Rettung für Eiermanns IBM-Bauten?

Christian Schönwetter
18. September 2013
Links der Kantinen-Flachbau, rechts einer der Büropavillons (Bild: Christian Schönwetter) 

Noch vor kurzem war Egon Eiermanns IBM-Campus in Stuttgart akut vom Abriss bedroht. Nun besteht wieder Grund zur Hoffnung, dass die denkmalgeschützte Anlage doch erhalten werden kann. Nach der Pleite des Investors, der das Ensemble sanieren wollte, nach einem Abbruchantrag seiner Insolvenzverwalter, die das Grundstück leerräumen und verkaufen wollten, und nach heftigem Protest der Fachwelt (wir berichteten im Juni), hat der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn über den Sommer einen runden Tisch einberufen, um das Ensemble zu retten. Vertreter der Stadt, der Architektenkammer, des BDA, der Egon-Eiermann-Gesellschaft und der Insolvenzverwalter haben sich dreimal getroffen und gemeinsam ausgelotet, wie sich durch eine sinnvolle Nachverdichtung der Wert des Grundstücks so steigern lässt, dass die Sanierungskosten für die Eiermann-Bauten wieder eingespielt werden können. Als Berater wirkten der Architekt Oliver Sorg und das Bauunternehmen Drees & Sommer mit, die das Gelände gut kennen, da sie schon in den vergangenen Jahren mit Planungen beauftragt waren.

Die Parkplatzflächen neben den fünf Baukörpern rufen förmlich nach einer Nachverdichtung. (Bild: Stadt Stuttgart)

Der im Konsens erarbeitete Vorschlag sieht vor, auf den großen Parkplatzflächen, von denen die Büropavillons auf zwei Seiten umgeben sind, eine feinkörnige Mischung aus Gewerbe-, Büro-, Handels- und Wohngebäuden zu errichten. Es ist an forschungsnahes Gewerbe gedacht, das auch im Austausch mit dem nicht weit entfernten Uni-Campus stehen könnte, ebenso an Wohnungen, die den Mangel an studentischen Unterkünften in Stuttgart erheblich mildern sollen. Der Clou dabei ist, dass kaum neue Flächen versiegelt werden, da die Neubauten im Wesentlichen nur die ehemaligen Parkplätze besetzen. Lediglich ein Parkhausriegel, der die entfallenen Stellplätze kompensiert, soll in einem vorhandenen Grünstreifen Platz finden – dies scheint vertretbar, da er dort als Lärmpuffer zur benachbarten Autobahn dienen kann. Das Zusammenspiel des Eiermann'schen Ensembles mit der umgebenden Natur bleibt an zwei Seiten ungestört erlebbar. Dass an den anderen Seiten nun neu gebaut werden soll, dürfte sich aus Denkmalsicht verschmerzen lassen, da schon Eiermann eine Erweiterung angedacht hatte. Über das Maß der Erweiterungen wird noch zu diskutieren sein: Teilweise sind bis zu sieben Geschosse geplant, eine Höhe, gegen die sich die vorhandenen Gebäude mit ihren maximal fünf Geschossen schwer behaupten können. Richtiger Streit dürfte sich aber vor allem an einem Punkt entzünden: am fünfzehngeschossigen Hochhaus, das die Planer – in weiser Voraussicht – ganz vorsichtig ans hinterste Ende des Grundstücks in maximaler Entfernung zum denkmalgeschützten Bestand gezeichnet haben. In der Pressekonferenz zur Präsentation der Pläne blieb es seltsamerweise unerwähnt. Aber sonst gäbe es ja im Gemeinderat, der das Gesamtprojekt kommende Woche öffentlich berät, so gar nichts mehr zu diskutieren…

Ein neues Quartier in Mischnutzung soll zur Rettung der Eiermann-Bauten beitragen. (Bild: SFP)

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