Hoch, höher, am höchsten

Ursula Baus
21. November 2012
Ingenhovens Hochhauspreis-geschmücktes Projekt in Sidney (Bild: H. G. Esch/ Pressefotos)

Die Luftaufnahme zeigt, wie die immer höheren Häuser ihre Nachbarschaft verzwergen lassen. Seit 2004 vergeben die Stadt Frankfurt und das DAM mit finanzieller Unterstützung der Deka-Bank alle zwei Jahre den Internationalen Hochhauspreis, der am vergangenen Donnerstag (15. November 2012) an Christoph Ingenhoven und Ray Brown ging. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wurde für Ingenhovens und Browns "1 Bligh Street"-Turm vergeben. Es heißt beim Auslober: "Mit 139 Metern und 30 Etagen bricht das Gewinnergebäude zwar keine Höhenrekorde, setzt aber auf seinem Kontinent neue Maßstäbe hinsichtlich sozialer, kultureller, stadtplanerischer und nachhaltiger Kriterien. 'Die Gesamtqualität des Gebäudes ist herausragend. Mit ihrem Entwurf meiden die Architekten das Ikonische, stellen vielmehr die Bedürfnisse der Nutzer – wie etwa den Ausblick aller Büros – in den Fokus', urteilte die Expertenjury unter Vorsitz des Frankfurter Architekten Prof. Albert Speer." Stimmt schon, wenn man sich ein solches Haus leistet, möchte man auch gern den Panoramablick genießen. Es ist in Australien das erste Haus mit natürlich belüfteter Doppelfassade. Die Frankfurter Preisverleihung für geladene Gäste – hier im Video 2010  – lässt keinen Zweifel daran, dass es bei diesem Gebäudetypus um ein Anliegen des Big Business geht. gmp erhielten eine besondere Anerkennung für ihre Renovierung der Deutsche-Bank-Türme in Frankfurt am Main. Aus der Jurybegründung: "Dies ist die Art von Lösung, an der wir in Zukunft sicherlich noch häufiger teilhaben werden. Hier zeigt sich, wie existierende Strukturen und vorgegebene Formen im Einklang mit wegweisender Technologie modernisiert werden können."

Bild: H. G. Esch/ Pressefotos

Das hätte man sich auch für ein Hochhaus in Ludwigshafen gewünscht. Denn dort stehen die Zeichen für das baugeschichtlich bemerkenswerte Hochhaus der BASF aus den Jahren 1954-57 schlecht: Sanierungsarbeiten seit Mitte der 1990er Jahre hinterließen den Eindruck eines denkmalpflegerisch sorgfältig begleiteten Erneuerungsprozesses. Die BASF schien gewillt, dieses denkmalgeschützte Gebäude, das mit 102 Metern Höhe bis 1962 das höchste in Deutschland war, zu hegen und zu pflegen. HPP hatten 1953 den Wettbewerb gewonnen, das Haus wurde rasch zum Wahrzeichen Ludwigshafens. Nun stellt sich heraus, dass das Fassadentragwerk nicht hält, Asbest und PCB verbaut wurden und eine Sanierung zu teuer würde. Man fragt sich, wieso dies alles nicht schon Mitte der 1990er Jahre bekannt gewesen ist.
BASF hat den Abrissantrag gestellt und "rechnet fest mit der Zustimmung der Unteren Denkmalschutzbehörde, die bei der Stadt angesiedelt ist". Einen Plan B, in dem das Gebäude erhalten werden sollte, gibt es erst gar nicht. Der Oberen Denkmalschutzbehörde (in Mainz) "ist der baulich schlechte Zustand des Gebäudes bekannt". BASF geht davon aus, dass 2013 abgerissen und mit einem Neubau begonnen werden kann. 2015 will man 150-jähriges Bestehen feiern.

Die Ausstellung im DAM zum Hochhauspreis wird bis 13. Januar 2013 gezeigt, es erschien ein Katalog.

Die renovierte Deutsche Bank von gmp (Bild: Deutsche Bank) 
Blick auf das Hochhaus der BASF am Zugang zum riesigen Firmengelände in Ludwigshafen (Bild: Pressebild BASF) 

Andere Artikel in dieser Kategorie