Der Countdown läuft

Simone Hübener
4. April 2012
Zur ersten Veranstaltung hatte man sich im Haus des Handwerks International Baden-Württemberg getroffen. (Bild: Handwerk International Baden-Württemberg) 

Noch hat die Bundesregierung etwas mehr als drei Monate Zeit, um die neue EU-Gebäuderichtlinie, die bereits am 8. Juli 2010 in Kraft getreten ist, in nationale Regelungen umzusetzen. Stichtag ist der 9. Juli. Denn die EU-Gebäuderichtlinie, kurz EPBD für englisch "Energy Performance of Buildings Directive", überlässt es den jeweiligen Regierungen, wie die Ziele in Sachen CO2-Reduktion und Energieeffizienz erreicht werden. Diese lassen sich kurz mit 20/20/20 umschreiben. Denn bis 2020 sollen der Energieverbrauch in der EU gegenüber der Prognose um 20 Prozent reduziert werden, der Anteil der Erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch auf 20 Prozent gesteigert und schließlich der Ausstoß an Treibhausgasen um 20 oder gar 30 Prozent unter die Menge von 1990 gesenkt werden. Für die Bauindustrie und alle Beteiligten dürfte vor allem das ab 2021 vorgeschriebene Niedrigstenergiegebäude – was immer das im Detail auch heißen mag – relevant sein. Womit Planer und Hersteller in Deutschland allerdings genau rechnen müssen, ist noch immer unklar. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, lädt das Enterprise Europe Network zu drei Veranstaltungen, die erste davon fand vergangenen Donnerstag in Stuttgart statt.
Als Nichtindustrieller erläuterte Hans Erhorn vom Fraunhofer Institut für Bauphsik als einer von sechs Rednern am objektivsten in zwei kurzen Vorträgen zuerst die Richtlinie und stellte später am Beispiel einiger anderer europäischer Länder vor, wie dort der aktuelle Stand der Dinge ist. Dabei orientieren sich alle Politiker und Verantwortlichen bei ihren Vorschriften daran, was den Menschen zugemutet werden kann und was wirtschaftlich ist. Doch wer kann heute wissen, was 2020 ökonomisch sinnvoll ist? Prognosen bergen immer eine große Unsicherheit.
Jürgen Schreiber von Schreiber Ingenieure Gebäudetechnik aus Ulm beschäftigte sich in seinem Kurzreferat mit den Auswirkungen auf Planer, Betreiber und Bauherren und verwies vor allem darauf, dass der Begriff technischer Ausbau der Vergangenheit angehört oder zumindest angehören sollte. Denn die immer höheren Anforderungen an die Gebäudetechnik verlangen nach einer integrativen Arbeitsweise, bei der auch die Ingenieure früh in die Planungen einbezogen werden.
Zu diesen Bemühungen der gesamten EU passt eine Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags vom 21. März dieses Jahres. Denn an diesem Tag gab dieser die Mittel für die CO2-Gebäudesanierungsprogramme für das laufende Jahr in voller Höhe frei. Bis einschließlich 2014 werden nun die KfW-Programme mit 1,5 Milliarden Euro jährlich unterstützt.

Informationen zur den beiden anderen Veranstaltungen zur EU-Richtlinie, die in Villingen-Schwenningen und Schopfheim stattfinden werden, finden sie hier. Vor allem bei der letzten müssten Fakten vorliegen, da diese auf den 23. Oktober terminiert ist, also nach oben genanntem Stichtag.

Detaillierte Informationen über die EPBD in Englisch können Sie hier nachlesen.

Unter diesem Link finden Sie das pdf zu einem Vortrag, den Volker Kienzlen von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg im November 2011 im Rahmen des GRIPS-Kongresses gehalten hat.

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