Fritz Haller (1924-2012)

Ursula Baus
31. Oktober 2012
Fritz Haller (Porträt: KIT Karlsruhe)

Es dürfte wenige Architekturbüros geben, in denen nicht einige Möbelmodule von USM Haller zu finden sind. Das legendäre, 1963 baukastenartig entwickelte Möbelsystem ist ein Klassiker des Designs; sein Urheber, der in Solothurn geborene Architekt Fritz Haller, starb vergangene Woche im Alter von fast 88 Jahren.
Als Schreiner ausgebildet und mit Erfahrungen aus der Arbeit in Holland und bei Konrad Wachsmann in Los Angeles gereift, widmete sich Fritz Haller früh dem Systembau und damit einer entindividualisierten Architektur- und Designsprache. Industrielle Produktionsweisen für Architektur zu konzipieren, gelang ihm in bewundernswerter Perfektion in den 1960er Jahren mit den Systemen Maxi, Mini und Midi (seit 1980). Erinnert sei an Bauten wie die Kantonsschule in Baden von 1964 oder die Bauten für USM Schärer in Münsingen. Insgesamt weist das Werk Hallers etwa 100 Bauten auf. Bei aller Hinwendung zur modularen Konzeption und industriellen Fertigung von Architektur unterscheiden sich Fritz Hallers Bauten vom ubiquitären Verwaltungs- und Gewerbebau-Einerlei durch die hohe Anpassungsfähigkeit an Ort und Aufgabe.

Die Turnhalle der Kantonsschule Baden (Bild: Port(u*o)s/ wikipedia)

Aber auch die stadtplanerische Dimension reizte Haller, wobei die Auseinandersetzung mit der Mobilität eine wichtige Rolle einnahm. Seit 1966 lehrte Fritz Haller zunächst in Los Angeles, ab 1974 dann an der Universität Stuttgart. Seit 1977 leitete Fritz Haller an der Universität Karlsruhe das Institut für Baugestaltung – Baukonstruktion und Entwerfen I. Auch das digitale Entwerfen musste ihn interessieren: Seit 1983 befasste sich Fritz Haller mit der EDV-unterstützten Planung. 1994 wurde Fritz Haller in die Berliner Akademie der Künste, Sektion Baukunst, aufgenommen.
 

Teile des USM Möbelsystems (Bild: USM Schärer-Website) 

Die NZZ bezeichnet das USM Haller-Möbelsystem (USM residiert in Münsingen) quasi als Nebenprodukt von Fritz Hallers Architekturbausystemen. Seit über 40 Jahren wird dieses System perfektioniert, in seiner Klassizität und Verbreitung ist es vergleichbar mit der Corbusier-Liege oder dem Thonet-Stuhl. In ihrer exquisiten Ausführungsqualität und Anpassungsfähigkeit darf man mit Fug und Recht die USM Haller-Möbel als nachhaltig bezeichnen: Es sind keine Stücke, die je auf dem Sperrmüll landen würden. Ihre puristische Form passt sowohl in moderne Interieurs als auch in patinierte Altbausubstanz – und ist alles andere als beliebig. Das würdigte auch das MOMA, das die Möbelserie 2001 in seine Sammlung aufnahm.

Teile des USM Möbelsystems (Bild: USM Schärer-Website) 

Eben erst, im März 2012, hatte die ETH Zürich ein Symposium zur Bedeutung Fritz Hallers veranstaltet, Anlass war die Übergabe des Fritz-Haller-Archives an die ETH. Dem Symposium soll 2013 ein zweites folgen, in dem es um die Aktualität von Hallers Werk geht.

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