Das Drama Verkehr

Ursula Baus
13. Juni 2012
Das Hamburger Konventslogo

Nein, hier gibt es nichts mehr, was schöngeredet werden kann. Was die Mobilitätsbedürfnisse von Menschen für Folgen haben, ist in eine einzige Umweltzerstörung ausgeartet. Verkehr, so kommentierten wir hier schon vor etwa einem Jahr, ist eine Geißel der Menscheit. Wenn man sich bei einer hoch angesetzten Veranstaltung wie dem Konvent der Baukultur – am kommenden Wochenende (18. und 19. Juni) in Hamburg – trifft, dann muss man Einiges zu diesem Thema erwarten dürfen: Denn "Verkehr" ist Hauptthema des Konvents. Mit einem Dutzend diverser Aktionen soll die Bevölkerung auf das Thema aufmerksam gemacht werden, genauer gesagt: in München und Hamburg, Leipzig, Berlin, Wismar, Schwerin, in Kyritz, Hannover und Offenbach, in Dresden, Bonn und Halle. "Statt Verkehr Stadt" darf man das Motto des Konvents der Bundesstiftung Baukultur interpretieren, über das an beiden Tagen in unterschiedlicher Weise, auch in Parallelveranstaltung debattiert wird. Es soll dabei auch etwas herauskommen: der so genannte "Hamburger Appell" – wir werden berichten.
Wenn beim Konvent nur wieder schöne Straßen und Brücken und artige Appelle zur Sprache kommen, nach der Devise, doch mal das Rad oder den ÖPNV zu benutzen, wäre dies eindeutig zu wenig. Eindringlich müssten die Chancen und Risiken der Verkehrsvermeidung erörtert werden, und unmissverständlich muss Bürgern klar gemacht werden, dass "Mobilität" von Menschen und Gütern ein Luxus ist, der immer teurer und damit immer weniger Menschen zur Verfügung stehen wird.
Eine menschen- und umweltverträglichere Mobilität nur auf Muskelkraft und Elektrofahrzeuge zu reduzieren, hieße einmal mehr, den Wirtschaftsinteressen Vorrang zu lassen. Es muss vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Diskussion geführt werden, die wie die "Energiewende" in ihrer Dramatik den Einzelnen erreicht, Lobbyisten entmachtet und die Politik nicht aus ihrer Verantwortung entlassen kann. Denn bei der Energiewende, die gerade politisch vergeigt zu werden scheint, ginge es in erheblichem Maße auch darum, Energie gar nicht erst zu verbrauchen. Ist der Komfort als Kind des Wohlstands ein Tabu?
Wieder mal darf man dem Philosophen Peter Sloterdijk beipflichten, dass wir unser Leben ändern müssen. Wie das bei der Mobilität gehen könnte? Darüber muss in Hamburg geredet werden.

Ein ganz normaler Stau (Bild: privat) 
 

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