Bauwelt 100

Wilfried Dechau
17. November 2010
Foto: Wilfried Dechau 

Die Bauwelt feierte ihr Jubiläum im Kino International, in der Karl-Marx-Allee. Natürlich in Berlin. Wo wohl sonst. Dort wurde die Zeitschrift aus der Taufe gehoben, als "Bauweltregister, Bautennachweis, Submissions- u. Subhastationsanzeiger" (was auch immer das heißen mag). Die ersten Jahrgänge sind inzwischen leicht vergilbt, waren aber nie gelb. Die Farbe gelb avancierte erst in den Fünfzigern zur Bauwelt-Marke. Zwischendrin gab es viel resedagrün – in verschiedenen Nuancen (Gang durch ein Jahrhundert Bauwelt anhand von 24 Titelseiten).
Auf der rollfeldbreiten Karl-Marx-Allee konnte man schon von weitem erkennen, wie sich die Bauwelt gern sieht oder gesehen wird: "unabhängig · schnell · gelb · kritisch · trocken · deutsch". Was auf den ersten Blick wie Werbe-Slogans daherkam, waren allerdings Zitate – aus mehreren Stunden Videos, die auf der Architekturbiennale in Venedig aufgenommen und für diese Feier zu einem Zehn-Minuten-Kaleidoskop zusammengeschnitten wurden. Manch ein Marketing-Fuzzi kann nur davon träumen, so viele begeisterte Testimonials seiner Zielgruppe zu bekommen. Wer nicht mitfeiern konnte, sollte sich das Video auf der Bauwelt-Seite herunterladen. Zu Wort kommen u.a.: Louisa Hutton, Bart Lootsma, Tony Fretton, Wolf D. Prix, Alvaro Siza, Peter Cachola-Schmal, Uwe Kiessler, Hans Hollein....
Weiterer Programmpunkt: Einige geladene Architekten erzählten mit Bildern von ihrer letzten Reise. Sie durften dabei aber – zum Glück – nicht über eigene Bauten reden. Das Genre "Werkbericht" ist sattsam bekannt und war hier nicht gefragt. Matthias Sauerbruch geriet der kurze Vortrag zu einem besonders amüsanten Kabinettstückchen – mit Hilfe der Fotos, die er in den letzten zwei Wochen mit dem Handy gemacht hat.
Mit einem Abonnenten der allerersten Stunde konnte die Bauwelt natürlich nicht aufwarten. Aber Festredner Wolfgang Pehnt, "Doyen der Architekturkritik in Deutschland" (Kaye Geipel), konnte immerhin auf fünfzig Jahre Bauwelt-Abo verweisen.
Nach all den Reden wurde im Kinofoyer – zum Glück – nicht auf gelben Teppichen oder gar bei gelbem (Zombie-) Licht gefeiert. Dafür aber eng an eng. Dass vom Flying Buffet, den Soßen, dem Bier, dem Wein, dem Sekt, bei dem Gedränge nichts auf dem Jackett landete, ist ein kleines Wunder – oder der pink psychedelisch besänftigenden Beleuchtung zu verdanken.
Glückwunsch zur gelungenen Feier. Glückwunsch zu hundert Jahren erfolgreicher Arbeit. Ad multos annos! Wilfried Dechau

Foto: Wilfried Dechau 
Foto: Wilfried Dechau 
Foto: Wilfried Dechau 

Andere Artikel in dieser Kategorie