Relaunchs und Jubiläen

Ursula Baus
27. Oktober 2010
  

Es gibt keine Zeitschrift, die in Architektenkreisen und bei jenen fachfremden Lesern, die für Architektur zu interessieren sind, so gleichermaßen ankommt wie HÄUSER. Gewiss: Das Blatt widmet sich, weil sein Name Programm ist, den Wohnstätten anspruchsvoller, betuchter Menschen – aber auch die bedürfen guter Architekten, soll ihr Geld nicht in abstruser Verunstaltung der Welt landen. HÄUSER erlaubt sich mit seiner jüngsten Ausgabe einen Relaunch: In einem aufgeräumten Layout wird den Fotografien mehr Wirkungskraft zugemessen und der Text zugleich aufgewertet. Auch Pläne bereichern die Beiträge – wer als Laie in der Zusammenschau von Bildern und Text sein räumliches Vorstellungsvermögen trainieren möchte, bekommt mit den Plänen zusätzliche, aussagekräftige Informationen. Ein Medium, in dem eine Klientel des Sozialen Wohnungsbaus sich wiederfindet, wird HÄUSER natürlich nicht werden.

Derweil freuen sich die Kollegen bei ARCH+ über ihre 200. Nummer – dazu herzliche Glückwünsche nach Aachen und Berlin. Die ARCH+-Redakteure widmen ihre buchähnliche Jubiläumsausgabe (196 zum Teil bis zum Blattrand mit kleiner Schrift bedruckte Seiten) der "Kritik". Um zu belegen, dass Kritik nicht mit Theorie oder Wissen zu verwechseln ist, bemüht das Blatt mal wieder Foucault und Latour und wer-weiß-wen – als ob es nicht auch hierzulande eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Architekturkritik gegeben hätte. Von Seite 14 bis 125 geht es bei ARCH+ dann um Geschichte und Gegenwart der Architekturkritik, teilweise gut geschrieben, teilweise in bekannt schaurigem Theorieslang – zur Kritik der Thesen im Einzelnen in Kürze mehr, denn in eine kleine Magazinmeldung lässt sie sich nicht zwängen.
Auch um die rasanten Veränderungen der Architekturzeitschriften geht es: ARCH+ will mit der "Verschränkung von Zeitschrift, Webauftritt und öffentlicher Performanz" eine "neue Öffentlichkeit für Architekturkritik" schaffen und daran seinen Erfolg messen. Nun, das Netz haben inzwischen alle Blätter entdeckt, Portale und Blogs sind längst Alltag, und allerlei "Performanzen" (von Ortsterminen über Besichtigungstouren, Kongresse, Quartette, Seminare usw.) erlauben sich inzwischen auch mehr oder weniger alle. Die besten Wünsche zum 200. Nummerngeburtstag seien eingedenk der Bedeutung der Sprache von der Bitte begleitet, dass ARCH+ eine besser lesbare Zeitschrift werde, damit sie auch viel und gern, noch häufiger und noch lieber gelesen werde. ub

  

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