Francisco Mangado in Deutschland

Oliver G. Hamm
18. Januar 2012
Fußballstadion in Palencia, 2007 (Bild: Presse, Roland Halbe) 

In Spanien gilt Francisco Mangado seit dem Bau des Kongresszentrums und Auditoriums Baluarte in Pamplona (1999-2003) als einer der wichtigsten zeitgenössischen Architekten. Dort wird er bereits als möglicher Kandidat für den Pritzker-Preis gehandelt – er wäre der zweite spanische Preisträger nach Rafael Moneo (1996), der ebenso wie Mangado aus Navarra stammt. In Berlin versammelt nun die erste deutsche Werkschau des vielseitigen Baumeisters rund zwei Dutzend Architekturmodelle seiner wichtigsten Bauten und einiger unrealisierter Projekte. Die Ausstellung präsentiert die Modelle jeweils auf eigenen Podesten, deren Zusammenspiel in dem "white cube" des Galerieraums eine abstrakte Stadt-Landschaft ergibt. Sie versammelt Arbeits-, aber auch Präsentationsmodelle, städtebauliche ebenso wie innenräumliche Detailstudien. Seinem ersten Meisterwerk, Baluarte, dem Ausstellungs- und Kongresszentrum in Ávila (2009), seinem jüngsten Gebäude, der Stadthalle in Teulada (2011), und auch dem Kongresszentrum mit Auditorium und Hotel in Palma de Mallorca (im Bau) sind jeweils gleich zwei Modelle gewidmet, die sowohl den städtebaulichen Kontext als auch das innenräumliche Konstruktions- und Gestaltungsprinzip erkennen lassen. Bereits mit dem Ausstellungs- und Kongresszentrum in Pamplona hat Mangado bewiesen, dass er ein Meister sowohl des großen Maßstabs als auch der Materialauswahl ist. Den Neubau mit zwei großen Auditorien, Ausstellungsflächen, Restaurants und den alle Funktionsräume verbindenden Foyers und Wandelgängen fügte er als Scharnier zwischen der zum Park umgewidmeten Zitadelle und der Altstadt Pamplonas ein. Das im Grundriss L-förmige Bauwerk öffnete er zu einem weiträumigen Platz. Mit nur wenigen Materialien (Granit, Quarzit, Holz, Glas und weiß verputzten Innenwänden und -decken) erzeugte er ein Maximum an räumlicher Spannung. Vergleichsweise unscheinbar wirkt in der Ausstellung das Modell des Ende 2009 eröffneten Archäologiemuseums in der baskischen Hauptstadt Vitoria mit seinen alle drei Ausstellungsebenen durchdringenden Glasprismen. Die magische Raumwirkung aus Licht, dunklen Holzfußböden und -wänden sowie den tief in Wänden eingelassenen Vitrinen, die sich dem Besucher vor Ort darbietet, lässt sich im Modell leider nur ansatzweise darstellen. An diesem Beispiel offenbart sich eine Schwäche der Ausstellung, die weitgehend auf Fotos verzichtet. Eine Materialcollage vermittelt zumindest auf abstrakter, nicht den einzelnen Gebäuden zugeordneter Ebene eine optische und haptische Vorstellung von den raumumschließenden Flächen in den Bauwerken Mangados.
Das Œuvre des Architekten umfasst neben Kongress-, Ausstellungs-, Wohn-, Büro- und Industriebauten sowie dem Spanischen Pavillon für die Expo 2008 in Saragossa auch mehrere Sportbauten, darunter ein schmuckvolles Stadion mit in die Primärkonstruktion integrierten Flutlichtmasten in Palencia (2006) und ein elegantes Reitzentrum in Ultzama bei Pamplona (2008). Es wird höchste Zeit, dass Francisco Mangado erstmals im Ausland die Chance zu bauen erhält. Vielleicht demnächst mal in Deutschland?

Francisco Mangado Architect. Architecture with the left hand
Bis 26. Januar im Architekturforum Aedes am Pfefferberg, Berlin

Spanischer Pavillon zur Expo Zaragozza, 2008 (Bild: Presse, Pedro Pegenaute) 

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