Wie ein bunter Blumenstrauß

Simone Hübener
21. September 2011

Ökologisches und gesundes Bauen ist eines meiner Lieblingsthemen. Mit großer Erwartung und voll Freude habe ich mir deshalb das gleichnamige Buch aus dem Blottner Verlag bestellt. Auch das Vorwort liest sich so, als würde mir diese Publikation genau die Informationen liefern, die ich mir zu finden erhoffe. Von einer "neuen Architektursprache" mit ökologischem und baubiologischem Anspruch ist die Rede. Als "Kompass" und als "Anregung" sollen die vorgestellten Bauten dienen. Doch als ich mir die Bilder dann anschaue, die Texte und die Informationskästchen durchlese, macht sich schnell Ernüchterung breit. Für die acht neuen Wohngebäude war in der Kapitelüberschrift "Die heutige Baukultur" versprochen worden; diesen Anspruch erfüllen sie nicht. Auch die sieben An- und Umbauten sind teilweise sehr eigenwillig. Deutlich machen die Projekte allerdings, dass wohngesunde Häuser viele Facetten haben können. "Öko" muss nicht zwangsläufig weithin sichtbar sein. Im letzten Kapitel des Buchs, da sich dem gesunden Raumklima widmet, finden sich endlich lesenswerte Beiträge und Übersichten für all jene, die einen Einstieg in die Thematik suchen, beispielsweise über verschiedene Heizsysteme, über die Schadstoffe, die am häufigsten in der Raumluft vorkommen, und ein Interview mit Winfried Schneider vom Institut für Baubiologie + Oekologie Neubeuern.

Wirklich von Baukultur sprechen kann man dagegen bei den Projekten, die Dominique Gauzin-Müller in ihrem neuesten Buch Ökologische Architektur in Vorarlbergvorstellt. Doch das ist noch lange nicht alles, was die 408 Seiten zu bieten haben. So ausführlich, so detailliert und mit so viel geschichtlichem Hintergrund war bislang keine der zahlreichen Publikationen, die es mittlerweile über die vorbildlichen Gebäude Vorarlbergs gibt. In einer umfangreichen Einleitung und sechs Kapiteln geht die Autorin auf Themen, wie die Anfänge der Bewegung, ökologische Einfamilienhäuser, verdichteten Wohnungsbau und die Architektur als Motor der Wirtschaft ein. Das Schaffen einiger Protagonisten wird dem Leser vorgestellt, Gespräche wurden geführt und immer über den Tellerrand geblickt. Denn gerade die Bewegung in Vorarlberg kann nicht von anderen Faktoren, wie der Wirtschaft, der besonderen Mentalität der Menschen – Solidarität und Gemeinwohl haben einen hohen Stellenwert –, abgekoppelt werden. Ebenso wichtig ist, dass Gauzin-Müller die Schwierigkeiten, mit denen die Pioniere zu kämpfen hatten, nicht verschweigt. Denn dass auch hier von Anfang an nicht alles glatt gelaufen ist, kann den Menschen an anderen Orten Mut machen.
Im Anschluss an die Aufsätze eines jeden Kapitels werden dem Leser drei bis fünf Gebäude mit einem detaillierten Text, Bildern und Plänen vorgestellt. Die Pläne sind leider teilweise etwas schwer zu lesen, da wohl hin und wieder die Originale der Architekten abgedruckt wurden. Ausführliche Legenden, speziell bei den Details, entschädigen für dieses Manko.
Am Ende des Buches, für den Leser allerdings ebenfalls von Bedeutung, ist der ausführliche Anhang. Dort finden sich die exakten Adressen aller vorgestellten Projekte – alphabetisch nach Orten sortiert – und eine Karte, auf der die Standorte der 27 im Detail besprochenen Gebäude eingezeichnet sind. Hinzu kommen die Adressen der Planer und Organisationen sowie Internetseiten von Unternehmen der Energie- und Holzbranche, der Gemeinden, einiger Bauherren und vielem mehr. Und zu guter Letzt ein mit fast sechs Seiten sehr umfangreiches Register.

Bislang war nur von Neu- bzw. Um- und Anbauten die Rede. Dabei lässt sich auch das Haus oder die Wohnung, in der man momentan lebt, ökologisch aufmöbeln. Wie das gehen kann, zeigt Terence Conran in seinem Ökowohnbuch, einem 272 Seiten dicken Schmöker mit einem Einband aus Recyclingkarton. Unterteilt ist es in die fünf großen Kapitel Haustechnik, Raumausstattung, Design, Außenbereich und Pflege. Darin werden unter anderem verschiedene Heizsysteme vorgestellt, jeweils mit einleitender Textpassage, der Funktionsweise und den Aspekten, die für und gegen solarthermische Anlagen, Wärmepumpen & Co. sprechen. Hinzu kommen eine kurze Einführung, 17 als Fallstudien bezeichnete, detailliert erläuterte Wohnbauten, acht Seiten mit wirklich nützlichen Adressen, ein gut ausgearbeitetes Register und der Dank des Autors. Ihm sei Dank, dass er uns vor Horrorszenarien verschont, nicht den Zeigefinger erhebt, sondern sachlich unsere Lebensgewohnheiten unter die Lupe nimmt und viele leicht zu realisierende Tipps dafür liefert, wie wir unseren Alltag und unsere Umgebung ökologischer gestalten können. Ebenso wichtig ist ihm dabei, dass die Wohnqualität erhöht wird. Man kann sich stundenlang in dieses Buch vertiefen und wird dabei immer wieder neue Anregungen finden – die passende Lektüre also, für die nun wieder länger werdenden Abende. sh

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