Transformation

Jürgen Tietz
3. Oktober 2012
Bild: Kulturkreis.eu

Noch ist vom künftigen Berliner Schloss nicht mehr zu sehen als eine Schauachse, da hat der Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft Studierende von fünf Universitäten (Darmstadt, Dresden, Hamburg, Hannover, Karlsruhe) eingeladen, sich im Rahmen eines Ideenwettbewerbs Gedanken zur künftigen Gestaltung des Schlossumfeldes zu machen. Die Ergebnisse werden mit Ausblick auf den Bauplatz in der Humboldt-Box präsentiert. Aufgabe war es, einen "urbanen Park" mit "robuster Erschließung" zu schaffen, der die stadträumliche Einbindung des neuen Gebäudes unterstützt. Wobei sich der unbedarfte Betrachter natürlich fragt, wieso das Schloss einer Einbindung benötigt, wenn es doch eigentlich den umliegenden Gebäuden ihren "maßstäblichen Bezugspunkt" zurückgeben soll, wie Matthias Böning als Vorsitzender des Gremiums Architektur im Kulturkreis schreibt.
Gleichwohl bemühen sich die meisten Beiträge tatsächlich darum, den Solitär Stadtschloss mit dem umgebenden Stadtraum zu verklammern. Dabei bleiben die meisten Arbeiten jedoch im Rahmen der üblichen Gestaltungsformen mit grünen Bändern oder langgestreckten Wasserelementen. Hübsch ist die Idee, eine an Alexander Humboldts Wirken erinnernde Pflanzenverwendung zu wählen (Franziska Leis, 1. Preis). Ebenfalls einen ersten Preis erhielt Alberto Brezigia (beide TU Dresden). Trotz seines komplexen, in größeren stadträumlichen Dimensionen gedachten Ansatzes mag man sich weder die Fontäne vor dem Lustgarten wirklich vorstellen, noch seine Idee einer unterirdischen Straßenführung. Die Überlagerungen der Geschichtsepochen am Schloss thematisiert der mit einem Sonderpreis ausgezeichnete Patrick Kruse (Hannover): Durch Abtreppungen im Gelände möchte er unterschiedliche historische Schichten ablesbar machen. Auch wenn die Detailgestaltung (noch) nicht überzeugt, so weist der Ansatz den richtigen Weg, den Geschichtsort auf seine historische Komplexität hin zu befragen. Verwandte Überlegungen zeigen zwei weitere Arbeiten, die durch Rampen den Blickwinkel auf die Topographie der Berliner Mitte und das Schloss verschieben, um so geschichtliche Brüche sichtbar zu machen, die durch die Schlossrekonstruktion und den albernen Entwurf für das Freiheits- und Einheitsdenkmal zugekleistert werden.
Der Verdienst dieses Ideenwettbewerbs ist, deutlich zu machen wie wichtig es bei der künftigen Gestaltung des Ortes sein wird, dessen fragile Historizität durch die Gestaltung der Außenräume zu vermitteln.

Humboldt-Box, bis 10.Oktober; es erschien eine begleitende Dokumentationsbroschüre.

Bild: Kulturkreis.eu
Bild: Kulturkreis.eu
Bild: Kulturkreis.eu

Andere Artikel in dieser Kategorie