Reisefieber

Simone Hübener
20. Juli 2011

Für viele hat die schönste Zeit des Jahres bereits begonnen. Andere stehen in den Startlöchern für einen Urlaub in Nah und Fern. Wer noch unentschlossen ist, wohin die Reise gehen soll, der findet im neuen Baedeker Reiseführer "Deutschland. Erneuerbare Energien entdecken" mit Sicherheit interessante Ziele. Denn diese Neuerscheinung überrascht durch die Vielfalt der 160 vorgestellten Projekte. Von Klöstern und Solarbooten über Fabriken, Hotels und Umweltzentren bis hin zu Windparks und Solarkraftwerken reicht die Bandbreite. Dort, wo es möglich war, hat der Autor Martin Frey Informationen zur Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die einzelnen Beschreibungen aufgenommen. Auch bei den sieben vorgeschlagenen Touren ist man nicht auf das Auto angewiesen. Für ein solches Buch sind beide Punkte ein Muss.
Eine Einleitung mit vielen Fakten rund um die erneuerbaren Energien erleichtert den Einstieg in die Thematik. Einziger Kritikpunkt ist die nicht besonders leserfreundliche Landkarte, auf der am Ende des Buches alle Reiseziele eingezeichnet sind. Denn zum einen entsprechen die Nummern nicht den Seitenzahlen, sondern der jeweiligen Projektnummer, zum anderen sind die Ziele innerhalb der einzelnen Bundesländer alphabetisch und nicht geographisch angeordnet. Man blättert also unnötig lange hin und her, bis man alle gewünschten Informationen gefunden hat. Dies ändert allerdings nichts daran, dass dieses Buch sein Geld (14,95 €) zweifelsohne wert ist. Und dank Energiewende und Atomausstieg gibt es vielleicht bald einen zweiten Band.

Genauso viel Lust, die Koffer zu packen und aufzubrechen, bekommt man bei der Lektüre des Buches "Architektur & Wein", das bei Callwey erschienen ist. Andreas Gottlieb Hempel stellt darin 42 Weingüter und -keller, Vinotheken, Bars und Restaurants in Österreich, Graubünden, Deutschland und Südtirol vor, darunter auch das Weingut Gantenbein in Fläsch, zu dem Sie weitere Informationen im Buch "Wand. Material, Konstruktion, Detail" finden. Außerdem geht Hempel, der seit 2008 Diplom-Sommelier der Associazione Italiana Sommeliers AIS ist, jeweils kurz auf die vor Ort gekelterten Weine ein und empfiehlt dem Leser seinen Favoriten. Allerdings spielt auch in den Texten, die mit "Architektur" überschrieben sind, der Wein eine manchmal zu große Rolle. Doch Architektur schaut man sich sowieso am besten selbst an. Gelungene Beispiele, die Lust auf mehr machen, finden sich genug. Die Pläne, die Text und Bilder zu den Bauten ergänzen, sind in ihrer Gestaltung leider nicht einheitlich und ohne Maßstabsangabe, was den Informationsgehalt deutlich reduziert. Besonders übersichtlich ist dagegen der Anhang, der zu jedem Gebäude in einem Block Bildnachweis, Adress- und Architektenverzeichnis vereint und dank der Seitenzahlen als zweites Inhaltsverzeichnis dienen kann. Dankbar ist man als Leser dem Autor auch dafür, dass nicht viel Tamtam, sondern lediglich ein knappes Vorwort und ein einziges Interview dem Hauptteil vorausgehen.

Dass Ferien auch ganz ohne lästige Fahrerei – egal mit welchem Verkehrsmittel – und in der gewohnten Umgebung spannend sein können, dazu trägt das Buch "Entdecke deine Stadt. Stadtsafari für Kinder" von Beltz & Gelberg bei. Denn es zeigt Kindern und Jugendlichen einen Weg auf, wie sie ihre Stadt und die Umgebung ihrer Wohnung intensiv wahrnehmen und erforschen können, ganz gleich ob sehend, hörend, tastend oder riechend. Und die Autorinnen Anke M. Leitzgen und Lisa Rienermann formulieren überzeugend, warum es so wichtig ist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Zahlreiche Vorschläge liefern sie gleich mit, wie die Suche nach besonderen Türen und Toren oder das Basteln eines Ideenbuchs.
Unterteilt ist dieser Band in sieben thematische Kapitel. Darin kommen "Experten", wie Stadtplaner und Architekten, zu Wort, Kinder erzählen, was ihnen an ihrer Stadt gefällt und was nicht, Vorschläge laden dazu ein, selbst aktiv zu werden. Besonders wichtig ist das Stadt-Abc, das fast am Ende des Buches angeordnet ist. Darin werden die wichtigsten Begriffe, wie Brachflächen, Raumplanung und Stadterneuerung, verständlich erklärt.

Mit den Gedanken auf Reise gehen kann man mit dem 24-Stunden-Wimmelbuch "In der Stadt ist was los!" aus dem Hause Jacoby Stuart. Die Autorin Britta Teckentrup stellt auf sieben großen Doppelseiten den Tag in einer Stadt dar und erzählt mit ihren Bildern die Geschichte der Kinder von Familie Mümmel und des Einbrechers Dietrich Dachs. Denn Tiere, nicht Menschen bewohnen diese Stadt – ob dieser Tausch sinnvoll ist oder nicht, mag jeder für sich entscheiden.
Kurz nach Sonnenaufgang um 6.30 Uhr geht es los, tief in der Nacht um 23.30 Uhr wird es langsam wieder ruhig. Und dazwischen bringt der Postbote die Briefe, der Schornsteinfeger geht seiner Arbeit nach, um 17 Uhr endet die Schicht in der Fahrradfabrik Dynamo.... Entdecken lässt sich unendlich viel – auch ohne Worte. Deshalb hätte Teckentrup auch darauf verzichten können, einige Gebäude zu beschriften und mit jeweils vier Fragen (die letzte Doppelseite ausgenommen) den Kindern bereits Anregungen mitzugeben. Man muss seinen Sprösslingen die Sätze ja nicht unbedingt vorlesen. sh

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