Für Praktiker und Wissbegierige

Simone Hübener
20. Februar 2013

Die meisten Menschen möchten gesund sein, sich gesund ernähren und in einer gesunden Umgebung wohnen und arbeiten. Aufgrund der immer dichteren Gebäudehüllen und der Vielzahl an bedenklichen oder gefährlichen Stoffen, ist es nicht leicht, ein solches Bauwerk zu realisieren. Eine gute Unterstützung auf dem langen Weg dorthin bietet das Buch "Mit Sicherheit gesund bauen". Auf 444 Seiten beschäftigen sich verschiedene Autoren mit Themen wie "Anforderungen der Innenraumhygiene/ Wohngesundheit", "Qualitätsmanagement in Planung und Umsetzung" und "Innenraumhygiene und Recht". Während durch die Vielzahl der Beteiligten auf der einen Seite Experten des jeweiligen Themas zu Wort kommen, doppeln sich auf der anderen Seite leider immer wieder inhaltliche Aspekte. Da hätte das Lektorat genauer sein müssen. Den zweiten und damit auch schon letzten Kritikpunkt betreffen Bilder und Grafiken. Erstere sind teilweise unscharf oder verpixelt, letztere dem restlichen Buch optisch nicht angepasst worden.
Die Bandbreite der behandelten Themen, die gute Strukturierung – die Kapitel sind analog zum Bauablauf angeordnet –, das detaillierte Inhaltsverzeichnis und ein ausführlicher Anhang gleichen diese Mankos aus und machen das Buch zu einem gelungenen Praxisratgeber für Architekten, Unternehmen, Bauherren und viele andere.

An wohngesunde und nachhaltige Gebäude denkt man auch beim Bauen mit Stroh, dem Thema der nächsten Publikation. Im Juli 2012 ist bereits die vierte, völlig überarbeitete und ergänzte Auflage erschienen. Die große Neuerung dieser Auflage ist, wie Herbert Gruber und Helmuth Santler in ihrem Editorial schreiben, dass es nun Baustrohballen mit Europäischer Technischer Zulassung (ETZ) und Österreichischer Technischer Zulassung (ÖTZ) gibt. Damit ist es nun einfacher, Gebäude mit Stroh zu realisieren. Trotzdem gibt es bei diesem speziellen, äußerst ökologischen Bau- und Dämmstoff nach wie vor vieles zu beachten. Darauf gehen die Autoren detailliert ein, sie erläutern Vor- und Nachteile im Allgemeinen und von verschiedenen Konstruktionen und liefern einen Überblick über den Stand der Dinge in 20 europäischen Ländern. Dass dabei jeweils gleich die richtigen Ansprechpartner genannt werden, ist besonders hilfreich. Gelungen ist auch die Mischung aus Grundlagenwissen, wie der Erläuterung des U-Werts, und Fachinformationen für all jene, die mit dem Gedanken spielen, bald ihr erstes Haus aus oder mit Stroh zu bauen. Etwas ansprechender hätte dagegen die Grafik sein dürfen, die durch das gewählte Dunkelgelb und einen etwas zu stringenten Satzspiegel antiquiert daherkommt. Größere Bilder, die bei einem solchen Werk einfach wichtig sind, vermisst man ebenfalls – außer im 16 Seiten langen Fototeil. Dafür haben die Autoren dann endlich auch bereits realisierte Beispiele ausgewählt, die nicht das Öko-Image von Strohbauten unterstreichen, sondern diesen Baustoff mit zeitgenössischer, guter Architektur in Verbindung bringen. So liefert das Buch in der Summe einen guten Einstieg in das Thema und zeigt auf, was mit Stroh heute alles möglich ist.

Das klimagerechte Bauen ist uns in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr abhanden gekommen. Technik vermochte alles auszugleichen, die dadurch erzeugten Energiekosten spielten lange keine Rolle. Da langsam ein Umdenken stattfindet, kommt zur Unterstützung dieses Prozesses eine Publikation wie "Klimagerecht Bauen: Ein Handbuch" gerade recht. Die Autoren erklären darin wichtige Begriffe und Einflussfaktoren, wie Klimaelemente und Klimazonen, und geben im Hauptteil – ausgehend von den fünf Klimazonen kühl, gemäßigt, Subtropen, Tropen und Wüste – einen fundierten Einblick in eine Bauweise, die zum jeweiligen Standort passt. Dabei geht es um die Gebäudestruktur, seine Hülle und die Technik. Kurz gefasste Planungsregeln – ein etwas zu streng wirkender Begriff – runden das jeweilige Kapitel ab. Vieles von dem, was man liest, scheint klar zu sein. Doch so gut und kompakt zusammengefasst, ist das Buch eine Bereicherung für jede Architekten- und Studentenbibliothek.
In die wunderschön gestalteten Grafiken und Schaubilder würde man sich am liebsten stundenlang vertiefen, um alles ganz genau betrachten zu können. Ein großes Lob gilt den Autoren und dem Verlag auch für die Mühe, die sie sich mit dem Glossar und den darin enthaltenen Begriffen gemacht haben. Sie wurden in allen Texten mit kleinen Pfeilen markiert und am Rand mit der jeweiligen Seitenzahl aufgeführt, wodurch der Leser sofort weiß, dass ihm diese im hinteren Teil des Buchs detailliert erläutert werden – das i-Tüpfelchen dieser gelungenen Neuerscheinung.

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