Schlichtung als Startschuss

Christian Holl
15. Dezember 2010
Achtung, Stuttgart 21 kommt: Jetzt nicht zuhause bleiben. (Foto: Christian Holl) 

Der Schlichterspruch zu Stuttgart 21 brachte zumindest eine Beruhigung der Situation vor Ort, wenn auch weiterhin demonstriert wird. Doch darf die Schlichtung nicht dazu führen, dass nun so getan wird, als wäre nichts gewesen, als wäre es mit ein paar Änderungen an der bestehenden Planung getan. Das wäre wahrlich fatal und würde nur dazu führen, dass die Aggressionen, die sich eben etwas gelegt haben, bald wieder aufflammen – und das muss gar nicht in Stuttgart sein. Eine intensive Debatte unter Architekten und Planern, aber auch ein offenes Ohr für deren Argumente unter Politikern ist nötig und sollte eingefordert werden. Die gerade erschienene, neuen Ausgabe der Internetzeitschrift PND Online liefert dazu viele Argumente. Sie ist unbedingt lesenswert – weil sie deutlich macht, dass nichts fataler wäre, als nun wieder zum Tagesgeschäft überzugehen. Denn der bisherige Prozess um Stuttgart 21 bietet viele Denkanstöße – gerade auch für die fachliche Debatte um Stadtentwicklung. Die zeitliche Nähe zum aktuellen Geschehen lässt zwar noch keine abgewogene Betrachtung aus der Distanz der Theorie zu – aus 15 Jahren Widerstand gegen Stuttgart 21 lässt sich aber doch die eine oder andere fundierte Konsequenz ziehen. Gemeinsam mit der Redaktion des baumeister begleitet frei04 publizistik die Diskussion weiter – im Stuttgart21-Tagebuch bekommen Sie regelmäßig Lesehinweise, Kommentare zur aktuellen Debatte, Meinungen und Positionen. So gestatten wir uns auch die Frage, ob der Protest und der durch ihn erst erzwungene politische Prozess nicht zutiefst urbanen Ursprungs ist. Urbanität als primär politisches, nicht formales städtebauliches Konzept zu verstehen, hieße dann, auch die Frage nach der richtigen Form nicht vorab als gesetzt zu erklären, und das hieße wiederum: Die Diskussion muss jetzt erst richtig losgehen. ch

Andere Artikel in dieser Kategorie