Carl Albiker

Ursula Baus
3. November 2010
Carl Albiker, 1905-96. (Foto: saai) 
 

Er hatte zwei, wenn nicht drei Berufe erlernt: Carl Albiker (1905-96) wuchs als Sohn eines Bildhauers in dessen Metier auf, studierte Kunstgeschichte, legte an der Photographischen Lehranstalt des Lettevereins seine Gesellenprüfung ab, volontierte am Staatlichen Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin und leitete 1934-38 die Photographische Abteilung des Kunstgeschichtlichen Seminars in Marburg. Bis 1945 arbeitete er als Lektor für wissenschaftliche Fotografie ebenda und zog nach dem Krieg nach Karlsruhe, wo er ehrenamtlich für das Fotoatelier der Architekturabteilung der TH tätig war. 1948-96 unterrichtete Carl Albiker dort Fotografie. Summa summarum: Er war Kunsthistoriker und Fotograf, und es sind ja immer wieder die Kombinationen mehrerer Berufe in einer Person, die zu etwas Besonderem führen.

Bei Carl Albiker ist es, wie jetzt in einer kleinen Ausstellung in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe zu sehen, das kunsthistorisch geschulte Fotografenauge, das der Nachwelt aufschlussreiche, technisch hochwertige und klassisch komponierte Fotografien beschert. Insgesamt mehr als 300.000 Negative hatte Carl Albiker dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau saai übereignet, und eine Auswahl der Fotografien, die er nach 1945 von Karlsruhe aufnahm, ist jetzt bis zum 13. November anzuschauen.

Ja, es stand nach 1945 noch Einiges in Karlsruhe, was im Krieg nicht oder nur teilweise zerstört worden war und doch heute verschwunden ist. Das zeigen diese Fotografien, die aber nicht nur die vom Krieg geschundene Stadt, sondern auch eine andere Zeitperspektive vorführen. Um vielfältig konnotierte Reportage geht es hier nicht, sondern um kunsthistorische Dokumentation.
Aus heutiger Sicht ist es zu einfach, die Verluste der Stadträume generell nur einer "Wiederaufbau-Ideologie" zuzuschreiben, die jene Stadträume aus Carl Albikers Fotos angeblich nicht schätzte. Ideologien gab und gibt es immer – auch die kunsthistorische Sicht der Stadt gehört dazu, die vieles ausblendet, was ihr nicht ins fachmethodische Konzept passt. Als Dokumentation kann man Albikers Fotografien nicht hoch genug schätzen. ub

Am Samstag, den 13. November, führt Dr. Gerhard Kabierske um 14 Uhr zum letzten Mal kostenlos durch die Ausstellung.

Plakat zur Ausstellung. Der Katalog erschien im G. Braun Buchverlag. 

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