Linien, Flächen, Volumen

Simone Hübener
25. April 2012
„Linien, Flächen, Volumen – Architektur an Schulen“ - so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung der Architekturgalerie am Weißenhof. (Bild: architekturgalerie am weißenhof) 

Ein gewisses Verständnis für seine bebaute Umgebung sollte jeder haben, zumal wir uns – und das ist nichts Neues – fast unser ganzes Leben lang in einer solchen aufhalten. Doch auch hier gilt der altbekannte Satz: "Was Hänschen nicht lernt...." Deshalb ist es notwendig und gut, bereits Kinder und Jugendliche mit dem Thema Architektur vertraut zu machen, ihnen – ihrem jeweiligen Alter angepasst – ein Grundwissen zu vermitteln. Glücklicherweise werden die Projekte zu den Themen "Architektur und Schule" und Architekturvermittlung, wie das 4. Internationales Symposium – Architekturvermittlung in Weimar am kommenden Wochenende, immer mehr.
In Stuttgart haben sich die beiden engegaierten Lehrerinnen Ingrid Börner-Seitz vom evangelischen Mörike-Gymnasium und Elisabeth Schweizer-Maier vom Heinrich-Schickhardt-Gymnasium dieser Themartik angenommen und geschickte Aufgaben für ihre Schüler gewählt. Die Basiskurse Bildende Kunst sollten für den jeweiligen Namensgeber ihres Gymnasiums ein Museum entwickeln. Sie lernten also nicht nur Neues über Architektur und Bauen, sondern vertieften parallel ihr Wissen über eine bekannte Person. Bei dieser interdisziplinären Herangehensweise bleibt oftmals mehr im Gedächntis hängen, als wenn eine Fragestellung isoliert betrachtet wird. Mit "Verborgener Architektur", einem kleinen Wohnhaus in tiefergelegtem Baugrund, beschäftigten sich die Schüler des Kernfachs Bildende Kunst im Schuljahr 2010/2011. Die Klassenstufe 9 arbeitete – in Anlehnung an Tadao Andos 4x4-Haus – an einem Wohnhaus, das sich aus vier Bausteinen zusammenzusetzen hatte. Zuerst entwarf jeder Schüler einen neutralen Kubus, jeweils vier mussten dann zu einem Haus zusammengefügt werden. Exkursionen und die theoretische Auseinandersetzung mit einem bekannten Architekten bereicherten die Entwurfsarbeit im Klassenzimmer, vertieften das architektonische Verständnis, machten die Schüler neugierig.
Bereits etwas älter, aber deshalb nicht weniger interessant ist der Wettbewerbsbeitrag des Mörike-Gymnasiums von "Jugend baut...weiter 2010". Dort galt es, sein Traumhaus zu entwickeln, allerdings unter Berücksichtigung der Baukosten. Diese durften nicht mehr als 200.000 Euro betragen und mussten von den Teilnehmern berechnet werden.
All diese Projekten präsentiert die aktuelle Ausstellung der Architekturgalerie am Weißenhof in Stuttgart mit Plänen, liebevoll gebauten Modellen, Skizzen und Erläuterungstexten. Die Bandbreite dessen, was die Schüler geschaffen haben, ist groß, ihre Herangehensweise oftmals zurecht losgelöst von all den Zwängen, die Architekten in ihrer Arbeit einengen. Dies förderte erstaunliche Ergebnisse zu Tage.
Die erste Ausstellung dieser Art fand im Rahmen der "Offenen Galerie" bereits 2005 statt. Sieben Jahre sind aus verschiedenen Gründen nun bis zum zweiten Mal vergangen. Der Baukultur in unserem Land ist zu wünschen, dass bis zur nächsten keine solch lange Zeit verstreichen wird. Denn, so Carola Franke-Höltzermann in ihrer Rede anlässlich der Eröffnung: Wir müssen "beim Nachwuchs, bei unseren Kindern, bei den Schülern beginnen, das Interesse für ihre Stadt und deren Architektur zu wecken".

Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Mai zu folgenden Zeiten geöffnet: Mi-Fr 14-18h, Sa+So 12-18h (Eintritt frei)

Begleitveranstaltungen:
2. Mai 2012, 19 Uhr: Offene Diskussion über Architektur
In Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Baden-Württemberg / FÜNF Kammergruppen Stuttgart, Moderation: Christian Holl

6. Mai 2012 ab 16.30 Uhr: Finissage mit Exkursionsteilnehmern der Tagung Deutscher Museumsbund

Manche Modelle sind in ihrer Präzision kaum von denen junger Architekturstudenten zu unterschieden. (Bild: architekturgalerie am weißenhof) 
Bei der Vernissage hatten die Schüler die Möglichkeit, ihre Entwürfe selbst zu präsentieren. (Bild: architekturgalerie am weißenhof) 

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