Motivation zum Reisen

Simone Hübener
6. Februar 2013
Der Aachener Dom wurde 1978 als erste deutsche UNESCO-Welterbestätte anerkannt. (Bild: Peter Braatz, www.360pixel.de) 

37 Stätten zählt die deutsche UNESCO-Welterbeliste. Damit liegt Deutschland hinter China, Frankreich, Italien und Spanien weltweit auf Platz 5. Einige der Stätten, wie der Kölner Dom, die Klosteranlage Maulbronn und das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau dürften vielen Menschen bekannt oder zumindest ein Begriff sein. Bei anderen denkt man vielleicht nicht daran, dass auch sie zum Welterbe der UNESCO zählen. Mit einem Besuch der neuen Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt, die am gestrigen Dienstag eröffnet worden ist, kann man diese Unterschiede wettmachen. Denn dort werden dem Besucher alle deutschen Welterbestätten mit Texten, Bildern und ganz unterschiedlichen Exponaten, wie einem alten Stahlspind aus der Völklinger Hütte oder einem Stein der Steinernen Brücke Regensburg, auf eine Art und Weise präsentiert, die Lust auf mehr macht, die dazu anregt, sich auf eine Deutschlandreise zu begeben und sich nach und nach viele oder gar alle Stätten anzuschauen.

2002 kamen als 26. und 27. Welterbestätten die Altstädte von Stralsund und Wismar... (Bild: Christian Rödel, Stadterneuerungsgesellschaft Stralsund mbH) 

Der Untertitel "Eine Deutschlandreise" weist gleich auf eine Besonderheit dieser Ausstellung hin. Die Kuratorin beauftragte bekannte Journalisten und Autoren, darunter Ursula Baus und Christian Holl von frei04 publizistik, damit, zu je einer Stätte zu reisen und ihre Eindrücke in Bildern und einem Text festzuhalten. Letztere sind in voller Länge allerdings nur im Katalog zu lesen, der bei dieser Ausstellung als Ergänzung dient und nicht einfach das wiedergibt, was sowieso im DAM zu sehen ist. Zusätzlich mussten alle Journalisten und Autoren von "ihrer" Welterbestätte eine Postkarte schreiben und ein Souvenir mitbringen. Diese zeigen – oftmals mit einem Augenzwinkern – wie vor Ort mit dem besonderen Status des Bauwerks, des Gartens, der Altstadt oder der Naturlandschaft umgegangen wird. In der Ausstellung präsentiert die Kuratorin diese Gegenstände gesammelt in einer Vitrine, wo sie jedoch etwas zu dicht gedrängt beieinander liegen.

… und das obere Mittelrheintal dazu; hier der Blick auf die Loreley (Bild: Zweckverband Oberes Mittelrheintal) 

Mehr als diese Winzigkeit gibt es an dieser sehenswerten Ausstellung nicht zu kritisieren. Die Texte auf den Tafeln sind nicht zu lang und gut verständlich, die Bilder zeigen viele Facetten der jeweiligen Welterbestätte und die Exponate verraten oftmals erst beim zweiten Hinsehen, was sie mit der Architektur(geschichte) zu tun haben. Die Anordnung der verschiedenen Stätten ist sehr gut gelungen, denn sie sind weder thematisch noch chronologisch oder geographisch angeordnet, sondern so, dass sie dem Besucher möglichst abwechslungsreich präsentiert werden.
Für einen ersten Überblick eignet sich die 3D-Reliefkarte am Eingang der Ausstellung hervorragend. Ein Beamer projiziert auf die Karte die Orte aller deutschen Welterbestätten. Nacheinander und in chronologischer Reihenfolge leuchten diese Punkte dann auf, parallel erscheint auf der Rückwand ein Foto der jeweiligen Stätte, der Name wird neben der Karte eingeblendet – ein guter Start für eine virtuelle oder im Nachklang vielleicht auch reale Deutschlandreise.

Entstanden ist die Ausstellung im Rahmen eines Investitionsprogramms des BMVBS durch das zwischen 2009 und 2014 insgesamt 220 Mio. Euro "für die Weiterentwicklung und Pflege der deutschen UNESCO-Welterbestätten zur Verfügung" stehen.

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