Die kreative Stadt planen

Christian Holl
16. Mai 2012
Visualisierung der mit dem 1. Preis ausgezeichneten Arbeit von Teleinternetcafe aus Berlin und TH treibhaus landschaftsarchitektur aus Hamburg. (Bild: Architekten/ Landeshauptstadt München) 
 

München soll ein Kreativquartier bekommen. Nun ist es ja nicht so, dass es so etwas, etwa im Umfeld von Münchens Ostbahnhof, noch nicht gegeben hätte. Immer wieder entstehen in Städten Orte, an denen sich die Szene der Künstler und Kreativen konzentriert. Warum die Städte sich um diese Personengruppe kümmern und welche Hoffnungen sich an sie knüpfen, haben wir im Februar dargelegt. Nun macht München den Versuch, ein solches Quartier zu planen. Dabei geht es um das bereits teilweise kulturell genutzte Areal um Tonnen- und Jutierhalle entlang der Dachauer Straße. Beide Hallen stehen unter Denkmalschutz, von ihnen soll die weitere Entwicklung ausgehen, Nukleus nennt man solche Bausteine im Planersprech. 20 Hektar ist das Areal insgesamt groß, 900 Wohnungen sollen hier entstehen, Gewerbe sich ansiedeln können, im südlichen Teil ist eine Erweiterung der Hochschule für angewandte Wissenschaften für die Fakultäten Design, Architektur, Bauingenieur- und Vermessungswesen vorgesehen. Nun wurde der für dieses Areal ausgeschriebene städtebauliche Ideenwettbewerb entschieden. Gewonnen hat ihn die Arbeitsgemeinschaft aus Teleinternetcafe und TH treibhaus landschaftsarchitektur, ein dritter Preis wurde Laux Architekten, München mit Nowak Landschaftsarchitekten, München sowie dem Team aus Trojan Trojan + Partner Architekten, Darmstadt und WGF Objekt Landschaftsarchitekten, Nürnberg zuerkannt.
Das Berliner Team hat das Areal in vier Bereiche eingeteilt, zwei von ihnen sollen zügig entwickelt werden, um strategisch die Spielräume zu bekommen, die anderen Bereiche langsam und am Bestand orientiert entwickeln zu können. Außerdem war den Entwerfern wichtig, den denkmalgeschützten Hallen viel Freiraum zu geben, damit sie die gewünschte Wirkung entfalten können.
Beachtung verdient auch der mit einem Ankauf ausgezeichnete Beitrag von 711LAB Architektur und raumspielkunst aus Stuttgart sowie bauchplan, München. Sie haben ein System entwickelt, das die Offenheit der Programme und Nutzungen erhalten will, dass das Aushandeln von Bau- und Nutzungsmöglichkeiten in Abhängigkeit von dem stellt, was man für das Quartier als vorteilhaft ansieht. Beispiel "Kreativzehnt": Wer Räume für Künstler und Kreative (zu festgelegten Mietpreisen) zur Verfügung stellt, darf dichter bauen.

Die Arbeiten werden bis zum 15. Juni auf dem ehemaligen Areal des Baureferats-Straßenbau an der Schwere-Reiter-Straße 2 ausgestellt, geöffnet Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr; die Ausstellung wird heute abend um 19:30 mit einem Podiumsgespräch eröffnet. Im weiteren Verlauf sollen aber nicht nur Architekten und Planer sprechen, die Stadt hat auch einen "Offenen und interdisziplinären Ideenwettbewerb zur zukünftigen kulturellen und kreativwirtschaftlichen Nutzung der Jutier- und der Tonnenhalle" ausgelobt. In Teams sollen sich jene zur weiteren Entwicklung äußern, die später das Areal auch nutzen sollen. Sie können nun die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs in ihre Konzeption einbinden, der Sieger soll im November gekürt werden. Man darf neugierig darauf sein, wie sich das Quartier entwickelt und was am Ende tatsächlich daraus entsteht.

Modellfoto (Bild: Architekten/ Landeshauptstadt München) 

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