Die gute Nachricht

Christian Holl
7. September 2010
Laura Palmer Foundation

2007 wurde es unter Denkmalschutz gestellt, schon für 2009 war die Renovierung angekündigt, nun wird sie tatsächlich in Angriff genommen. Das 1975 errichtete Ministerium für Straßenbau der damaligen Sowjetrepublik Georgien ist eine (wenn auch noch wenig bekannte) Ikone der Moderne, eine Kombination aus Raumstadt und Wolkenbügel, ein Gebäude, in dem Einflüsse der Utopien der 1960er Jahre, namentlich Yona Friedmans oder der Metabolisten, deutlich zu erkennen sind.
Rem Koolhaas oder Ole Scheeren kennen dieses Gebäude sehr gut, wie der Entwurf für die Wohnanlage "Interlace" in Singapur zeigt. Die Bank of Georgia, der das Gebäude seit 2006 gehört, schreckte zunächst vor einer Sanierung aus Kostengründen zurück – es war nicht zuletzt die Aufmerksamkeit, die das Gebäude international vor allem unter jüngeren Architekten und Künstlern auf sich zog, nicht zuletzt die durch Koolhaas und Scheeren nachgewiesene Aktualität dieser Architektur, die die Bank umdenken ließ. Mit einem internationalen Kunstprojekt im Sommer, kuratiert von Janna Warsza, wurde der Sanierungsbeginn begleitet. Getragen hatte das Kunstprojekt die Laura Palmer Foundation, die Other Space Foundation und GeoAir.
Die Architekten George Chakhava (der nebenbei als Zweiter Verkehrsminister auch als Bauherr fungierte) und Zurab Jalaghania errichteten den aus fünf rechtwinklig übereinander geschichteten Riegeln bestehenden Komplex an einem Steilhang an der Kura am nördlichen Rand von Tiflis. Chakhava sei aber nicht nur von den internationalen Strömungen beeinflusst, sondern auch, so heißt es im Programm zum Kunstprojekt, fasziniert davon gewesen, wie es die Georgier von jeher verstanden hätten, ihre Häuser und Ortschaften in die expressiven Gebirgslandschaft einzufügen. Nun ist vorerst gesichert, dass dieses einzigartige Zeugnis der Architektur des 20. Jahrhunderts erhalten bleibt; bleibt zu hoffen, dass dies auch denkmalgerecht geschieht – damit sich auch in Zukunft Architekten à la Scheeren an ihm orientieren können.
Das Ministerium ist neben weiteren Highlights der sowjetischen Architektur der Zeit zwischen 1960 und 1990 übrigens auch im Buch Zwischen Stalin und Glasnost zu finden. ch

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