Vorbildlich saniert

Olaf Bartels
23. März 2011
Die Gerüste werden im Mai weggeräumt sein – man ahnt, dass auf die Ziegelfassade einige Sorgfalt verwendet wurde. (Foto: Bernd Hiebe, Berlin, Bundesstiftung Baukultur, Pressebilder) 

Die Bundesstiftung Baukultur hat ihr Hauptquartier auf einem alten preußischen Kasernengelände in Potsdam aufgeschlagen, das heute vornehmlich der Kultur als Standort dient. Sie hat dort die alte Husarenvilla bezogen, die ihr der Architekt Jörg Springer umgebaut hat. Landschaftsarchitekt Jürgen Weidinger wird zum Frühjahr noch die Gestaltung der Außenanlagen realisieren.
"Dies wird ein Ort gelebter Baukultur sein!" verkündete Michael Braum, Vorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, zur Eröffnung des Hauses. Dafür steht dessen Architektur mit ihrer sensiblen Begegnung zwischen der historischen und der neu hinzugefügten Bausubstanz, mit der handwerklichen Präzision der Bauausführung und der vorbildlichen energetischen Gebäudekonzeption mit Innenwärmedämmung, Dreifachverglasung, Photovoltaikanlage, Bauteilaktivierung und vielem mehr. Aber Baukultur ist im Verständnis der Stiftung mehr als gute Architektur oder gelungener Städtebau (für den der Bau im Sinne der Städtebauförderung selbstverständlich auch steht). Baukultur bezeichnet demnach auch den Prozess des Planens und Bauens, umfasst die Kultur des zwischenmenschlichen Umgangs und der Verständigung, nicht nur in Stuttgart. Das gesamte Erdgeschoss dient mit seinen Ausstellungs-, Vortrags- und Diskussionsräumen der Kommunikation, und bei angenehmer Witterung kommen dafür auch die Außenanlagen in Betracht. Die Hilfe zur Verständigung oder zum Knüpfen von Netzwerken ist eben auch eher die Bestimmung der Stiftung als Stipendien zu vergeben oder externe Forschungen zu unterstützen. Wo allerdings Aktivitäten sinnvoll verbunden werden sollten und wo es an Gesprächen fehlt, das erforscht Michael Braum mit seinem Team in den oberen beiden Geschossen des Hauses. Dort liegen die Bibliothek, die Büro- und die Beratungsräume der Stiftung.
Mit dem neuen Gebäude hat die Stiftung eine gute Voraussetzung dafür, zu einer Art Thinktank der deutschen Baukultur zu werden, der das Bauen im Lande beobachtet, erforscht, kritisch begleitet und Handlungsempfehlungen gibt. Finanziert haben den Bau die Stadt Potsdam, die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund. Der will es bald kaufen, die Haushaltmittel stehen dafür bereit, betonte Staatssekretär Rainer Bomba vom BMVBS zur Eröffnung. Ob er dann, wenn er bezahlt, auch die Musik bestellen wird, die im Haus gespielt wird, ließ er offen. Zu empfehlen ist es nicht, die unabhängige Arbeit der Stiftung sollte gewahrt bleiben. Sie wäre sonst ineffektiv. Olaf Bartels

Innen ist alles fertig, die Stiftungsmitarbeiter sind eingezogen. (Foto: Bernd Hiebe, Berlin, Bundesstiftung Baukultur, Pressebilder)

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