Bücher für den Osterhasen

Simone Hübener
20. April 2011

290 Menschen meinten im vergangenen Jahr, sich jeden Morgen im hässlichsten Badezimmer der Republik die Zähne putzen zu müssen. Denn so viele Einreichungen waren bei den Auslobern des Ugly-Bath-Awards 2010 eingegangen. Eine Familie bekam ein neues Badezimmer. All die anderen, die – sofern sie trotzdem etwas ändern wollen – nun Eigeninitiative ergreifen müssen, können sich von den 33 realisierten Beispielen in "Die besten Bäder – individuell & maßgeschneidert" inspirieren lassen. Dabei sei allerdings angeraten, sich auf die Bilder und die meist maßstäblichen Grundrisse zu konzentrieren. Denn erstere sind sehr gut gedruckt, die Pläne eigens für diese Publikation aufbereitet. Die Texte sind dagegen wenig aussagekräftig, die Bildunterschriften sehr seicht. Überhaupt erstaunt an diesem Buch, dass weder auf dem Titel noch in Vorwort oder Einleitung darauf hingewiesen wird, dass es in Zusammenarbeit mit Aqua Cultura, "dem Qualitätssiegel führender Badeinrichter in Deutschland", herausgebracht worden ist. "Hinter der Qualitätsmarke steht ein exklusiver Kreis von 21 Unternehmen, die Bäder der Premiumklasse realisieren", steht auf der Webseite geschrieben. Welche Firmen sich dahinter verbergen, wird dem Besucher leider nicht verraten. So scheint dann auch alles Gold zu sein, was glänzt und in diesem Buch vorgestellt wird. Dem Layout lässt sich ebenfalls nicht viel Positives abgewinnen, denn es ist sehr unübersichtlich, zwei- und dreispaltige Anordnung scheinen sich willkürlich abzuwecheln – manchmal gar auf einer Seite. Wer sich – wie gesagt – an die Bilder hält, der findet für sein eigenes Bad oder das seiner Bauherren bestimmt einige gute Ideen. Herstellerangaben, die Größe der Badezimmer und der Zusatz, ob es sich um einen Neu- oder Umbau handelt, sind eine sinnvolle Ergänzung. Doch dies ändert nichts daran, dass es aus dem Hause Callwey bessere, unabhängigere Bücher gibt.

Wirklich aufmerksam lesen und nicht nur durchblättern sollte man dagegen "Englisch für Architekten und Bauingenieure" von Vieweg + Teubner, wobei der deutsche Titel in die Irre führt. Denn deutsch sind in diesem umfangreichen Buch die wenigsten Wörter. Komplett in Englisch verfasst und mit nur wenigen deutschen Übersetzungen, ist es den 13 wichtigsten Schritten beim Bau eines Einfamilienhauses folgend unterteilt – von ersten Gesprächen bis zur Fertigstellung. Im 14. Kapitel erfährt der Leser alles Wichtige zu den Themen Studieren und Arbeiten in Deutschland und Großbritannien.
Die Autorin Sharon Heidenreich ging beim Schreiben davon aus, dass der Leser bereits über einen englischen Grundwortschatz verfügt. Die Vokabeln, die dann immer noch neu sein dürften, sind kursiv gesetzt und am Ende einer jeden Einheit in genau der Reihenfolge mit deutschem Pendant aufgeführt – eine klare, leicht nachzuvollziehende Struktur. Verschiedene Übungen, Grammatik und beispielsweise die Gegenüberstellung der deutschen HOAI und des RIBA Plan of Work machen aus diesem Buch einen hilfreichen Begleiter. Denn wichtig ist dieser spezielle Wortschatz nicht nur für Studenten, zu deren Studienprogramm ein Auslandaufenthalt quasi als Pflicht dazugehört. Auch Architekten und Bauingenieure, die im Ausland arbeiten oder mit englischsprachigen Kollegen zu tun haben, sollten sich diese Termini zu Gemüte führen.

Passend zu den Osterferien wollen wir noch auf eine Publikation hinweisen, die Fernweh aufkommen lässt: "Urlaubsarchitektur. A Guide to Architectural Retreats", herausgegeben von archimappublishers in Kooperation mit der Internetseite urlaubsarchitektur.de. 49 Hotels, Apartments und Ferienhäuser in Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Irland, Italien, Norwegen, Österreich und der Schweiz werden alphabetisch angeordnet auf jeweils zwei oder vier Seiten mit einigen Bildern sowie einem kurzen, informativen Text in Deutsch und Englisch vorgestellt. Name, Adresse und Webseite erleichtern es dem Reisewilligen seine Wahl zu treffen und sich auf die Suche nach weiteren wichtigen Informationen, wie Zimmertypen und Preise, machen zu können. Ein weiterer Pluspunkt für die Reiseplanung ist eine Landkarte, auf der nahe liegende größere Städte und Fernverkehrsstraßen eingezeichnet sind. Einziger Kritikpunkt an diesem Buch ist die Qualität der Bilder. Wenn man die teilweise stark verpixelten Fotografien betrachtet, wird man den Eindruck nicht los, dass einige von urlaubsarchitektur.de stammen. Doch Internet und ein gedrucktes Medium sind nicht nur in diesem Bereich zwei Paar Stiefel. Schön wäre es also, wenn die Herausgeber sich für den anscheinend geplanten zweiten Band – dieser hier ist mit "Volume 1" gekennzeichnet – um besseres Bildmaterial kümmern. Denn damit wird die Vorfreude auf den nächsten Urlaub in einer architektonisch ansprechenden Umgebung noch größer. sh

Weitere Informationen zu den vorgestellten Büchern:
Die besten Bäder – individuell & maßgeschneidert
Joachim Fischer, 49,95 Euro, ISBN: 978-3-7667-1810-5
Callwey Verlag, München

Englisch für Architekten und Bauingenieure – English for Architects and Civil Engineers
Sharon Heidenreich, 24,95 Euro, ISBN: 978-3-8348-0950-6
Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden

Urlaubsarchitektur. A Guide to Architectural Retreats
Jan Hamer und Nadine Weiland, 19,90 Euro, ISBN: 978-3-940874-24-5
archimap publishers, Berlin

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