Nachferien

Ursula Baus
22. August 2012
Haus Schminke außen (Bilder: Stiftung Haus Schminke, Ursula Baus) 

Vor unserer Sommerpause wiesen wir auf architektonisch anspruchsvolle Ferienorte hin, jetzt sind wir mit eigenen Erfahrungen aus dem Urlaub zurück. Und die sollen nicht vorenthalten werden. Ganz vortrefflich ist die Idee, dass denkmalgeschützte und entsprechend renovierte Häuser von Gästen zeitweise bewohnt werden können. So zum Beispiel das Haus Schminke in Löbau von Hans Scharoun (1893-1972), das von der Wüstenrot-Stiftung fachgerecht saniert worden ist und in dem man nun zwischen den Öffnungszeiten als Gast das ganze Haus für sich haben kann. Scharouns Haus Schminke erweist sich als ausgeprochen wohnlich, praktisch und zugleich vielfältig in räumlichen Qualitäten, die nur Meister hinbekommen: Am Esstisch mit sprossenlosem Panoramafenster und zweigeschossigem Hallenfeeling, im Wohnbereich mit wohlproportionierten Fenstereinteilungen und verschieblichen Wänden, im Wintergarten unter indirekt beleuchteter Decke – eine Vorwegnahme von Spiegel-Kantinendetails. Die Schlafzimmer im Obergeschoss überraschen durch Schlichtheit, die sanitären Einrichtungen durch erstaunliche Bescheidenheit, die Ausblicke und Austrittmöglichkeiten zum Balkon sind allerdings vorzüglich. Fazit: In diesem Beispiel der Moderne von 1930-33 lässt sich trefflich wohnen, alles Weitere bei der Stiftung Haus Schminke. Bemerkenswert mal wieder: Man kennt vom Haus Schminke eine ikonenhafte Fotografie mit überhöhter Flugdachwirkung – vor Ort sieht alles ganz anders aus!

Wanderfreunden sei indes empfohlen, sich in Flims, dem Wohn- und Arbeitsort von Rudolf Olgiati (1910-95) umzusehen. Olgiati, den man in der intensiven Auseinandersetzung mit dem Bestand durchaus mit Karljosef Schattner und Hans Döllgast vergleichen darf, wurde in den 1970er und 80er Jahren nachgerade verehrt; bei ihm zu arbeiten, war etwas sehr Besonderes. Viel hat Olgiati nicht gebaut, aber doch genug, um die unglaublich durchdachten Grundrisse und Details zunehmend wertschätzen zu können. Skurril dabei: Olgiati sammelte in seiner Heimat alte Möbel, Türen, Fenster und ähnliches, um sie in seine neuen Häuser einzubeziehen. Das ist im so genannten Olgiati-Museum – einem von Olgiati realisierten Anbau des Hotels Waldhaus Flims – bestens nachzuvollziehen, wo sich Reste seiner Sammlung, Zeichnungen und Pläne anschauen lassen.
Außerdem kann man im größten Haus, das Olgiati hier gebaut hat, der viergeschossigen Casa Olzà, auch Ferien machen. Guido Casty vermietet die gut erhaltene, mit alten Türen bestückte und mit vielen Einbaumöbeln perfektionierte Wohnung im zweiten Obergeschoss des Hauses. Rund um die Casa Olzà fällt der Blick auf weitere Bauten Rudolf Olgiatis: Das Haus (Restaurant) Las Caglias mit Swimmingpool, gegenüber das Hotel in der Casa Las Dunschalas, auf der anderen Seite das Sichtbetonhaus für den Bruder Guido Olgiati. Anfragen zu der Ferienwohnung richtet man am besten an [email protected], Eindrücke aus der Umgebung auch unter www.conn.ch.

Eben erreicht uns ein Hinweis von Falk Jaeger aus Berlin: Auch in einer Bruno-Taut-Wohnung kann man als Gast logieren. Zum Beispiel: 3 Zimmer, Küche, Bad, 65 qm, in der Hufeisensiedlung. Information: www.tautes-heim.de

Ein Porträt von Rudolf Olgiati (Bilder: Stiftung Haus Schminke, Ursula Baus) 
Sein Anbau am Waldhaus Flims sowie sein Apartementhaus Olzà (Bilder: Stiftung Haus Schminke, Ursula Baus) 
 Wohnen kann man auch in "Tauts" Heim (www.tautes-heim.de)

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