

Museum Ritter
Sammlung Marli Hoppe-Ritter

2005
Alfred-Ritter-Straße 27
71111 Waldenbuch

Auftraggeber
Marli Hoppe-Ritter-Stiftung
und Alfred Ritter GmbH
& Co.KG
Waldenbuch

Architektur
Max Dudler
Berlin / Zürich

Projektleiterin
Susanne Raupach

Projektmanagement
unit GmbH
Darmstadt

Tragwerksplanung
KHP
Frankfurt

Elektro-, Sanitärplanung
Krebser und Freyler
Teningen

Heizung Lüftung Kälte
ip5 zuständig

Außenanlagen
Hans Specht
Tübingen

Fotografie
Victor S. Brigola (1, 2)
Ursula Baus (3)

Oberlichter sorgen dafür, dass es in der Passage hell bleibt und der Übergang von außen nach innen nicht abrupt erlebt wird.

Waldenbuch, südlich vor den Toren Stuttgarts gelegen, gilt als eine der ersten Adressen für Süßschnäbel: Hier gibt es Schokoladen aller Sorten und Füllungsvarianten. Am gestrigen Sonntag eröffnete nun das Museum Ritter, in dem zum einen die Sammlung von Marli Hoppe-Ritter angeschaut, zum anderen aber auch Wissenswertes über die Schokolade erfahren werden kann. Im Gebäude, das Max Dudler entwarf, sind die beiden Sektionen streng voneinander getrennt. Sie wirken in der Annäherung fast wie zwei separate Quader, die mit einem Bügel zusammengefasst sind. Marli Hoppe-Ritter ist Enkelin des Schokoladenfabrikgründers und trug über Jahre eine 600 Werke umfassende Sammlung mit Kunstwerken zusammen, die sich mit dem Quadrat auseinandersetzen – hier sei nur eine kleine Malevitch-Skizze erwähnt, die das Niveau der Sammlung andeutet; für Kunstfreunde lohnt sich der Weg allemal.

Weiße, großzügig bemessene Wände, strapazierfähiger Holzboden, gutes Licht – was will man mehr, um seine Sammlung präsentieren zu können?

Nun wäre Max Dudler nicht Max Dudler, stellte er für die mit "quadratisch, praktisch, gut" werbenden Schokoladenhersteller nichts mit dem Quadrat an. Der Baukörper steht an der Grenze des Fabrikgeländes zur freien Landschaft, markiert also nicht nur eine Grundstücksgrenze, sondern eine Ortskante. Durch die quadratische Grundrisskontur legte Dudler eine mittig verlaufende Passage, die mit schrägen Kanten die unerbittliche Stringenz des Quadrats etwas auflockert. In der Passage wird dies als optische Täuschung wahrnehmbar, weil der hohe Durchgang mächtiger aussieht als er ist. In den Innenräumen führt die Schräge zu einer inszenierten Störung: Hier kollidiert sie dominant mit einem quadratischen Leuchtdeckenraster.

Die Passage führt aus der Richtung des Fabrikgeländes portalähnlich in die Landschaft, erschließt jedoch in erster Linie links die Kunstsammlung und ein schwarzes Café, rechts den Trakt mit Schokoladenmuseum und -werkstätte. Der Baukörper ist mit Ingolstätter Trosselfels bekleidet, innen museumsklassisch weiß gestrichen; der Bodenbelag ist aus kanadischem Nussbaumholz. Eine homogene Leuchtdecke sorgt für gleichmäßiges, angenehmes Licht – obwohl es Dudlers erstes Museum ist, sieht alles nach dem Werk eines erfahrenen Routiniers aus.
Bemerkenswert ist die haustechnische Ausrüstung, mit der nur ein Bruchteil der Kohlendioxidemissionen ausgestoßen wird, der im Museumsbau leider üblich ist. Das Museum steht auf 72 wasserdurchströmten Gründungspfählen – die so genutzte Erdwärme deckt immerhin die Hälfte des Winter-Heizenergiebedarfs. Im Sommer wird gekühlt. Außerdem wurden auf dem Flachdach Sonnenkollektoren installiert, Wärmepumpe und eine Feuerungsanlage mit Holzpellets ergänzen die energietechnische Ausrüstung des Museums.
Ursula Baus

Grundriss Erdgeschoss

Museum Ritter
Sammlung Marli Hoppe-Ritter

2005
Alfred-Ritter-Straße 27
71111 Waldenbuch

Auftraggeber
Marli Hoppe-Ritter-Stiftung
und Alfred Ritter GmbH
& Co.KG
Waldenbuch

Architektur
Max Dudler
Berlin / Zürich

Projektleiterin
Susanne Raupach

Projektmanagement
unit GmbH
Darmstadt

Tragwerksplanung
KHP
Frankfurt

Elektro-, Sanitärplanung
Krebser und Freyler
Teningen

Heizung Lüftung Kälte
ip5 zuständig

Außenanlagen
Hans Specht
Tübingen

Fotografie
Victor S. Brigola (1, 2)
Ursula Baus (3)

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