Großprojekte aktuell

Ursula Baus
13. März 2013
Porträt von Hartmut Mehdorn (Bild: Wilfried Dechau) 

Berlin   Am vergangenen Freitag (8. März 2013) war es doch überraschend: Nachdem der erfahrene Ex-Fraport-Chef Wilhelm Bender den Job abgelehnt hatte, sagte der 70-jährige Harmut Mehdorn nun zu, mit Horst Amann den BER-Flughafen-Karren aus dem Dreck zu ziehen. Delikat dabei: Mehdorn war bis Januar AirBerlin-Chef, die gegen den BER klagt. Mehdorn meint, da werde die Rechtsabteilung "sachneutral" agieren, man werde sich "gütlich einigen". Auch der Flughafen Tegel (Architekten: gmp) gehört mit Sanierungskosten von mindestens, derzeit prognostizierten 20 Millionen Euro zu Mehdorns neuen Aufgaben. Mehdorn sprach in der Pressekonferenz davon, dass er beim BER das "Team revitalisieren" wolle. Zu diesem Team gehörten maßgeblich: gmp. Mehdorn und gmp lagen bereits beim Berliner Hauptbahnhof im Clinch miteinander, dessen Gleisdach Mehdorn kurzerhand kürzer bauen ließ, um Zeit und Geld zu sparen. Gibt es wieder Zoff, wenn sich gmp und Mehdorn begegnen?  Es ist unwahrscheinlich, dass Meinhard von Gerkan und Hartmut Mehdorn nun Friede-Freude-Eierkuchen spielen. Wer hat wohl das Nachsehen? – siehe dazu auch Falk Jaegers Beitrag im eMagazin #45|12.

Meinhard von Gerkan (Bild: Wilfried Dechau) 

Stuttgart   Die Ankündigung des Mehdorn-Nachfolgers bei der Bahn, Rüdiger Grube, die Beteiligung an den Milliarden Mehrkosten für Stuttgart 21 gegebenenfalls juristisch einzuklagen, wurde vergangene Woche in ihrer Unverschämtheit nur von einer Äußerung Minister Ramsauers getoppt. Der meinte, die Bahnfahrpreise würden andernfalls steigen, die Baden-Württembergische Landesregierung trage Schuld daran. Dergleichen trieb den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann in eine für ihn ungewohnte Rage. Auch hier läuft dies oder jenes auf einen Rechtsstreit hinaus. Und die Architektur? Wird dadurch teurer und teurer. Die Bahn macht sich in Tateinheit mit dem Bund in Stuttgart keine Freunde – weder bei den S21-Gegnern, noch bei den Befürwortern.

Winfried Kretschmann (mit Daimler-Chef Zetsche und EnBW-Chef Mastiaux) (Bild: Wilfried Dechau) 

Hamburg   Die Elbphilharmonie wird, so wurde just entschieden, jetzt von Hochtief zu einem "Globalpauschalfestpreis" von 675 Millionen Euro fertig gebaut. Auch hier wird die Architektur von Tag zu Tag teurer. So könne, meinte ein CDU-Politiker, womöglich auch die Kostenschallmauer von einer Milliarde durchbrochen werden. Wer das alles zahlt? Vielleicht die künftigen Konzertbesucher? Und die zuständige Kultursenatorin Barbara Kisseler hat offenbar nichts, aber auch gar nichts aus den jüngsten Miseren der Großprojekte gelernt. Sie meinte in der Sendung Schalthoff live: "...was ich absolut nicht in Ordnung finde, und das muss ich ausdrücklich sagen, dass wir bei jetzigem Stand des Projektes ein Horrorszenario aufmachen, wo man am Horizont schon die Milliarde aufscheinen sieht, und damit genau das Gegenteil von dem erreicht, was wir alle wollen – nämlich Akzeptanz für das Projekt in der Öffentlichkeit". Wieder etwas schönreden, damit die "Akzeptanz" stimmt? Müsste allmählich unter Strafe gestellt werden.

Fazit: Die Weiterführung umstrittener Großprojekte beschert kaum gute Nachrichten.
Es gibt aber auch noch ein altes "Großprojekt": den Flughafen Tempelhof. Dort soll ein Park mit neuen Quartieren am Rande realisiert werden – die Tempelhofer Freiheit. Die Planung stammt von Astoc mit Gross-Max. Am 6. März wurde sie in Berlin vorgestellt, dazu hieß es: "Mit dem vorliegenden Masterplan werden städtebauliche Planungen, immobilienwirtschaftliche Zielsetzungen und die vorhandenen Identitäten miteinander in Beziehung gesetzt". Erstaunlich, welche Bedeutung sich die Immobilienwirtschaft inzwischen erobert hat und wie sie ihre Ziele bereits in Masterplänen berücksichtigt haben will...

Tempelhof-Projekt, die Verzahnung der neuen Quartiere mit vorhandenen ist angestrebt, der Maßstabssprung jedoch kaum zu übersehen (Visualisierung: TDamm/ Gross.Max/ ASTOC) 

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