Kompetenz Baukultur

Christian Holl
6. Juni 2012

Mehr Baukultur, dagegen kann keiner etwas haben. Im Alltag ist es dann allerdings schwer damit bestellt, sie umzusetzen. Am Beispiel Stuttgart haben wir gerade erst gezeigt, wie weit die Realität von den Sonntagsreden entfernt ist. Mit einem "Werkzeugkasten der Qualitätssicherung", Teil des Forschungsvorhabens "Kommunale Kompetenz Baukultur", soll den Kommunen übersichtlich Hilfestellung gegeben werden: "konkrete Entscheidungshilfen, Handlungsempfehlungen und Verfahren zur Qualitätssicherung" sollen zu mehr Baukultur führen. Sie sind eingeteilt in die Kapitel "Weitsichtig Planen", "Gut Bauen" und "miteinander Reden". Insofern sich Teile eines Kapitels auf andere beziehen lassen, sind Querverweise eingefügt. Gute Beispiele veranschaulichen die theoretischen Erläuterungen. Es mag die ein oder andere Lücke geben, die aber noch gefüllt werden kann, denn noch handelt es sich um einen Entwurf. Bis zum 30. Juni können Anregungen per Email eingebracht werden. Außerdem wird der Entwurf auf drei Regionalkonferenzen zur Diskussion gestellt werden: am 12. Juni in Weimar, am 13. in Münster und am 14. in Ulm. Dort soll der Werkzeugkasten jeweils "praktisch und vor Ort erprobt" werden – was immer das auch heißt, schließlich kann man nicht an einem Nachmittag testen, was die Broschüre vorschlägt: einen Wettbewerb durchführen oder ein städtebauliches Leitbild erstelllen.
Man fragt sich allerdings, an wen sich die Broschüre eigentlich richtet. Muss man dem willigen Politiker, dem Investoren gegenübersitzenden Dezernenten, dem mit Bürgern diskutierenden Planer erklären, dass wir deswegen Baukultur brauchen, weil uns "Baukultur erfreut"? An wen richtet sich etwa folgende Empfehlung: "In einer Kommune können nur dann fundierte, zukunftsfähige Entscheidungen getroffen werden, wenn diese in ein übergeordnetes Leitbild eingebunden sind."? Und beim folgenden Satz ist man wohl schon versucht, seine Zeit mit etwas anderem zu verbringen: "Hier werden Fragen gestellt wie: Woher kommen wir, wer sind wir und wohin gehen wir?" Wir sind, wohlgemerkt, erst auf der Seite 14. Solche an naiver Banalität kaum zu überbietende Bedeutungsheischerei schadet den tatsächlich konkreten Erläuterungen zu Planungsinstrumenten, Satzungen, Regelwerken. Warum hat man sich nicht auf sie beschränkt?

Der Entwurf der Publikation ist als pdf erhältlich unter www.kommunale-kompetenz-baukultur.de.

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