Die IBA als Zeitenwende

Jürgen Tietz
24. Oktober 2012
Bild: www.f-iba.de

25 Jahre ist es her, dass sich die Internationale Bauausstellung 1987 in Berlin auf dem Höhepunkt der Postmoderne darum bemühte, die Aufmerksamkeit für die Stadt und ihre Geschichte wieder zu schärfen und zugleich eine andere Großstadtbaukultur auf den Weg zu bringen. Das "Institut für Stadt- und Regionalplanung" der TU-Berlin wagt im Rahmen der Ausstellung "Re-Vision-IBA '87" im Architekturforum der TU nun einen verdienstvollen Blick zurück auf diese Zeit. Nach Themen gruppiert, wird eine Auswahl von IBA-Projekte vorgestellt. Ferner sind originale Zeichnungen zu sehen sowie das eindrucksvolle Stadtmodell von 1987 mit den rosa gekennzeichneten IBA-Objekten. In den ausgehenden siebziger Jahren bot die geteilte Mauerstadt West-Berlin eine einzigartige Laborsituation für die IBA: Zeigten sich dort doch gleichermaßen die Spuren der Teilung und die Narben des Kriegs in Form riesiger Stadtbrachen entlang der Mauer, aber auch die Fehlentwicklungen eines schnöden Bauwirtschaftsfunktionalismus. Die Konzepte der IBA, mit der sie städtische Wohnqualitäten wiederentdecken wollte, ruhte auf zwei Beinen. Josef-Paul Kleihues trieb die IBA-Neubau voran, während sich der jüngst verstorbene Hardt-Waltherr Hämer beispielhaft um den (heruntergekommenen) Gebäudebestand und die behutsame Stadterneuerung kümmerte. Vor dem Hintergrund der aktuellen Gefährdung von IBA-Bauten durch Umbau und Abriss ist es besonders verdienstvoll, dass die TU die Bedeutung der IBA als "Erbe" aufgreift.
Wer mehr als die knappe Bestandsaufnahme in der Ausstellung kennenlernen möchte, erhält auf der Webseite der "Forschungsinitiative IBA 87" tiefer gehende Informationen. Die Ausstellung selbst verrät nämlich nur wenig über die Verortung der Wiederentdeckung der Architektur der Stadt seit den sechziger Jahren. Spannend wäre es zudem gewesen, die Bedeutung der IBA für die Berliner Baupolitik der Nachwendezeit zu untersuchen, in der das IBA-Schlagwort der "kritischen Rekonstruktion" vereinnahmt wurde. Tatsächlich wirkt die Hauptstadtarchitektur nach 1990 wie eine dogmatisch gefrostete Version des weit undogmatischeren IBA-Vorbilds, das damals ein eindrucksvolles Beispiel für jene Partizipation der Akteuren abgab, wie sie in aktuellen Diskussionen so oft eingefordert wird.
 

bis 17. November 2012
, Fakultätsforum im Architekturgebäude TU Berlin, 
Straße des 17. Juni 152
, 10623 Berlin
, Di-Fr 14-20 Uhr, Sa 12-18 Uhr, www.f-iba.de, Katalog 5 Euro

Bilder: www.f-iba.de
Bernburger Straße 6, Peter Blake, aufgenommen von Gunnar Klark, 2012 

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