Von grünen und anderen Träumen

Simone Hübener
2. Februar 2011

Die Zeiten, in denen die für Heizung und Warmwasser benötigte Energie eines Gebäudes (fast) keine Rolle spielte, sind auch aus finanziellen Gründen längst vorbei. Zuerst durch Wärmeschutz- und Energieeinsparverordnungen geregelt, wünschen sich heute immer mehr Bauherren ein ökologisch vertretbares Wohnhaus. Was Pflicht war und ist, wird immer öfter gerne in die Tat umgesetzt oder sogar noch übertroffen. Und das Schöne daran: Architekten erkennen ebenfalls zunehmen die Zeichen der Zeit und schaffen gemeinsam mit ihren Bauherren "Grüne Wohnträume". Unter diesem Titel stellt Joachim Fischer in seinem Buch 26 Beispiele vor, die innerhalb der letzten Jahre in Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden sind. Von der Stadtwohnung über kleine und große Einfamilienhäuser bis hin zu Feriendomizilen reicht das Spektrum. Auf sechs bis acht Seiten wird jedes Projekt mit Bildern und einem Text präsentiert. Was leider gänzlich fehlt sind Pläne, die in der Architektur bekanntlich mehr sagen als tausend Worte. Und gerade da Autor und Verlag den Anspruch stellen, dieses Buch auch für Architekten gemacht zu haben, ist dies ein großes Manko. Die Qualität der Texte variiert teilweise sehr. Meist sind sie zwar informativ geschrieben und lassen sich flüssig lesen, doch der eine oder andere gleicht mehr einer PR für den Architekten oder ist sehr langatmig. Äußerst nützlich sind die Angaben zum Energiekonzept und die Baudaten, wobei hier vor allem die Wohnfläche im Verhältnis zur Anzahl der Bewohner interessiert. Nützt doch ein energieeffizientes, aber immens großes Gebäude der Umwelt ebenfalls wenig.
Eine gute Inspirationsquelle ist das Buch allemal. Denn es erstaunt, ja beeindruckt, mit welcher Bandbreite sich nachhaltige, mit den Ressourcen sparsam umgehende Architektur mittlerweile realisieren lässt und welchen Einfallsreichtum die Planer an den Tag legen. Und um als gutes Beispiel voranzugehen, findet sich hinten im Buch ein "Printed in Germany" – auch das hat mit Umweltschutz zu tun.
Im Vergleich zum ersten Buch muss sich Christian Tröster, Autor von "Traumhäuser unter 200.000 Euro", nicht damit abmühen, dem Leser den Grundriss zu beschreiben. Denn eigens für diese Publikation aufbereitete Pläne mit knappen Legenden, die aber alles Notwendige enthalten, klären viele Fragen auf einen Blick. Denn auch bauwillige Nichtarchitekten werden sich bei der Suche nach Inspirationen für die eigenen vier Wände daran gewöhnen, Pläne zu lesen. Den Schluss, dass dieses Buch besonders für Bauherren und weniger für Architekten gemacht worden ist, legt der einleitende Aufsatz nahe. Denn sein Inhalt dürfte Architekten weitgehend bekannt sein. Für künftige Bauherren enthält er dagegen wichtige Informationen. Den Hauptteil des Buches machen jedoch dreißig ausgewählte Einfamilienhäuser aus, deren "Kosten für Bau, Planung und Umsetzung inklusive Architektenhonorar" unter 200.000 Euro liegen mussten. Zu sehr festklammern sollte man sich daran allerdings nicht, denn dafür ist Bauen eine viel zu individuelle Angelegenheit, wie auch der Autor selbst schreibt.
Flachdachhäuser gesellen sich neben klassisch wirkende Giebelhäuschen, Neubauten zu Umbauten, eher Konventionelles kontrastiert mit Ungewöhnlichem. Es dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Die Wahl dessen, was man sich en detail zu Gemüte führen möchte, erleichtert ein kleines Foto eines jeden Hauses auf der Übersichtsseite zu Beginn des Kapitels. Auf den vier bis sechs Seiten, die jedem Projekt gewidmet sind, wird der Leser mit einem Foto des/ der Architekten und einem kurzen Statement zum Werk begrüßt. Mag dies auch extravagant erscheinen, so passt es doch bestens zum Konzept des Buches: Potenziellen Bauherren soll aufgezeigt werden, welchen Vorteil es bietet, mit einem Architekten und nicht mit einem Bauträger zu bauen. Davon kann man nicht genug Menschen überzeugen – zu ihrem eigenen Wohl und zum Wohle aller, die sich das Gebaute später tagtäglich anschauen dürfen oder müssen. sh

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