Schöner parken

Simone Hübener
15. Dezember 2010
Foto: Maserati 

Obwohl wir mit unserem Wunsch nach uneingeschränkter Mobilität unseren Städten einen Bärendienst erwiesen haben (wir berichteten), scheint das Auto nach wie vor das liebste Kind vieler Deutschen zu sein. Das "Heilige Blechle" wird gehegt und gepflegt, damit es in seinem schönsten Glanz erstrahlt. Sehen und gesehen werden eben. Nicht fehlen darf bei alledem natürlich die passende Garage. Und so suchen Eternit und Maserati im Rahmen des Wettbewerbs "Schöner parken" nach herausragenden, atmosphärischen Orten für das Auto im Einfamilienhausbau oder im innovativen Geschosswohnungsbau, wie es der Pressemitteilung zu entnehmen ist. Atmosphärische Orte für das Auto! Mir wären neu gestaltete Orte mit einer schönen Atmosphäre in unseren Städten für die Menschen lieber.
Doch weiter geht's. In der Auslobung heißt es, dass die Teilnehmer "ihre architektonischen Träume für ihre automobilen Inspirationen" vorstellen sollen. "Gesucht werden die schönsten, beeindruckendsten oder innovativsten fertiggestellten Garagen, in denen Ihr Fahrzeug besonders zur Geltung kommt." Über all diese Superlative wird nach dem Einsendeschluss am 11. Januar 2011 eine Jury entscheiden, der drei Architekten, namentlich Gerhard Wittfeld, Barbara Holzer und Astrid Bornheim, sowie zwei Sachpreisrichter (Lorenzo Dal Vi, der Marketingleiter von Maserati, und Jan R. Krause von Eternit) angehören werden. Schön wäre es doch, wenn es den Autos in ihren tollen Garagen letztlich so gut gefallen würde, dass sie gar nicht mehr auf die Straße wollen, oder?

Ob dieser Wettbewerb trotz der bekannten Namen, die sich dahinter verbergen, erfolgreich sein wird oder nicht, das werden wir erst in einigen Wochen wissen. Dass ein großer Name allerdings nicht immer zum Gelingen eines Projekts führen muss, zeigte sich kürzlich bei den Fertighäusern von IKEA, die in Deutschland ganz im Gegensatz zu den blau-gelben Einrichtungshäusern nicht besonders beliebt sind. Ein wichtiger Grund für diese skeptische Haltung gegenüber den Fertighäusern ist ein am 7. Mai dieses Jahres von der Stiftung Warentest veröffentlichter Schnelltest, in dem Boklok – so der Name der Gebäude – nicht gut weggekommen ist. Die Tester bemängelten den Schallschutz, die vertraglichen Klauseln und die Konstruktion der Außenwände, denen es an der sonst üblichen Installationsebene mangelt. Beim nachträglichen Einbau einer Steckdose oder mit einem zu langen Nagel kann die hinter einer 18 Millimeter dicken Gipskartonplatte angebrachte PE-Folie, die als Dampfbremse fungiert, perforiert werden. Von für den Kunden nachteiligen Klauseln im Vertrag ganz zu schweigen. Das saß. Denn auch wenn IKEA als Reaktion auf dieses verheerende Urteil verlauten ließ, Stiftung Warentest hätte für den Test nicht auf die aktuellen Verträge zurückgegriffen, war bis Ende Oktober noch kein einziger Vertrag für ein Boklok-Haus unterschrieben. Mit dem angeblich cleveren Wohnen – Bo Klok steht für "Wohne clever" – wird es also zumindest in Deutschland vorerst einmal nichts. sh

Wer möchte, kann teilweise bereits heute auch im Geschosswohnungsbau sein Auto direkt vor der Wohnungstür parken, wie hier in einem der sogenannten Car Lofts. (Foto: Carloft) 
So sollen die Boklok-Häuser aussehen, wenn sie vielleicht einmal gebaut werden. (Bild: boklok.com) 
Bild: boklok.com
Plan: boklok.com
Plan: boklok.com

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