Rolf Gutbrod zum 100.

Ursula Baus
7. September 2010
SAAI

In der Baden-Württembergischen Bank am Kleinen Schlossplatz in Stuttgart, die Rolf Gutbrod (1910-99) in den Jahren 1965-68 baute, wird bis zum 8. Oktober eine Ausstellung zu seinen Bauten aus den 1960er Jahren gezeigt. Die Ausstellung führt in Bildern aus der Entstehungszeit und von heute (aufgenommen von Bernd Seeland und Christoph Engel) symptomatisch vor Augen, dass es ein Mal mehr eine Architekturepoche vor dem Erneuerungswahn zu retten gilt. Denn wie Bauten des 19. Jahrhunderts durch neue, sprossenlose Fenster und Kunststoffhaustüren entstellt wurden, droht der Architektur der Nachkriegszeit ein ähnliches Schicksal, das gegenwärtig mit ökologisch begründeten Interessen der Dämmstoffindustrie lanciert wird. Damals wie heute fehlt die sachliche, baugeschichtlich relevante Diskussion um eine Gesamtbewertung dessen, was es unter welchen Gesichtpunkten zu erhalten gilt. Die Baden-Württembergische Bank – der Ausstellungsort – wurde im Inneren komplett umgebaut und banalisiert; im Stuttgarter Hahnhochhaus wurde im halböffentlichen Bereich etwas mehr von der ursprünglichen, räumlichen Qualität zu retten versucht.
Ein aktuelles Problem stellt sich in den Stuttgarter Studios des SDR. Denn dieser Bau des (heutigen) SWR, der in einem schönen, innerstädtischen Park liegt und von Gutbrod mit feinem Gespür für die Topografie gestaltet wurde, soll abgerissen werden, weil der Investor Häussler hier hochwertigen Wohnungsbau errichten will. Erhalten und Erneuern: Eine baukulturell kenntnisreich zu führende Debatte kommt wieder einmal unter die Räder ökonomischer Interessen. Am 8. Oktober wird an der Universität Stuttgart ein eintägiges, prominent bestetztes Kolloquium zum Thema veranstaltet. Wer geht hin? ub

 Bernd Seeland, Christoph Engel
SAAI

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