Presseschau

Petra Bohnenberger
18. Januar 2012

Auch im neuen Jahr wollen wir für unsere Leser einen kurzen Überblick darüber geben, was die Redaktionen der einzelnen Fachzeitschriften für berichtenswert halten.
Die Doppelausgabe Januar/ Februar von Detail widmet sich dem Holzbau. Wer sich dabei jetzt vorstellt, nur die hundertste Anleitung für ein Häuschen in Holzständerbauweise zu bekommen, der wird enttäuscht. Alle anderen, die gespannt darauf sind, wie die Zukunft des Holzbaus aussehen kann, sehen interessante Beispiele. Da wird gezeigt, wie ein Raumgebilde aus 6,5 mm dicken (oder dünnen) Sperrholzplatten als Plattenskelett, ähnlich der Hülle eines Seeigels, konstruiert werden kann. Oder die riesige Holzskulptur vor dem Victoria and Albert Museum in London aus amerikanischer Roteiche beweist, dass Fachwerk auch ganz anders aussehen kann. Da besondere hier: gebogene Fachwerkelemente aus Brettschichtholz.
Dennoch gibt es auch wieder einige schöne Beispiele für gelungene "Holzhäuser", vom Einfamilienhaus, über einen Schulanbau bis hin zu einer Schreinerei. Abgerundet wird das Thema "Bauen mit Holz" mit technischen Hinweisen für Holzschutz durch Anstriche sowie Tauwasserschutz bei Flachdächern.
Die aktuelle Bauwelt 3.12 stellt drei Wohnbauten vor, die unterschiedlicher nicht sein können. Wir sehen ein Doppelhaus mit stählerner Fassade, das eigentlich kein Doppelhaus ist, sondern eher zwei ganz eng aneinander gerückte Einfamilienhäuser. Sie teilen sich keine Innenwand, sondern lediglich ein Wasserbecken im Außenbereich. Nichtsdestotrotz sieht man die Einheit. Ein weiteres Beispiel ist ein Haus in Lausanne mit vier Wohnungen, die sich jeweils auf drei Ebenen verteilen und um einen gemeinsamen Patio wickeln. Von außen ist die einzelne Wohneinheit an ihrer eigenen Betonstruktur erkennbar. Das dritte Beispiel sind luxuriöse Maisonettes von Shigeru Ban in Chelsea. Die Glasfassaden lassen sich komplett über zwei Ebenen öffnen, sodass sich die Räume in die Stadt ausbreiten.
In der db findet der Leser unter der Überschrift "Wohnkonzepte" Projekte, bei denen die Architekten und Planer neue Wohnformen entwickeln wollen. Bei einer Wohnanlage in Wien gibt es Wohneinheiten, die sich um gemeinsam genutzte "Außenräume" in Innenhöfen gruppieren. Dabei wurde besonders darauf geachtet, möglichst eine große Durchmischung mit unterschiedlichen Lebensmodellen zu erreichen, indem es Wohnungen für Singles gibt, für Patchworkfamilien, für Wohngemeinschaften, Paare oder Familien. Und auch ein anderes Projekt strebt dem Ziel entgegen, dem Wunsch nach Einfamilienhaus und mangelndem Platz zu begegnen. Dort, in Rheinfelden, wurden hochwertige Wohntypologien für den Geschosswohnungsbau entwickelt. Weitere Beispiele aus Frankreich, Finnland und den Niederlanden folgen. Allen gemeinsam ist die Arbeit daran, individuellen Wohnraum trotz hoher Dichte zu gestalten. Spannend am finnischen Projekt ist, dass den Bewohnern nur 2-geschossige Hüllen zur Verfügung gestellt werden, ausgestattet mit allen notwendigen Installationen. Was jeder Nutzer daraus gestaltet – Wände und Decken einziehen, Treppen bauen – bleibt ihm überlassen.
Auffallend bei fast allen deutschen Architekturzeitschriften: Die gezeigte Architektur steht nur noch selten in Deutschland. Gibt es bei uns keine zeigenswerte Architektur oder wollen uns die Redaktionen den Blick über den Tellerrand ermöglichen?

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