Zukunftsraum Schule

Simone Hübener
30. November 2011

Ein Gebäude dient den Menschen und nicht das Gebäude dem Architekten, um sich selbst verwirklichen zu können. Dieser Satz, so sollte man meinen, müsste sich in der Zwischenzeit herumgesprochen haben. Bei Schulen scheint dies leider noch immer nicht der Fall zu sein – zumindest nicht flächendeckend. Diesen Eindruck erhielt man beim 2. Kongress Zukunftsraum Schule, der vergangene Woche in Stuttgart stattgefunden hat. Denn es werden nach wie vor Schulen gebaut und saniert, die Lehrern und Schülern mehr Ärger als Freude bereiten, die nicht flexibel genutzt werden können, deren Räume aufgrund leerer Kassen oftmals zu klein sind. Hinzu kommt noch die Komplexität dieser Bauaufgabe, denn nicht nur die Architektur will richtig entworfen sein, auch das Raumklima und die Akustik müssen stimmen, das Gebäude muss an unterschiedliche pädagogische Konzepte angepasst werden können, da diese kurzlebiger sind als die gebaute Hülle, die Betriebskosten müssen im Auge behalten werden und vieles weitere mehr.
Einige Beispiele: Ein nach wie vor großes Problem ist die CO2-Konzentration in den Unterrichtsräumen. Schon nach etwa der Hälfte der Unterrichtsstunde erreicht sie in einem Zimmer ohne mechanische Lüftung Werte, die müde machen, bei denen die Schüler eigentlich einschlafen müssten. Auf der anderen Seite sind die Vorbehalte gegen eine Lüftungsanlage immer noch groß. Aufklärung tut also Not. Auch die Farbgestaltung so mancher Architekten bereitet den Pädagogen Kopfzerbrechen. Denn jede Farbe hat auf den Körper eine andere Wirkung. So regen Rot- und Orangetöne den Stoffwechsel an, die Temperatur eines derart gestalteten Raums wird um 3 bis 4 °C höher empfunden, als die eines Zimmers mit überwiegend blauen oder grünen Oberflächen. Für den jeweiligen Ort will also die richtige Farbe gefunden werden. Absolut kontraproduktiv sind nach den Erfahrungen von Johanna Forster, Humanethologin und Erziehungswissenschaftlerin, monochrome Innenräume, denn dort ist eine visuelle Verankerung nicht möglich. Im schlimmsten Fall werden Schüler und Lehrer seekrank. Und auch die Akustik trägt ihren Teil zum Lernerfolge der Schüler bei, denn eine zu lange Nachhallzeit führt dazu, dass die Leistung sinkt, so Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik.
Bei all diesen Fragen und Problemen kommt dann auch schnell die Frage nach der idealen Schule auf. Wer sich darauf eine positive Antwort erhofft hat, muss natürlich enttäuscht werden. Die gibt es nicht und die wird es auch nie geben. Eine wichtige Hilfe könnte allerdings eine Checkliste sein, auf der die wichtigsten Punkte aus den verschiedenen Bereichen verankert sind. Würden sich mit dieser dann alle Planer von Beginn an zusammenfinden, könnte bereits viel erreicht werden.
Während des eineinhalbtägigen Kongresses konnte der eine oder andere Referent selbstverständlich auch positive Beispiele präsentieren, allerdings leider meist aus dem Ausland. In einem der drei Workshops, die am Nachmittag des ersten und am Vormittag des zweiten Tages stattgefunden haben, erläuterte Josef Watschinger, Schulsprengel von Welsberg in Südtirol, einen Schulneubau, der Mut macht: die Grundschule Welsberg. Der Entwurf entstand im Dialog zwischen Architekt, Lehrern und dem Schulsprengel und bietet allen, die dort lernen und lehren große Freiheiten. Deshalb ist sie auch eines der Beispiele, die auf der Webseite Lernräume aktuell der Montag Stiftung gelistet ist. Dort finden Sie weitere, empfehlenswerte Projekte, auf der Seite Zukunftsraum Schule in Kürze die Vorträge der Referenten als pdf-Dateien.

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