Boxes everywhere

Christian Holl
29. Juni 2011
Michael Johansson "self contained", 2010, eine Skulptur aus Containern und Fahrzeugen, in Schweden (Bild: Katalog NRW-Forum Düsseldorf) 

30 Millionen gibt es davon, sie seien, so Alexander Klose, das Medium der Globalisierung. Das NRW-Forum hatte Architekten, Designer und Künstler nach Entwürfen mit und aus Containern gefragt, realisierten und unrealisierten, und über 100 Einreichungen erhalten. Sie sind nun als Bildfries aufgearbeitet im NRW-Forum zu sehen, ergänzt durch zwanzig Modelle, größtenteils im Maßstab 1:5. Man kann aus ihnen Wohnungen bauen, in ihnen ausstellen, sie für Verkaufszwecke nutzen, Elend mildern, nomadisches Leben verwirklichen. Man kann damit Brücken bauen und Skulpturen erstellen. Dafür werden Container addiert, zerteilt, ergänzt, bemalt, verkleidet, erweitert. Sie stehen in Australien, Europa, Asien, Amerika, Afrika, sie werden als Kindermuseum durch die Lande gekarrt, nutzen bestehende Infrastrukturen und dienen dazu, sie bereitzustellen. Sie sind Symbol, Metapher, pragmatische Lösung, Provisorium, Distinktionsmerkmal. Es gibt Architekten wie Adam Kalkin oder Han Slawik, die immer wieder auf den Container zurückgreifen. Diese wunderbare Welt der Container kann in Düsseldorf besichtigt werden.
Und doch fehlt etwas. Container sind auch dort Architektur, wo sie nicht von Architekten dazu gemacht werden. Wenn explizit darauf verwiesen wird, dass Le Corbusier und Mies van der Rohe die Industrialisierung und Standardisierung des Bauens gefordert haben, so ist damit ja nicht gemeint gewesen, dass mehr Häuser aus den normierten Industriecontainern gebaut werden sollten. Und wenn Hartmut Böhme mit dem Satz zitiert wird, "der Behälter ist der Gebäudetypus der nächsten Zukunft", dann ist nicht nur die Rede davon, dass aus Containern Häuser werden können, sondern dass Häuser zu Containern werden. Natürlich kann nicht verlangt werden, dass diese Sicht von Container Architektur, der das prinzipielle Wesen der modernen Architektur und des modernen Bauens rührt, in wissenschaftlicher Tiefe und enzyklopädischer Breite verfolgt wird – aber es hätte zumindest exemplarisch aufgezeigt werden können, dass der Container für eine Wirklichkeit steht, die tief in unseren Alltag und unser Denken eingedrungen ist, auch dort, wo weit und breit keiner der Container zu sehen ist, die seit 1956 das weltweit standardisierte Transportmodul sind. ch

Container Architektur – bis zum 4. September im NRW-Forum Düsseldorf

Die Ausstellung wird ergänzt durch die Veranstaltungsreihe "Container Architektur" der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.

Graft, Katrina House/ New Orleans, 2011. Ein hypothetischer Entwurf für das "Pink Project", das den schnellen Wiederaufbau der zerstörten Wohngebiete in New Orleans fördert. (Bild: NRW-Forum Düsseldorf) 

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