Ehre, wem Ehre gebührt

Simone Hübener
11. Mai 2011
Bild: Jörg von Bruchhausen 

Wohl selten in der Geschichte der Architektur wurde ein Gebäude mit derart vielen Preisen ausgezeichnet wie das Neue Museum in Berlin von David Chipperfield – und das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. 2009 durfte es sich bereits mit dem BDA-Preis Berlin und einem Sonderpreis des Architekturpreises Berlin 2009 schmücken, es folgten der Travel + Leisure Design Award 2010 in der Kategorie "Bestes Museum" – kein Architekturpreis, aber trotzdem sei er hier erwähnt –, die 2010 Edition of the European Union Prize for Cultural Heritage/ Europa Nostra Awards in der Kategorie Restaurierung, die AIA UK 2010 Excellence in Design Awards in der Kategorie "Historical Preservation/ Restoration", im Mai vergangenen Jahres die Große Nike 2010, der Hauptpreis des Architekturpreises des Bundes Deutscher Architekten BDA, plus die Nike für Detailvollkommenheit, der BZ-Kulturpreis Berlin, einer der RIBA Awards 2010 sowie der RIBA Crown Estate Conservation Award und im Januar dieses Jahres schließlich der Detail Preis 2011 sowie der DAM Preis für Architektur in Deutschland 2010. Beim RIBA Stirling Prize 2010 durfte es sich zu den Nominierten zählen, den ersten Preis trug dann allerdings das MAXXI in Rom von Zaha Hadid davon. Doch in wenigen Wochen, genauer gesagt am 20. Juni, wird bereits der nächste Preis die lange Liste erweitern. Denn an diesem Tag wird im Mies-van-der-Rohe-Pavillon in Barcelona der Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur, der Mies-van-der-Rohe-Preis, verliehen. Die Begründungen der Jury lesen sich dabei immer ähnlich. Gewürdigt werden Chipperfield und sein Team in Zusammenarbeit mit Julian Harrap für den sensiblen Umgang mit dem Bestand, die feinfühlige Eingliederung der neuen Elemente, die dezenten, aber dennoch deutlich sichtbaren Unterschiede zwischen Alt und Neu. Die Messlatte für ähnliche Projekte liegt seit der Wiedereröffnung des Neuen Museums in Berlin also deutlich höher als zuvor. Androulla Vassiliou, die EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, würdigte den diesjährigen Preisträger mit folgenden Worten: "Das Neue Museum in Berlin vereint Vergangenheit und Gegenwart in einer großartigen Kombination von zeitgenössischer Architektur, Restaurierung und Kunst."
Bei all dem Rummel um den ersten, wohlbekannten Preisträger sei der Sonderpreis für junge Architekten nicht vergessen. Denn sie haben in ihrem oftmals harten Berufsalltag Unterstützung mehr als nötig. Dieses Jahr dürfen sich Ramon Bosch und Bet Capdeferro für das Haus "Collage" im spanischen Girona darüber freuen. Vassiliou meinte dazu: "Das Haus 'Collage' in Girona ist ein weiteres Beispiel für eine gelungene Neugestaltung, bei der alte und neue Materialien in einem harmonischen Ganzen zusammengefunden haben."
Der Preis, der seit 1987 in zweijährigem Turnus ausgelobt und vergeben wird, ist mit 60.000 Euro, der Sonderpreis mit weiteren 20.000 Euro dotiert. 343 Bewerber aus 33 europäischen Ländern haben dieses Mal daran teilgenommen und der Jury die Wahl nicht leicht gemacht. Aber so soll es ja schließlich sein. sh

Bild: Stiftung Preussischer Kulturbesitz/ David Chipperfield Architects/ Ute Zscharnt 
Bild: José Hevia 
Bild: José Hevia 

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