Kein Einigungswille

Christian Holl
7. September 2011
Mit diesem Entwurf hatten im letzten Jahr Schulz und Schulz Architekten den Wettbewerb für ein Museum in Darmstadt gewonnen. Bislang war der Wettbewerbsgewinn für das Büro kein Grund zur Freude. (Bild: Schulz & Schulz Architekten, Leipzig) 

Es war eine ziemlich verfahrene Situation – nach starken Bürgerprotesten und nach drei jeweils von mehreren hundert Menschen besuchten Fachforen war keine Einigung in der Frage über den Neubau eines Museums auf der Darmstädter Mathildenhöhe erzielt worden (siehe "Angst ist ein schlechter Ratgeber" vom 9. Februar 2011). Immerhin hatte sich ein Ausweg angedeutet – den städtebaulichen Kontext nochmals in den Blick zu nehmen, neben dem Südhang, der ursprünglich für den Bau des Museums Sander vorgesehen war, auch den Ost- und den Nordhang des Areals mit in eine Gesamtkonzeption einzubeziehen.
Im März hatten sich dann in den Kommunalwahlen die politischen Gewichte verlagert. Die neue grün-schwarze Koalition hatte sich für einen Museumsbau am Osthang ausgesprochen und sich darauf geeinigt, die ursprüngliche Bebauung am Südhang aufzugeben und mit einem internationalen Wettbewerb unter bürgerschaftlicher Beteiligung das Projekt neu auf den Weg zu bringen. Ein Erbpachtvertrag, der zwischen den Museumsstiftern, dem Ehepaar Sander und der Stadt Darmstadt geschlossen worden war, hatte zunächst eine Baueingabe bis Ende Juni gefordert – um Kompromissvorschlägen eine Chance zu geben, war diese Frist verlängert worden. Nun aber sieht es nicht mehr nach einem Happy-End aus. Das Ehepaar Sander lehnt den Osthang als Bauplatz ab, eine andere Option, die in den Fachforen vorgeschlagen worden war, eine Neubebauung an der südwestlichen Flanke, am Eugen-Bracht-Weg, wurde nun vom Landesamt für Denkmalschutz abgelehnt. Hier könne nicht gebaut werden, weil hier auch zuvor kein Gebäude gestanden hatte. Es scheint, als wolle keiner so recht auf den anderen zugehen, als könne der Wille, sich gemeinsam zu einigen, (immer noch) nicht die Differenzen überbrücken. Bliebe es dabei, hätten den Schaden am Ende alle: Die Stadt, ihre Bürger, die Museumsstifter und die Sieger des Wettbewerbs, der im letzten Jahr entschieden worden ist. Es ist eine ziemlich verfahrene Situation. ch

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