Historische Werte sind wertlos

Simone Hübener
11. Mai 2011
Geschafft: Die „Mensa am Park“ der Bauhaus-Universität Weimar steht seit kurzem unter Denkmalschatz (Bild: mensadebatte.de) 

In Weimar ist die Freude groß, denn wieder einmal scheint sich das Engagement der Menschen gelohnt zu haben. Die "Mensa am Park" der Bauhaus Universität Weimar ist vor kurzem unter Denkmalschutz gestellt und somit vor dem Abriss gerettet worden. In der Begründung des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie heißt es dazu: "Die 1979-1982 von dem in Weimar an der Hochschule für Architektur und Bauwesen angesiedelten Projektierungsbüros nach einer längeren Planungsphase realisierte Mensa ist durch ihre besondere städtebauliche, baukörperliche, materialästhetische und farbliche Gestaltung ein wichtiges Zeugnis der spätmodernen Architektur in der DDR. Darüber hinaus ist sie eines der wenigen authentisch überlieferten Exemplare dieser Baugattung. Die – im Vergleich zum zeitgenössischen Gesellschaftsbau der DDR – hohe architektonische Qualität ist Ausdruck der besonderen Entstehungsumstände an einer renommierten Architekturhochschule und darin auch ein Teil der Geschichte der heutigen Bauhaus-Universität." Zu dieser positiven Entscheidung haben nach Aussagen des Landesdenkmalamts maßgeblich auch die Ergebnisse eines Seminars beigetragen, das die Professuren für Denkmalpflege und Baugeschichte, Baukonstruktion und Bauklimatik an der Weimarer Universität mit Unterstützung der Initiative mensadebatte.de im vergangenen Wintersemester veranstaltet haben. Die Ergebnisse sind noch wenige Tage, bis zum 15. Mai, im Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar zu sehen.
Ursprünglich sollte die Mensa für ein neues Bauhaus-Museum dem Erdboden gleichgemacht werden (wir berichteten). Doch es regte sich Widerstand, die Pläne wurden aufgegeben und so der Weg für die Unterschutzstellung freigemacht.
Auf so viel Bürgerengagement darf man in Berlin-Schönefeld wohl nicht hoffen, denn der dortige Abrisskandidat, das "Generalshotel", steht an einer schwer zugänglichen Stelle, Besucher hat er selten. Das offiziell als "Sonderabfertigung für Generale und Persönlichkeiten der Politik und Wirtschaft" bezeichnete Gebäude steht laut Tagesspiegel und Berliner Zeitungdem Ausbau des neuen Regierungsflughafens Schönefeld im Weg und soll deshalb nicht erhalten werden – Einwände der Denkmalschützer hin oder her. In einem Gutachten aus dem Jahre 1996 heißt es dagegen noch, das Generalshotel sei eines der "besonders frühen und gleichzeitig letzten, in dieser Originalität überkommenen baulichen Sachzeugnisse der unmittelbaren Nachkriegsarchitektur, die die politische Stärke und das Selbstbewusstsein der sowjetischen Siegermacht zum Ausdruck bringen". Aber was haben solche Aussagen heute noch zu bedeuten? Leider immer weniger, was auch daran zu erkennen ist, dass wir immer mehr über dieses Thema zu berichten haben. sh

Eine Bildstrecke zum "Generalshotel" finden Sie hier.

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