Stadträume und Parklandschaften

Christian Holl
20. April 2011
Parklandschaft Tempelhof: Siegerentwurf von gross.max. Landschaftsarchitekten und Sutherland Hussey Architekten, Edinburgh. (Bild: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin) 

In Berlin hat man entschieden: Die gemeinsam angetretenen Büros aus Edinburgh – gross.max. Landschafstarchitekten und Sutherland Hussey Architekten – werden die große Parkanlage von Berlin Tempelhof in den nächsten Jahren gestalten. Im Verhandlungsverfahren haben sie sich durchgesetzt, im vorangegangenen Wettbewerb war kein Sieger gekürt worden; sechs Büros hatten sich im vergangenen Juni für die zweite Auswahlphase qualifiziert. Nun könnten also bald große Kreise und Ellipsen dem riesigen Feld eingeschrieben werden, die ehemaligen Landebahnen verlängert werden und zu Ein- und Ausgängen führen. Streuobstwiesen, Fesselballons, Wassergräben und Veranstaltungsarenen sowie eine neue S-Bahnstation am Südende des Parks sind vorgesehen. Der Entwurf berücksichtigt die verschiedenen Etappen, in denen sich das Areal entwickeln wird – die vor, die während und die nach der IGA 2017; ob es 2020 zudem hier und in den angrenzenden Quartieren eine IBA geben wird, ist noch offen. Der Park wird am Ende vermutlich etwas weniger spektakulär aussehen, als es sich nun in den Plänen darstellt. Die Plangrafik nimmt man in der Landschaft sowieso wenig wahr, und viel Geld ist auch nicht da. 61,5 Millionen Euro stehen erst einmal zur Verfügung, ab 2013 sollen die Planungen umgesetzt werden.

Wenig Geld muss kein Nachteil sein. Wie ein Park aussehen kann, der mit knappem Budget gestaltet wird, kann man im Norden von Berlins Zentrum besichtigen – dass der Park am Nordbahnhof hohen Maßstäben gerecht wird, bestätigte die Würdigung mit dem Deutschen Landschaftsarchitekturpreis; der Entwurf stammt von Fugmann Janotta Landschaftsarchitektur und Landschaftsentwicklung, Berlin. Das ehemalige Fernbahnhofareal wurde seit 2002 Schritt für Schritt wieder mit der Umgebung vernetzt und als ökologisch sowie sozial aktivierter Raum der Stadt zurückgegeben. Im Jurybericht heißt es außerdem: "Weites Offenland und dichter Aufwuchs wirken raumbildend und entwickeln eine große atmosphärische Kraft. (...) Dabei ist es in überzeugender Weise gelungen, die sich im Grunde konkurrierend gegenüberstehenden Aspekte von Ökologie und intensiver Parknutzung in einem Gesamtkonzept zu vereinen." Der Sonderpreis Wohnumfeld 2011 ging für die Umgestaltung des Schorfheideviertels in Berlin Marzahn an die gruppe F Landschaftsarchitekten, Gabriele Pütz, Gerd Kleyhauer, ThoMi Bauermeister, Berlin.

Wer sich über die Ostertage dem Thema öffentlicher Freiraum über Landschaftsarchitektur hinaus und jenseits von Berlin widmen möchte, dem sei ein Besuch im DAM in Frankfurt empfohlen. Dort wird bis zum 3. Juli das Ergebnis des Europäischen Preises für öffentlichen Raum gezeigt – und dabei sowohl städtische Prestigeprojekte wie das Opernhaus in Oslo als auch ein Grassroot-Projekt im wahrsten Sinne des Wortes, die Passage 56 des atelier d'architecture autogérée aus Paris, gezeigt. ch

Der Park am Nordbahnhof in Berlin – ausgezeichnet mit dem Deutschen Landschaftsarchitekturpreis. (Bild: Fugmann Janotta) 
Ausgezeichnet mit dem Europäischen Preis für öffentlichen Raum: "Lesezeichen Salbke" im gleichnamigen Magdeburger Stadtteil KARO Architekten, Leipzig (Bild: Anja Schlamann) 

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