Fest der Bilder

Ursula Baus
20. Oktober 2010
 

Das Ruhrgebiets-Kulturhauptstadtjahr neigt sich langsam dem Ende zu. Auch wenn das Wetter ungemütlich wird, lohnt sich der Weg nach Essen derzeit auf jeden Fall. Im neu eingerichteten Ruhrmuseum wird bis zum 16. Februar 2011 die Ausstellung Schwarzes Revier. Fotografien von Heinrich Hauser gezeigt. Schwarzes Revier – so lautete auch das Buch, das 1928 erschien und jetzt zur Ausstellung als Teilreprint wieder vorliegt (Weidle Verlag, Bonn). Ende der 1920er Jahre war Heinrich Hauser (1901-55) – ein umtriebiger Fotograf, Journalist, Romancier, Seemann, Flieger, Dokumentarfilmer, Farmer und Chefredakteur des Stern – im Auftrag des S. Fischer Verlags kreuz und quer mit dem Auto durch das Ruhrgebiet gefahren und hatte als Autodidakt atmosphärisch dichte Schwarzweißfotos aufgenommen. Zusammen mit seinen Texten ergibt sich ein beklemmendes Bild der rasanten Industrialisierung: Hausers Reportagen vermitteln eine eindringliche Vorstellung davon, wie hart das Leben im schwarzen Ruhrgebiet war und wie viel den Menschen in den Stahlhütten und Zechen und in kargen Wohnverhältnissen abverlangt wurde. Sehens- und vor allem lesenswert! Ebenfalls bis 16. Februar werden im gleichen Haus Fotografien aus der Zeit des Strukturwandels seit den 1980er Jahren gezeigt.
Fulminant darf man die Ausstellung Bilder einer Metropole. Die Impressionisten in Paris nennen, die Hauptwerke der Malerei mit fantastischen Fotografien aus der Zeit zusammenführt. Im Museum Folkwang ist bis zum 30. Januar bestens nachzuvollziehen, in welcher atemberaubenden Dimension Paris etwa zwischen 1860 und 1900 verändert wurde. Die Radikalität, mit der Napoléon II und sein Baupräfekt Georges Eugène Haussmann das existierende Paris zerschnitten und zerschlugen, springt in 120 hochwertigen, meistenteils großformatigen Fotografien (von Le Gray, Rivière, Collard u.a.) förmlich ins Auge. Daneben künden achtzig Gemälde (Renoir, Monet, Manet, Cailllebotte, Seurat, Signac) davon, wie fremd das neue Paris den Menschen einerseits war, wie rasch sich andererseits der Alltag in den neuen Straßen, auf den Boulevards und Plätzen wieder einstellte. Ein Schauvergnügen in Chipperfields neuem Museum! ub

 
 
 
 

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