Hören, sehen, staunen

Simone Hübener
14. März 2012
 

Architektur hört sich auf den Audiobüchern von DOM Publishers unglaublich gut an. Denn die Texte sind informativ, lebendig und abwechslungsreich. Vor dem inneren Auge tauchen Bilder von den Gebäuden auf, die man kennt, von all jenen, die man noch nie auf einer Fotografie oder im Original gesehen hat, formt sich langsam aber sicher eine Vorstellung, wie sie aussehen könnten. Biographisches über den jeweiligen Architekten und Informationen zu den Bauten sind auf eine gelungene Art miteinander verflochten, die verschiedenen Stimmen der Sprecher und der interviewten Architekten sorgen für Abwechslung. Da nimmt es nicht wunder, dass die Jury des Deutschen Hörbuchpreises 2012 die neue Reihe für die "Beste verlegerische Leistung" ausgezeichnet hat. Bisher erschienen sind Audiobücher über Zaha Hadid, Peter Zumthor, Daniel Libeskind und erst jüngst über Graft Architekten. Und es dürfen gerne möglichst bald mehr werden.

In zwei Kategorien wird seit 2006 in zweijährigem Rhythmus der Deutsche Brückenbaupreis vergeben. Das ist gut, wichtig und richtig, denn Brücken prägen unsere Städte und unsere Landschaft genauso wie alle anderen Bauwerke auch. Sie dürfen nicht als reine Funktionsbauten betrachtet werden, die nur dazu da sind, um ein Tal, eine Eisenbahntrasse oder eine Straße zu überqueren. Dass mit dem Preis "kreative[r] Ingenieurleistungen in der Königsdisziplin des Ingenieurbaus" ausgezeichnet werden, sollte für alle Planer ein Ansporn sein.
2012 musste sich die Jury zwischen 37 Brücken entscheiden und je eine in der Kategorie "Straßen- und Eisenbahnbrücken" und eine in der Kategorie "Fuß- und Radwegbrücken" zum Sieger küren. Der erste Preisträger, die Eisenbahnbrücke Scherkondetal, lässt sich im Weimarer Land in Thüringen begutachten und wurde von der Jury als "ästhetisch überzeugendes innovatives Bauwerk und ein Meilenstein des modernen Eisenbahnbrückenbaus für den Hochgeschwindigkeitsverkehr" gelobt. Gemächlicher wird die Fußgängerbrücke "Blaue Welle" in Flöha (Sachsen) überquert, so dass genügend Zeit bleibt, das Bauwerk genauer zu betrachten. Die Jury hob vor allem die technisch und gestalterisch überzeugende Lösung einer "anspruchsvolle[n] Aufgabe in schwierigem städtebaulichen Umfeld" hervor.

Auch beim Schinkel-Wettbewerb, der bereits zum 157. Mal ausgelobt worden war, bleiben wir im Osten der Republik, denn er hatte dieses Mal die Innenstadt Potsdams zum Thema. Die jungen Architekten und Ingenieure mussten Ideen für neue Stadtquartiere und "zukunftsorientiertes Wohnen am Wasser" entwickeln. 13 der 228 jurierten Entwürfe wurden prämiert und sind noch bis übermorgen, 16. März, im Schaufenster der Fachhochschule Potsdam (Friedrich-Ebert-Straße 6) von 13 bis 18 Uhr zu sehen. Als Sieger in den Bereichen "Städtebau" und "Landschaftsarchitektur" gingen zwei Planergruppen der TU Dresden hervor. Shaghajegh Einali und Thomas Hartmann befassten sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit der Erweiterung der südlichen Innenstadt, welche die Jury besonders durch die "abwechslungsreiche[n[ Folge von Alleen, Brücken und kleinen Plätzen" überzeugt hat. Sebastian Pietzsch und Martin Reil integrierten mit ihrem Entwurf "Stadtmosaiken" dagegen auf "überzeugende Art den Nuthepark in die Potsdamer Kulturlandschaft".

Zurück zu bereits realisierten Plänen führt der Häuser Award 2012, bei dem es in dieser Runde um kostengünstige Einfamilienhäuser ging. Den ersten Preis erhielt das spanische Architekturbüro Iñaqui Carnicero Estudio für sein großzügiges Wohnhaus aus Sichtbeton. Dieses Haus wirft dann auch gleich die Frage auf, wie man "kostengünstig" am sinnvollsten definiert. Um ein Gebäude mit dem anderen vergleichen zu können, muss selbstverständlich der Quadratmeterpreis herangezogen werden. Doch auch günstige 375 Quadratmeter (wie beim Siegerhaus) sprengen mit Sicherheit das Budget so mancher jungen Bauherren. Da in der hochwertigen Publikation zum Häuser Award 2012, die bei der DVA erschienen ist, all diese Angaben zu finden sind, kann am Ende jeder Leser für sich selbst entscheiden, was für ihn noch günstig ist und was nicht. Denn es sind wirklich auch Einfamilienhäuser dabei, deren gesamte Baukosten sich im Rahmen halten und die aufgrund der erreichten Qualität für so machen Architekten und Bauherrn Vorbilder sein sollten.

Die Sieger des Deutschen Brückenbaupreises 2012: die Eisenbahnbrücke Scherkondetal der DB Projektbau und des Büros Büchting+Streit ... 
... und die Blaue Welle in Flöha des Ingenieurteams um Frank Ehrlicher. (Bilder: www.brueckenbaupreis.de) 
 

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