Bald ist Nikolausabend da

Simone Hübener
24. November 2010

"Wenn ich schlaf, dann träume ich, jetzt bringt Nik'laus was für mich..." Den Klang dieses Liedes haben die meisten von uns aus ihrer Kindheit bestimmt noch in den Ohren. Und auch die gespannte Aufregung, ob und wenn ja, was der Nikolaus bringen wird, spüren viele noch, als wäre es erst gestern gewesen. Wer nun selbst für seine Kinder, Nichten, Neffen & Co. den Stiefel füllen muss, für den seien hier drei Publikationen besprochen – denn der 6. Dezember 2010 ist nicht mehr weit.
Cornelia Vossen entführt ihre jungen Leser in Sanssouci. Ein Schloss, ein Park, ein König und seine Hunde ins berühmte Schloss Sanssouci und stellt mittels historisch ausgerichteter Texte und Geschichten der beiden Windhunde Alkmene und Hasenfuß (in roter Schrift gedruckt) dieses Gebäude und seine Umgebung vor. Angereichert durch Fotografien, Zeichnungen, Pläne und Fotomontagen entstand ein – im wahrsten Wortsinn – buntes Buch, das sich aufgrund seiner Komplexität für ältere Kinder eignet. Besonders spannend dürften die Rätselfragen sein, die immer wieder dazwischengeschoben sind. Unterteilt ist das 88 Seiten umfassende und mit 9,95 Euro äußerst erschwingliche Buch in die drei Bereiche "Der Weg zum Schloss", "Das Schloss" und "Der Park" plus Anhang mit einem kleinen Lexikon. So findet man schnell, was man sucht und kann sich danach ganz auf die teils auch für Erwachsene sehr interessante (Architektur-) Geschichte konzentrieren.
Mit weniger Text, dafür mit noch bunteren Bildern arbeiteten die Autoren von Treppe Fenster Klo, die in ihrem Buch die 35 "ungewöhnlichsten Häuser der Welt" vorstellen. So finden die kleinen Leseratten darin das Raupenhaus, das "Haus gegen den Wind", das Seifenblasenhaus oder das Erdhöhlenhaus. Um den Kindern diese Gebäude näher zu bringen, verzichteten die Autoren auf perfekt wirkende Fotografien, sondern zeichneten einfache, kindgerechte Darstellungen, ergänzt durch wenige Worte und zahlreiche Icons. Was die bunten Bildchen im Einzelnen bedeuten, wird in der kurzen Einleitung erklärt, die darüber hinaus zwei Landkarten mit den Standorten und wenige Sätze zum Thema Architektur enthält. Kinder können bei der Lektüre dieses Buches ihrer Fantasie freien Lauf lassen und lernen ganz nebenbei einiges übers Häuserbauen. Fazit: 18 gut investierte Euros.
Warum und wie Hochhäuser gebaut werden, können die Leser des Leporellos Wolkenkratzer. Eine Stadt in einem Haus erfahren. Anhand kurzer, anspruchsvoller Texte, einem am unteren Seitenrand durchlaufenden Infostreifen und kleinen Notizzetteln erklären die Autoren der Fachredaktion von Jacoby & Stuart diesen komplexen Vorgang. Dabei blicken sie zurück bis zu den Vorläufern der Wolkenkratzer und auch über den Tellerrand hinaus auf die Weltwirtschaftskrise 1929 oder die Ökobilanz eines so hohen Gebäudes. Zeichnungen eines "Modellwolkenkratzers" und verschiedene Bilder visualisieren das Geschriebene. Mindestens genauso interessant dürfte allerdings das 150 Zentimeter lange, herausnehmbare Bild des "Modellwolkenkratzers" sein. Denn darauf können zum einen wunderbar die vielen Stockwerke des Gebäudes gezählt werden, zum anderen lässt sich hinter den in die Fassade geschnittenen Löchern nochmals einiges von dem entdecken und somit vertiefen, was im Buch bereits in vergrößerten Ausschnitten gezeigt worden ist. Seien es das Treppenhaus und die Fahrstühle mit all den dazugehörenden Kabeln oder ein Schnitt durch die Fassade.
Was als Geschenktipp für die lieben Erwachsenen gedacht war, ist allerdings für Nikolaus – und auch für die Zeit davor oder danach – nicht zu empfehlen: der Architekturkalender Archipendium 2011. 365 Gebäude von 365 Architekten werden darin mit je einem Foto, dem Namen des Gebäudes, den Architekten sowie Standort und Baujahr vorgestellt. Da es sich bei den Fotografien allerdings meist um einen Ausschnitt handelt, bekommt man nur einen sehr eingeschränkten Eindruck der vorgestellten Architektur. Und die Rückseite der Kalenderblätter ist leer. Dort wäre genug Platz für weitere Bilder, Pläne oder auch zusätzliche Angaben, wie Größe und vor allem den Namen des Fotografen gewesen. Dies hätte selbstverständlich mehr Arbeit und eventuell auch einen höheren Preis bedeutet. Aber man gibt doch lieber etwas mehr Geld für einen brauchbaren als 12,90 € für einen schlechten Kalender aus. Was sich mit dem Kalender allerdings gut anstellen lässt: ein architektonisches Ratespiel. Wer weiß, zu welchem Gebäude der gezeigten Ausschnitt gehört? In diesem Sinne, viel Spaß! sh

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