Spreu und Weizen

Simone Hübener
12. September 2012
 

Holz ist einer der ältesten Baustoffe überhaupt und seit Ökologie, Nachhaltigkeit und zertifizierte Gebäude hoch im Kurs stehen, erlebt das Baumaterial geradezu eine neue Hochphase – zurecht. Denn es leistet nicht nur in Sachen Umweltschutz einiges, sondern beeindruckt auch mit seinen optischen und haptischen Qualitäten. Welch gute Architektur sich damit realisieren lässt, welche konstruktiven Anforderungen es stellt und wie man es am besten gegen allerlei Schädlinge schützt, beschreiben die Autoren von Holz im Außenbereich hervorragend. Gegliedert ist das Buch in vier große Blöcke mit zahlreichen Unterkapiteln, die von allgemeinen Themen, wie "Gestalten mit Holz", zu speziellen, wie "Oberflächenbehandlung", hinführen. Damit ist gewährleistet, dass es sich wirklich für die ganze Zielgruppe eignet, die Verlag und Autoren mit dieser Publikation ansprechen wollen: Planer, Ausführende und Bauherren. Die fundiert geschriebenen Texte klammern auch kritisch zu betrachtende Aspekte, wie die Debatte um Oberflächenbeschichtungen, nicht aus. Infoboxen, Tabellen und Grafiken liefern kompakt wichtige Informationen, zahlreiche (Detail-) Bilder ergänzen das Geschriebene bestens. Und die ausgewählten bekannten und weniger bekannten Projekte, die bis hin zu skulpturalen Objekten reichen, verdeutlichen die Bandbreite des Möglichen. Aus diesen Gründen ist diese hochwertige und sorgfältig gestaltete Neuerscheinung sehr zu empfehlen.
Um einen speziellen Aspekt, die Holzschindeln, dreht sich alles beim zweiten Buch. Dem Titel nach soll es dem Leser Informationen über Techniken, Bauten und Traditionen liefern. Doch da stellt sich bereits die erste Frage. An wen richtet es sich überhaupt? Für einen Planer geht es zu wenig in die Tiefe, Otto Normalverbraucher dürfte das Buch, das wie ein Fachbuch daherkommt, erst gar nicht in die Hand nehmen. Außerdem lässt sich kaum herausfiltern, wer hinter diesem Buch steckt, in wessen Auftrag es verfasst worden ist. Der eine Autor, Olivier Veuve, ist Schindelmacher, der zweite, Pierre Grandjean, dagegen interessiert sich für die Schweizer Traditionen, für Volkskunde und Folklore; darüber hinaus finden sich auch Texte von Fremdautoren, was man leider immer erst am Ende der jeweiligen Zeilen erfährt. Und die Liste der im Anhang genannten Förderer ist lang. Ein weiteres Manko: Das französische Original des Buchs stammt bereits aus dem Jahr 2010, die deutsche Version scheint nicht aktualisiert worden zu sein. Nach zwei Jahren hätte man dies erwarten dürfen. Für die Menschen, die im Buch erwähnt werden oder abgebildet sind, – meist Schindelmacher – dürfte es eine schöne Erinnerung sein. All jene, die substanzielle Informationen zum Thema Holzschindeln suchen, halten lieber nach Alternativen Ausschau – was allerdings nicht ganz einfach werden dürfte.

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