Chipperfield zu verkaufen

Ursula Baus
26. September 2012
2001 war die LZB von David Chipperfield Architects fertig, seit 2005 steht sie leer. (Bild: Stadt Gera) 

Was einmal ein hochwertiges, von David Chipperfield gebautes Bankgebäude gewesen ist, sollte – so hatte man es sich 2008 gedacht – in ein treffliches Otto-Dix-Museum verwandelt und an dessen 120. Geburtstag am 2. Dezember 2011 eröffnet werden. Otto Dix wurde 1891 in Gera geboren, und dem Werk des berühmten Stadtsohnes würde ein stattliches, attraktives Gehäuse gewiss anstehen. Zumal die Städtische Sammlung bereits 400 Werke von Dix ihr eigen nennen darf. Nun schreckt man jedoch vor erwartbaren 750.000 Euro Unterhaltskosten zurück, womit sich die parteilose OB Viola Hahn zu einer drastischen Entscheidung genötigt sieht: Den Bau will sie verkaufen, um nicht in andere Haushaltstöpfe greifen zu müssen. Mehr noch: Das Geld aus dem Verkauf soll in die Sanierung des bisherigen Dix-Hauses und in andere öffentliche Bauten fließen. Weder die Fraktionen im Stadtrat noch das Kunsthaus-Kuratorium waren informiert.
Doch es geht nicht um irgendeinen Bau. Die Landeszentralbank war, wie gesagt, von David Chipperfield gebaut worden und hatte mit 3.000 Quadratmetern auf drei Etagen ursprünglich rund 24 Mio. Euro gekostet. Seit der Strukturreform der Bundesbank im Jahr 2005 steht sie leer. Die Stadt Gera konnte den gut gelegenen Bau für 1,9 Mio. erwerben, dessen Substanz sich mit einem Aufwand von rund 8 Mio. Euro durchaus umwidmen ließe: Klimatisierung, Licht und Repräsentation sind im Bankgebäude schon angelegt. Die Oberbürgermeisterin ist zuversichtlich, dass sich nun ein privater Investor findet, der Umbau- und Unterhaltskosten des Museums übernehmen könnte. Vom Verkaufserlös müsste die Stadt allerdings erstmal rund 2 Mio. Euro Fördergeld an das Land Thüringen zurückzahlen und Chipperfields Umbauplanungshonorar überweisen. Das "Interessenbekundungsverfahren" für kunstbeflissene und kaufkräftige Mäzene, deren Leidenschaft für Otto Dix nichts zu wünschen übrig lässt, läuft bis zum 19. Oktober. Gera – nebenbei eine Stadt mit einem 3-Sparten-Haus – ist eine schrumpfende Stadt. Aber von solchen Aktionen wie dem Verkauf des  Gebäudes, das sich gut als Museum eignen würde, gehen kaum Impulse für eine bessere Zukunft aus.

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