Zieht euch warm an

Simone Hübener
6. Oktober 2010
Mit so einfachen Mitteln wird es künftig nicht mehr getan sein. Denn die Pläne der Bundesregierung in puncto energetische Sanierung gehen viel weiter. (Foto: Deutsche Energie-Agentur GmbH)

Wenn es nach dem Willen der schwarz-gelben Bundesregierung geht, dann werden von 2020 bis 2050 nicht nur die meisten Wohngebäude dick eingepackt. Denn bei den Milliarden, die die energetische Sanierung der betroffenen Bestandsbauten kosten wird (von bis zu 63 Milliarden pro Jahr ist die Rede), werden sich auch Immobilienbesitzer, Mieter und letztlich der Steuerzahler warm anziehen müssen.
Doch nun von vorne. Vergangene Woche, am 28. September 2010, hat die Bundesregierung das Energiekonzept 2050 verabschiedet, das von ihren Mitgliedern als sensationell bezeichnet wird. Untergliedert in neun Punkte geht es darum, wie künftig eine "umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung" erreicht und gewährleistet werden kann. Dabei spielen Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, neue Formen der Mobilität und nicht zuletzt auch die energetische Sanierung von Bestandsbauten eine Rolle. Denn: "Die Szenarien belegen, die energetische Sanierung des Gebäudebestands ist der zentrale Schlüssel zur Modernisierung der Energieversorgung und zum Erreichen der Klimaschutzziele." So sollen nach dem Willen der Politiker bis zum Jahr 2050 alle Bauten in Deutschland durch einen geringen Energieverbrauch und die Nutzung erneuerbarer Energien zu "klimaneutralen" Gebäuden gemacht werden. Wie diese energetische Sanierung allerdings vonstatten gehen wird, wird sich von Haus zu Haus stark unterscheiden. Denn mehr als ein Drittel aller Bestandsbauten lässt sich aufgrund der Ausgestaltung der Fassade, wie Fachwerkhäuser oder Bauten aus der Zeit des Jugendstils, nur von innen dämmen. Glücklicherweise ist allerdings die Innendämmung mittlerweile technisch ausgereift und somit oftmals des Rätsels Lösung. Und: Die Denkmalschützer sind in den letzten Jahren kompromissbereiter geworden, so dass auch hier für alle gangbare Wege gefunden werden dürften.
Da es bei vielen Gebäuden jedoch weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll ist, diese auf den gewünschten Energiestandard zu bringen, sei das geltende Wirtschaftlichkeitsgebot einzuhalten. Wer dann einen Ersatz-Neubau errichtet, der soll Fördergelder aus dem Gebäudesanierungsprogramm erhalten.
Trotzdem bleiben bei diesem Konzept viele Fragen offen. So stülpt die Bundesregierung der ganzen Republik eine "Dämmhülle" über, regionale Unterschiede bleiben außen vor. Denn was beispielsweise in München sinnvoll sein mag, kann sich in einer ländlichen Region in Ostdeutschland als ungeeignet erweisen. Zum anderen liegen die Mieten in einigen Gebieten Deutschlands schon jetzt an der für viele bezahlbaren Obergrenze. Es lassen sich nicht einfach per Gesetz noch einige Euro pro Quadratmeter obendrauf satteln. Und überhaupt nicht zu verstehen ist, warum der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erst kürzlich die Fördergelder zusammengestrichen worden sind, um sie kurze Zeit später wieder auf immer noch magere 950 Millionen Euro zu erhöhen. Die zum Teil heftigen und kontroversen Diskussionen über dieses Papier werden wohl noch eine Weile andauern. sh

Der komplette Text des Energiekonzepts 2050 kann hier als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Eine Übersicht über die verschiedenen Reaktionen gibt es hier.

Klaus Töpfer hat dem ZDF hier drei Fragen zu diesem Thema beantwortet.

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